Jürgen Klopp: Was der Wechsel zu Red Bull bedeutet
Interview
Klopp-Wechsel ins RB-Imperium:"Mit Klopp bekommt das System Red Bull Herz"
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Jürgen Klopp geht zu Red Bull. Marketing-Experte Robert Zitzmann erklärt, wie Klopp dem Konzern neue Glaubwürdigkeit bringt und welchen Einfluss er auf die Bundesliga haben könnte.
Jürgen Klopp hat mit seinem Wechsel zum Red-Bull-Konzern überrascht.
Quelle: IMAGO / PA Images
Der ehemalige RB-Leipzig-Chef und jetzige Red-Bull Sportchef Oliver Mintzlaff hat den Deal eingefädelt: Jürgen Klopp wird am 1. Januar Welt-Fußballchef bei Red Bull. Wie passt das zusammen? Marketing-Experte Robert Zitzmann im Interview.
ZDFheute: Herr Zitzmann, wofür steht die Marke Jürgen Klopp?
Robert Zitzmann: Die Marke Jürgen Klopp ist vor allem eines: ein Mensch. Und dieser Mensch steht für Fußball, Herz und Entwicklung. Er liebt und lebt seinen Sport auf und neben dem Platz, mit Leistung und Leidenschaft, und hat mit der Kontinuität seiner Arbeit und eben seiner ganz eigenen menschlichen Art all seine bisherigen Vereinsumfelder nachhaltig geprägt.
Quelle: Jung von Matt
Robert Zitzmann ist Geschäftsführer und Gesellschafter der Werbeagentur JvM SPORTS. Die Agentur verantwortete u.a. die Vorstellung der DFB-Trikots und die Gestaltung der ZDF-Promotion während der Fußball-EM. Zitzmann ist zudem Vorstandsmitglied beim FC Sheffield.
Seine einmalige Gabe zu kommunizieren - nahbar, originell und gefühlsstark - unterscheidet ihn dabei von den allermeisten seiner Branchenkollegen, denen es oft schwer fällt, ihre Persönlichkeit medial erlebbar zu machen und den Fußball in einen größeren gesellschaftlichen Kontext zu setzen.
Das macht Klopp neben all seinen sportlichen Erfolgen zu einer Lichtgestalt des Weltfußballs - und zum Gesicht und Botschafter für viele Marken. Jeder will etwas davon haben, was Klopp hat: eine starke, vertrauenswürdige Persönlichkeit, die viel mehr ist als nur ein Fußballtrainer oder Manager. Klopp ist the "Normal One", einer für alle.
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ZDFheute: Wie fügt sich das ins System von Red Bull ein?
Zitzmann: Mit Klopp bekommt das System Red Bull Fachkompetenz, Erfahrung, Netzwerk und vor allem eines, was Fußballdeutschland dem Konzern weiterhin abspricht: Herz. Mit Klopp als neuem Kapitän kann es Red Bull gelingen, die Glaubwürdigkeit ihres Fußball-Engagements auf ein neues Level zu bringen. Mit Fokus auf Fußball, auch ohne hundertjähriges Vereinsarchiv mit Pokalen und Schwarz-Weiß Fotos.
Für Klopp hingegen ist die Plattform Red Bull vermutlich die beste Chance für einen nächsten persönlichen Entwicklungsschritt als Fußballexperte und Manager. Und vor allem als Mensch, der nicht mehr jeden Tag auf dem Platz und vor der Presse stehen will. Ohne den emotionalen Rucksack eines Traditionsvereins, aber dem Kern seiner eigenen Marke weiterhin treu bleibend: 100 Prozent Fußball.
Ausgelassene Stimmung in der ZDF-WM-Arena 2006, v.li.: Moderator Johannes B. Kerner, Fußballlegende Pele und die damaligen ZDF-Fußballexperten Jürgen Klopp und Urs Meier.
Quelle: Imago/Simon
Das war Jürgen Klopp auch schon zu seiner Zeit als TV-Experte beim ZDF während der WM 2006, als sich ganz Deutschland in seine Perspektive und seine Sprache für den Fußball verliebte. Freuen wir uns also darauf, Klopp und Red Bull bei ihrer gemeinsamen Entwicklung in den nächsten Jahren zu zusehen. Denn spätestens jetzt werden alle noch genauer hinsehen, und aufgrund der Marke Klopp auch vielleicht bald mit einer anderen Brille.
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ZDFheute: Viele Fans waren empört über den Wechsel. Woher kommt die verzehrte Wahrnehmung auf seine Person?
Zitzmann: Ich denke die Wahrnehmung von Jürgen Klopp ist weder verzehrt noch weitläufig umstritten. Die mediale Auseinandersetzung mit seiner Person deutet fast schon daraufhin, dass er beinahe öffentliche Immunität genießt, wenn man die negativen Social-Media-Reaktionen aus einzelnen Fangruppen in den Hintergrund rückt. Diese Markenstärke hatte zuletzt wohl nur Franz Beckenbauer, als Weltmeister und weltweiter Fußballbotschafter Deutschlands. Dass Klopp für seine erfolgreiche Arbeit und sein gewachsenes Image über zwei Jahrzehnte auch gutes Geld verdient ist nur logisch und konsequent.
Könnten es auch weniger Werbe-Engagements sein? Vielleicht. Aber ich glaube nicht, dass Jürgen Klopp aufgrund der Vielzahl seiner Partnerschaften an Wert verliert. Ganz im Gegenteil: Er hat nachweislich zum Image-Wandel einiger großer Unternehmen beigetragen. Wir können deshalb auch glaubwürdig unterstellen, dass sein jetziger Transfer zu Red Bull zwar sicherlich überdurchschnittlich bezahlt sein wird, aber dass es primär eine Entscheidung für den Fußball und die persönliche Entwicklung war.
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ZDFheute: Was glauben Sie, welche Auswirkungen Klopps Wechsel auf die Bundesliga haben wird?
Zitzmann: Klopps Wechsel zu Red Bull könnte einen neuen Diskurs über die notwendige Professionalisierung von Managementstrukturen in Profiklubs auslösen. Denn auch wenn Klopp vermeintlich vom Traditionsklub aus Liverpool zum Fußballkonzern Red Bull wechselt, hatte er dort bereits in einer vergleichbaren Organisationsstruktur und Management-Kultur gearbeitet. Mit weniger Gremien und medialer Unruhe, mit der sich viele deutsche Klubs regelmäßig Eigentore schießen.
Bei Red Bull kann sich Klopp auf den Fußball konzentrieren und nicht auf die Führung eines Aufsichtsrats. Gleichzeitig leben deutsche Klubs von aktiven Fanszenen mit Meinungsvielfalt und Mitbestimmung, weit über den Fußball hinaus. Fankultur als ein relevantes Kapital, dass dem Fußballverein RB Leipzig beispielsweise komplett fehlt. Hoffen wir also, dass mit Klopp auch ein neuer Fürsprecher für Fortschritt die gesamte Bundesliga bereichern wird, der wiederum die emotionale Kraft von Vereinen wie dem BVB oder Mainz 05 gelebt und geliebt hat.
Das Interview führte Marie-Julie May. Mitarbeit: Gemima Baku
Quelle: Reuters
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