Deutschland - Italien: Fans zwischen Rivalität und Respekt
Deutsche und italienische Fans:Große Rivalität - aber auch tiefer Respekt
von Claudio Palmieri
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Deutschland gegen Italien - und das gleich zweimal binnen drei Tagen: Das lässt niemanden kalt. Wie erleben Fans beider Länder diese Spiele? Eine Reportage zwischen zwei Städten.
Freunde bis zum Anpfiff: Fans in Mailand (v.l. Luca Petrillo, Joachim Dimmer, Tommaso Titone, Carsten Gorrens, Luigi Iervolino; sechster Fan hat sich dazugestellt, Name nicht bekannt).
Quelle: Claudio Palmieri
Gleich die Frage, woher die fünf Freunde sich eigentlich kennen, reißt tiefe Gräben auf. "Naja, Freunde…", hallt es aus der fünfköpfigen deutsch-italienischen Fangruppe, die am Donnerstagnachmittag ein Restaurant nahe dem Mailänder Dom aufsuchen will.
"Bis 20:45 Uhr", stellt Joachim Dimmer klar. Danach sei "Schluss" mit der Freundschaft, witzelt der Rodgauer. "Wenn das Spiel anfängt, sind wir für 90 Minuten keine Freunde mehr", sagt auch Tommaso Titone voraus: "Danach sind wir wieder Freunde. Aber wir gehen immer respektvoll miteinander um."
Tatsächlich ist die Stimmung in Mailands Innenstadt vor dem Viertelfinal-Hinspiel zwischen den Azzurri und der DFB-Elf in der Nations League (1:2) äußerst friedlich und entspannt - nicht nur bei Dimmer und Titone, die mit ihren Freunden und Arbeitskollegen Luca Petrillo, Luigi Iervolino und Carsten Gorrens aus dem Frankfurter Raum angereist sind.
Schon vormittags bewegen sich die ersten Fans mit Deutschland-Trikots und schwarz-rot-goldenen Accessoires zwischen dem Domplatz und dem Castello Sforzeco. Dank bestem Frühlingswetter haben viele ihre Winterjacken in ihren Unterkünften gelassen. Und immer wieder stechen gemischte Gruppen ins Auge: Deutsche und Italiener, die Seite an Seite ins Stadio Giuseppe Meazza gehen wollen.
"Deutschland gegen Italien kommt ja nicht so oft vor", erklärt Iervolino: "Wir haben irgendwann beschlossen: Wir fahren alle zusammen hin, wenn dieses Spiel mal wieder stattfindet. Jetzt haben wir das endlich umsetzen können."
Top-Ausgangslage für die deutsche Nationalelf im Viertelfinale der Nations League: Das Hinspiel in Italien gewinnt die Elf dank Treffern von Kleindienst und Goretzka mit 2:1.20.03.2025 | 8:55 min
Sportliche Rivalität nicht auszublenden
Die sportliche Rivalität, die das Verhältnis der beiden erfolgreichsten Nationalteams Europas nicht erst seit dem WM-Halbfinale in Dortmund 2006 prägt, kann die Gruppe natürlich nicht ausblenden.
Spätestens bei den Ergebnistipps scheiden sich wieder die Geister. "3:1 für Deutschland", "2:0 Italien - und dann schicken wir die U21 nach Dortmund", "Die Italiener können sich die Reisekosten für das Rückspiel sparen": Das Frotzeln und Necken gehört bei Dimmer, Iervolino und Co. zum guten Ton. Doch auch hier kommen am Ende wieder alle zusammen.
"Deutschland ist der Favorit, das muss man ehrlich sagen", sieht Titone die Chancen schon vor dem Hinspiel bei 70/30 für die DFB-Elf. "Hauptsache, es wird ein Spiel, über das man hinterher wieder schön diskutieren kann", lenkt auch Dimmer sportsmännisch ein. Für Nicola Costa, Carmine Faragò und Antonino Mancani ist der Auftritt der Squadra Azzurra im Dortmunder Westfalenstadion mehr als nur Fußball.
Fans vor dem Nations League Spiel am 23.03.25 in Dortmund (v.l.: Carmine Faragò, Antonino Mancani, Nicola Costa mit Nachwuchs).
Quelle: Claudio Palmieri
Erinnerungen an den WM-Sommer 2006
Faragò, der 2004 nach Deutschland kam, war im WM-Sommer 2006 als 18-Jähriger hautnah dabei, als der spätere Weltmeister im Hotel Landhaus Milser in Duisburg eincheckte - in seiner deutschen Heimatstadt. "Ich war einen Monat lang jeden Tag im Trainingslager. Dort habe ich sogar Luca Toni und Zaccardo persönlich kennengelernt", erinnert sich Faragò vor den Stadiontoren an "einen Monat, den man nicht nacherzählen" könne. "Die Ankunft der Mannschaft in Duisburg war für mich fast noch emotionaler als der WM-Sieg. Diese Jungs waren meine Idole - und sie waren super freundlich und zugänglich." Im Stadion war Faragò 2006 nicht.
Nach Italiens Halbfinalsieg gegen die DFB-Elf gehörte der mittlerweile zweifache Papa aber zu jenen knapp 10.000 Tifosi, die dem späteren Weltmeister einen spontanen Empfang bei der Rückkehr in Duisburg bereiteten. Das Banner, das Faragò und Costa für den Stadionbesuch am Sonntagabend vorbereitet haben, hat eine klare Botschaft: "Come nel 2006. Forza Azzurri" - wie damals, 2006 in Dortmund, soll es im Rückmatch also laufen. "Wir wollen den Jungs klarmachen, dass uns Italienern hier in Deutschland viel an diesem Spiel liegt", meint Faragò. Und spricht damit vielen der über 645.000 "Pass-Italiener" im Lande aus der Seele.
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Quelle: Reuters
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