WM-Favoriten: Wer stürzt Dänemarks Handball-Könige?

Die Wettquoten sprechen eine deutliche Sprache. Wer vor den Handball-Weltmeisterschaften der Männer, die am Dienstag in Dänemark, Norwegen und Kroatien starten, zehn Euro auf Dänemark setzt, bekommt im Fall eines dänischen Sieges lediglich 19 Euro zurück. Ein vierter dänischer WM-Triumph in Folge - das gab es noch nie in der Geschichte des seit 1938 ausgetragenen Championats - scheint programmiert.

Cheftrainer Nikolaj Jacobsen muss allerdings auf zwei Heroen verzichten: Supertorhüter Niklas Landin und Rückraumstar Mikkel Hansen haben nach dem Olympiagold in Lille ihren Rücktritt erklärt. "Ich hoffe, dass wir nach den Gesprächen, die wir geführt haben, keinen großen Verlust spüren werden", sagt Mathias Gidsel, der dänische Welthandballer des Jahres 2023 in Diensten der Füchse Berlin.

An der Favoritenstellung des Titelverteidigers ändert das aber nichts. "Nikolaj hat so viele starke Spieler, dass er mit zwei Mannschaften unter die besten Fünf der Welt kommen könnte", glaubt Lars Christiansen, der frühere dänische Linksaußen. Jacobsen lässt keinen Zweifel an den eigenen Titel-Ambitionen. Vor der WM 2023 hatte er die deutsche Mannschaft noch nicht zum Kreis der Medaillenanwärter gezählt.

Das dürfte sich geändert haben nach dem deutschen Olympia-Silber 2024. Die deutsche Mannschaft jedenfalls glaubt fest daran, jede Mannschaft bei der WM schlagen zu können, sagte Rückraumspieler Luca Witzke zum Auftakt der WM-Vorbereitung. Jede? Sogar die Dänen? "Ja", sagte Witzke und nickte. Die Wettanbieter führen Deutschland auf Rang Sechs.

Deutlich höher eingestuft werden die Franzosen, der Rekordweltmeister (sechs Titel). Zwar hat das Team von Cheftrainer Guillaume Gille nach dem Rücktritt von Nikola Karabatic den besten Handballer der Geschichte verloren. Auch muss der beste Individualist, Rückraumstar Dika Mem, wegen einer Schulter-Verletzung passen. Aber Profis wie Nedim Remili oder Melvyn Richardson bürgen für enorme Torgefahr aus dem Rückraum.

Dritter Topfavorit ist Schweden, da die Skandinavier, anders als bei Olympia, wieder auf ihren Rückraumstar Eric Johansson (THW Kiel) zurückgreifen können. Der neue Trainer Michael Apelgren soll nach dem enttäuschenden siebten Platz bei Olympia neue Impulse setzen. Insbesondere die Torhüter der Schweden, allen voran Routinier Andreas Palicka, verkörpern Weltklasse. Der letzte WM-Sieg Schwedens ist allerdings schon eine ganze Weile her. 1999 gewannen die Skandinavier das Turnier zuletzt.

Schweden wäre ein möglicher deutscher Gegner im Viertelfinale - ebenso Spanien, das ähnlich starke Torhüter zur Verfügung hat. Auch Co-Gastgeber Norwegen zählt zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärter, wenngleich Star Sander Sagosen, die Säule des norwegischen Rückraums, in den letzten Jahren etwas nachgelassen hat.

Traditionell als Geheimfavorit gehandelt werden die Isländer, die seit Jahrzehnten unfassbar viele Stars produzieren, obwohl nur rund 330.000 Menschen auf dem Inselstaat im Nordatlantik leben. Doch auch die Wikinger müssen auf einen Topspieler verzichten; Omar Ingi Magnusson (SC Magdeburg) fällt aus. Der Einsatz von Routinier Aron Palmarsson ist zudem fraglich.

Außenseiterchancen werden auch Kroatien und Slowenien eingeräumt. Stärker einzuschätzen sind noch die Ägypter. Nicht nur Rückraum-Linkshänder Yahia Omar (Paris St. Germain) hat viel Erfahrung in der Champions League gesammelt. Auch bei den Weltmeisterschaften 2021 in Ägypten hat die Mannschaft ihre Fähigkeiten demonstriert. Damals scheiterten sie im Viertelfinale erst in einem dramatischen Siebenmeterwerfen - an Dänemark, dem aktuellen Nonplusultra des Handballs.