Neuer Nationalcoach: Wück - die smarte Lösung für DFB-Frauen

    U17-WM-Coach folgt auf Hrubesch:Wück - die smarte Lösung für die DFB-Frauen

    von Frank Hellmann
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    Der U17-Weltmeistertrainer Christian Wück übernimmt nach Olympia von Horst Hrubesch das deutsche Frauen-Fußballnationalteam. Ein kleines Risiko spielt bei dieser Lösung mit.

    Christian Wück beim Empfang der U17-Weltmeister in Frankfurt im Dezember
    Christian Wück beim Empfang der U17-Weltmeister in Frankfurt im Dezember
    Quelle: dpa

    Natürlich verändert das Weltmeister-Etikett vieles. Und wer wie Christian Wück für den deutschen Fußball in Krisenzeiten binnen eines Jahres gleich zwei Lichtblicke hinbekommt, in dem er mit den U17-Junioren erst eine Europameisterschaft, dann eine Weltmeisterschaft gewinnt, der hat selbst im eigenen Hause viele Schulterklopfer. Zu besichtigen gerade erst wieder am vergangenen Donnerstag auf dem DFB-Campus, als sich die Trainer und Trainerinnen der verschiedenen Nachwuchsteams über die Zukunft austauschten.

    Wück ist der dritte Mann als Frauen-Nationalcoach

    Nicht jeder hat zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, was der DFB an diesem Freitag verkündete: dass der U17-Weltmeistercoach Wück nach Pionier Gero Bisanz und Notretter Horst Hrubesch der dritte Mann wird, der das deutsche Frauen-Nationalteam trainiert.
    Dies aber erst ab Sommer, wenn Hrubesch mit "seinen Mädels", wie er immer sagt, das Turnier der Olympischen Spiele (26. Juli bis 11. August) gespielt hat. Dann bricht die Ära Wück an.
    Das Endspiel um die Olympia-Teilnahme:

    Hrubesch Wücks Wegbereiter

    "Dieses Team zu coachen, die vorhandene individuelle Qualität der Spielerinnen weiterzuentwickeln und die Mannschaft damit auch zukunftsfähig für Erfolge zu machen, zählt zu den spannendsten und verantwortungsvollsten Aufgaben im deutschen Fußball", sagt der 50-Jährige. Anspruchsvoll ist der Auftrag auch.
    Im verkorksten Jahr 2023 lag bis Herbst fast das gesamte Potenzial der deutschen Fußballerinnen brach, ehe Hrubesch vor allem die internen Zwistigkeiten beendete. Aber auch unter ihm wirkte der Matchplan bisweilen eindimensional, lief der Umbruch erst in Ansätzen an.

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    Mit Hrubesch zu Olympia

    Das Gute ist, dass Wück keinen Kaltstart hinlegen muss, was wegen seiner fehlenden Erfahrung im Frauenbereich ein Wagnis gewesen wäre. Der mit seiner Nachfolgeregelung höchst zufriedene Hrubesch verantwortet erstmal auch noch die gesamte EM-Qualifikation, bei der Deutschland zuerst in Linz gegen Österreich (5. April) und dann gegen Island in Aachen (9. April) antritt. Dritter Gegner auf dem Weg zur EM-Endrunde 2025 in der Schweiz ist Polen (31. Mai und 4. Juni). Auch Spieltag fünf und sechs (12. und 16. Juli) sind noch vor Olympia angesetzt.
    Deutschlands Spielerinnen haben keine richtige Sommerpause, aber der enge Terminplan hat einen Vorteil: In dieser Phase kann sich Wück als Beobachter betätigen, was sicherlich nicht verkehrt ist, weil er sich Hintergrundwissen im Fußball der Frauen erst noch aneignen muss.

