Bach-Nachfolger: IOC wählt Chef - im Modus "Top Secret"

    Bach-Nachfolger gesucht:Top Secret: IOC wählt neuen Chef

    von Susanne Rohlfing
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    Eine Frau und sechs Männer bewerben sich um das höchste Amt im Weltsport. Der deutsche Präsident Thomas Bach tritt nach zwölf Jahren ab. Die Wahl ist alles andere als transparent.

    IOC Präsident Thomas Bach
    Nach zwölf Jahren ist Schluss. Das IOC wählt einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin von Präsident Thomas Bach.
    Quelle: AP

    Gesucht wird der zehnte Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) - oder die erste Präsidentin. Gewählt wird am 20. März. In der nun 131 Jahre währenden Geschichte des inzwischen Milliarden schweren Weltsport-Imperiums gab es bislang nur neun Anführer.

    Pierre de Coubertin am längsten als IOC-Chef im Amt

    Am längsten war Pierre de Coubertin im Amt, von 1896 bis 1925 der zweite Präsident des IOC. Er gehörte 1894 zu den Gründungsmitgliedern des Ringe-Ordens und gilt heute als der Vater der modernen Olympischen Spiele.
    Seit 2013 steht Thomas Bach, deutscher Jurist und Fecht-Olympiasieger von 1976, an der Spitze des IOC. Acht Jahre im Amt plus eine Verlängerung um vier Jahre bei einer Wiederwahl - so sehen es die aktuellen Statuten für einen IOC-Präsidenten vor. Bachs Zeit als IOC-Chef ist somit abgelaufen.

    Bach wollte länger IOC-Präsident bleiben

    Wirklich eingestanden hat das der 71-Jährige sich und den gut 100 IOC-Mitgliedern aber erst am letzten Wochenende der Olympischen Spiele von Paris. Da gab er bekannt, seinen Posten wirklich räumen zu wollen.
    Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, besucht das Halbfinale im Sportklettern der Frauen.
    Thomas Bach macht aus seiner Zukunft weiter ein Geheimnis. "Meine Amtszeit endet 2025. Es wird Wahlen geben - so oder so", sagte der IOC-Präsident.10.08.2024 | 4:17 min
    Vorher stand im Raum, eine Änderung der Olympischen Charta anzustreben und dem Präsidenten so eine weitere Amtszeit über die absolvierten zwölf Jahre hinaus zu ermöglichen. Einige IOC-Mitglieder hatten Bach diesen Wunsch offiziell vorgetragen.
    Letztlich musste Bach aber wohl erkennen, doch nicht mehr genügend Strippen in der Hand zu halten für einen solchen Vorstoß.

    100 IOC-Mitglieder wählen Präsidenten

    Und so wird also bei der 144. IOC-Sitzung vom 18. bis 21. März in Griechenland ein neuer Präsident oder die erste Präsidentin bestimmt, die Wahl durch die gut 100 IOC-Mitglieder soll am Donnerstag in geheimer Abstimmung erfolgen.
    Für Dienstag ist eine Eröffnungs-Zeremonie im antiken Olympia geplant, am Mittwoch geht es dann in einem entlegenen Luxus-Resort auf der Peloponnes weiter.

    Wahl unter Ausschluss der Öffentlichkeit

    Es passt ins Bild des IOC, dass es seine inneren Angelegenheiten gern unter sich und bei weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit klärt. Besonders Thomas Bach ist in all seinen Jahren im Amt nie wirklich warm geworden mit den Medien. Mit hölzerner Rhetorik und autokratischem Machtgebaren hat er eine Mauer um sich und seine Vertrauten gezogen.

    Die Favoriten
    • Kirsty Coventry: 41 Jahre, langjährige IOC-Funktionärin und Sportministerin aus Simbabwe
    • Lord Sebastian Coe: 68 Jahre, Organisator der London-Spiele 2012 und Präsident des Internationalen Leichtathletikverbandes, Brite
    • Juan Antonio Samaranch Junior: 65 Jahre, Investment-Banker aus Spanien

    Weitere Kandidaten
    • Johan Eliasch: britisch-schwedischer Unternehmer und Präsident des Ski-Weltverbandes
    • Prinz Faisal bin Al Hussein: Bruder des jordanischen Königs
    • David Lappartient: Präsident des internationalen Radsportverbandes UCI, Franzose
    • Morinari Watanabe: Präsident des Internationalen Turn-Verbandes, Japaner

    Nun wollen eine Frau und sechs Männer seine Nachfolge antreten. Doch Wahlkampf? Einen intensiven Austausch von Ideen für die Zukunft? Ein Kräftemessen der Favoriten? Alles Fehlanzeige.

    Kontakte und nicht Programm entscheidend

    Kampagnen, Auftritte, intensive Reisetätigkeiten, digitale Likes von anderen IOC-Mitgliedern - das alles war den Kandidaten im Vorfeld der Wahlen verboten. Beim IOC zählt nicht, wer sich öffentlich mit Transparenz und guten Strategien am besten verkaufen kann, sondern wer im Verborgenen, in den Hinterzimmern des Sports die besten Kontakte knüpft und die lukrativsten Deals abschließt.
    Bei der einzigen erlaubten Wahlkampf-Veranstaltung durften sich die sieben Kandidaten im Januar für jeweils 15 Minuten den IOC-Mitgliedern präsentieren. Hinter verschlossenen Türen, ohne Technik, mit einem Monolog. Nachfragen waren nicht zugelassen.

    Zehn-Minuten-Auftritt vor Medienvertretern

    Anschließend gab es für jeden eine Audienz von zehn Minuten vor 30 ausgewählten Medienvertretern. Entsprechend wenig ist bekannt über die Auftritte der Präsidentschafts-Anwärter.
    Wer mag, kann sich auf der Internetseite des IOC durch die PDF-Präsentationen der Kandidaten lesen. Eine Prognose zum Ausgang der Wahl macht die Lektüre aber nicht einfacher.
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