Ex-Fußballnationalspieler: Karl-Heinz Schnellinger ist tot
Ex-Fußballnationalspieler:Karl-Heinz Schnellinger ist tot
|
Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Karl-Heinz Schnellinger ist tot. Er wurde 85 Jahre alt. Schnellinger war Torschütze im sogenannten Jahrhundertspiel bei der WM 1970.
Karl Heinz Schnellinger in Malente (1970)
Quelle: imago/Horstmüller
Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Karl-Heinz Schnellinger ist tot. Der Torschütze zum späten 1:1-Ausgleich im sogenannten Jahrhundertspiel im WM-Halbfinale 1970 gegen Italien starb am Montagabend in Mailand, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Zuvor hatten italienische Medien berichtet. Am 31. März hatte er seinen 85. Geburtstag gefeiert.
Schnellinger mit einem Tor zur Legende
Der Linksverteidiger sorgte vor bald 54 Jahren mit seinem Ausgleich in der Nachspielzeit für die Verlängerung in der Partie gegen Italien, die bis heute als eines der besten Fußballspiele der Geschichte gilt. Italien gewann im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt 4:3 nach Verlängerung und unterlag danach Brasilien im Finale, Deutschland wurde Dritter. Schnellinger verdiente damals schon sein Geld in Italien und lebte dort auch nach seinem Karriereende.
Dieses einzige Tor in seinen 47 Länderspielen machte Schnellinger zu einer Legende des deutschen Fußballs. Dass Schnellinger auch in einem anderen Klassiker auf dem Platz stand - bei der 2:4-Niederlage im WM-Finale gegen England 1966 - und bei der WM 1958 in Schweden Vierter wurde, damals noch mit Fritz Walter, ist weniger bekannt. Sein letztes Länderspiel bestritt er 1971 gegen Albanien. Als die Bundesrepublik kurz darauf 1972 und 1974 Europa- und Weltmeister wurde, hieß der linke Verteidiger schon Paul Breitner.
Schnellinger war nur "Carlo il Biondo"
Dafür gewann Schnellinger mit seinen Vereinsmannschaften etliche Titel. Im letzten Jahr vor der Einführung der Bundesliga wurde er 1962 Meister mit dem 1. FC Köln. Anschließend wechselte er nach Italien, zunächst zur AC Mantua, dann zur AS Rom und schließlich zur AC Mailand. Mit den Rot-Schwarzen wurde er dreimal italienischer Pokalsieger, einmal Meister, zweimal holte er den Europapokal der Pokalsieger und einmal die Trophäe der Landesmeister.
Italiens Rekordtorschütze hat im Jahrhundertspiel beim WM-Halbfinale 1970 in Mexiko gegen die DFB-Elf mit Franz Beckenbauer gespielt. Nun ist "Gigi" Riva mit 79 Jahren gestorben.
"Carlo il Biondo" ("Der blonde Karl"), wie er in Italien genannt wurde, ist bis heute einer der erfolgreichsten Auslandsprofis. Aber das Leben in der Ferne brachte es mit sich, dass er zu Hause weniger zur Kenntnis genommen wurde als andere.
Und Schnellinger weiter: "Aber das ist in Ordnung so." Karl-Heinz Schnellinger hinterlässt seine Ehefrau, drei Töchter und vier Enkel.
DFB-Präsident Neuendorf würdigt Schnellinger
DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat den verstorbenen Karl-Heinz Schnellinger gewürdigt. "Der Name Karl-Heinz Schnellinger wird für immer mit dem Jahrhundertspiel bei der WM 1970 verbunden sein. Durch sein Tor kurz vor Ende der regulären Spielzeit ermöglichte er erst die an Dramatik kaum zu überbietende Verlängerung", sagte Neuendorf.
"Seine Leistungen und Verdienste gehen jedoch weit über dieses Spiel hinaus. Nur Lothar Matthäus hat unter den deutschen Nationalspielern an mehr WM-Endrunden teilgenommen als er. Karl-Heinz Schnellinger war ein Weltklassefußballer und einer der Ersten, die als Profi den Schritt ins Ausland wagten", sagte Neuendorf.
Italienische Pressestimmen zum Tode Schnellingers
"Addio Schnellinger, mit der AC Mailand warst Du unbesiegbar! Der Fußball verliert Karl-Heinz, den italienischen Deutschen. Er ist in aller Stille gegangen, so wie er sich am Ende des legendären Matches Italien-Deutschland verabschiedet hatte."
"Italien verabschiedet sich von Schnellinger, dem Helden der AC Mailand und des Jahrhundertspiels Italien-Deutschland."
"Die TV-Kommentatoren liebten ihn vor allem wegen seines blonden Haarschopfes, den man auch dann noch erkennen konnte, wenn es im San-Siro-Stadion neblig war. Dann fingen die Probleme an, wenn es darum ging, den Namen auszusprechen: Karl-Heinz Schnellinger."
"Die AC Mailand trauert um Schnellinger, einer der Champions, die mit Nereo Rocco als Trainer die Welt erobert hatte. Schnellinger hatte Italien im Blut, nicht umsonst hat er 50 Jahre seines Lebens in Italien verbracht."