    Wück genießt Lob von oben

    Lange hieß es, einen solchen Quereinsteiger wolle der DFB nicht verpflichten, doch bei Wück als einem "ausgewiesenen Experten", wie Präsident Bernd Neuendorf sagte, war das kein Ausschlusskriterium.
    Sportdirektorin Nia Künzer lobt den seit 2011 beim DFB in verschiedenen Funktionen arbeitenden Franken, der mit seiner Expertise, Vita und Charakter die von ihr genannten Voraussetzungen an fachlicher Eignung und menschlicher Kompetenz mitbringen dürfte.

    Hayes und Sundhage wären Option gewesen

    Während Künzers Vorgänger Joti Chatzialexiou gerne Colin Bell (Nationaltrainer Südkorea) geholt hätte, wäre die Weltmeisterin von 2003 auch mit internationalen Größen wie Emma Hayes oder Pia Sundhage warm geworden. Beide entschieden sich aber früh als Nationaltrainerin für die USA beziehungsweise die Schweiz.
    Nun hat Nia Künzer für die Schlüsselpersonalie ihres Zuständigkeitsbereichs eine pragmatische, smarte Lösung gefunden - und nicht darauf beharrt, dass nach Tina Theune, Silvia Neid, Steffi Jones oder Martina Voss-Tecklenburg wieder zwingend eine Frau den Posten besetzen muss.

    Popp: Geschlecht egal

    Mehrere Spielerinnen, zuletzt Kapitänin Alexandra Popp, hatten betont, dass Alter oder Geschlecht gar keine Rolle bei der Auswahl spielen sollten: Die Person müsse "voll und ganz für diesen Posten blühen", sagte die 32-Jährige.
    Interessant, dass mit Wück auch Maren Meinert als Co-Trainerin zum Nationalteam zurückkehrt: Die 50-Jährige war unter Neid bei A-Turnieren stets dabei, gilt als meinungs- wie durchsetzungsstarke Fußballlehrerin und gewann mit der U20 zwei WM-Titel. Die Besetzung des zweiten Co-Trainerpostens will der DFB noch klären.
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    • Gero Bisanz (1982 bis 1996): Führte die DFB-Frauen 1989, 1991 und 1995 zu den ersten drei von insgesamt acht EM-Titeln. 1995 verlor er mit seiner Mannschaft das WM-Finale gegen Norwegen
    • Tina Theune (1996 bis 2005): Erwarb als erste Frau die Fußballlehrer-Lizenz. Mit der DFB-Auswahl war sie überaus erfolgreich, gewann den ersten WM-Titel (2003 in den USA), drei EM-Titel (1997, 2001, 2005) und zwei Mal Olympia-Bronze (2000 und 2004).
    • Silvia Neid (2005 bis 2016): Gewann mit den DFB-Frauen nach anfänglichen Schwierigkeiten 2007 in China den zweiten Titel bei einer WM sowie die EM-Titel 2009 und 2013. Tiefpunkt: Aus im Viertelfinale der Heim-WM 2011 gegen Japan. Glorreicher Schlusspunkt: Olympia-Gold 2016 in Rio. Leitet mittlerweile die Scouting-Abteilung.
    • Steffi Jones (2016 bis 2018): Behielt ihren Posten nur 543 Tage. Beim EM-Turnier 2017 scheiterte das deutsche Team unter ihrer Regie schon im Viertelfinale.
    • Horst Hrubesch (März 2018 bis November 2018): Sprang nach der Trennung von Jones erstmals als Interimstrainer ein. Mit zunächst sieben Siegen in Serie führte er die DFB-Frauen erfolgreich durch die WM-Qualifikation.
    • Martina Voss-Tecklenburg (November 2018 bis November 2023): Viertelfinal-Aus bei der WM 2019 in Frankreich, Finaleinzug bei der EM in England 2023, Vorrunden-Aus bei der WM 2023 in Australien und Neuseeland. Die viel diskutierte Trennung erfolgte offiziell im November 2023.
    • Horst Hrubesch (Oktober 2023 bis August 2024): Schaffte als Interimstrainer die Olympia-Qualifikation.

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