Champions League: Harter Wettbewerb für Wolfsburg und Bayern

Manchmal haben Missgeschicke auch etwas Gutes. Im Vorjahr hatten Trainer Tommy Stroot und seine erfolgsverwöhnten Fußballerinnen des VfL Wolfsburg die Gruppenphase der Champions League verpasst. Motivation genug, es nun besser zu machen.

"Einmal nicht dabei zu sein, hat in unserer Gruppe eine Riesengier kreiert", so Stroot gegenüber ZDFheute. Der deutsche Vizemeister und Pokalsieger kann den Startschuss in die Königsklasse beim italienischen Meister AS Rom am Dienstag folglich kaum erwarten. Am Mittwoch folgt der Bundesliga-Spitzenreiter FC Bayern mit dem Heimspiel gegen das englische Topteam Arsenal.

Nachdem in der vergangenen Saison erstmals kein deutscher Klub die K.o.-Runde erreicht hatte, sind die beiden Aushängeschilder nun gefordert. Der Bundesliga-Dritte Eintracht Frankfurt verspielte die Qualifikation bereits beim Miniturnier gegen Sporting Lissabon. Die beiden Aushängeschilder, die sich passenderweise gleich am Samstag auch noch im Bundesligaduell in der VW-Arena duellieren, kämpfen in der Gruppenphase um die internationale Konkurrenzfähigkeit des deutschen Fußballs der Frauen.

Gerade auf Vereinsebene tut sich enorm viel. Die führenden Klubs aus England, Frankreich und Spanien drehen fortwährend an der Gehaltsspirale, neuerdings betreiben auch Lizenzvereine aus Italien oder Portugal einen größeren Aufwand.

"Mein Ziel ist es definitiv, und das ist keine Vorgabe des VfL, ins Viertelfinale einzuziehen, weil es einfach in meinem Sportlerherz liegt", sagt Stroot. Ein Selbstläufer ist das mitnichten. Wolfsburg muss außer gegen Rom noch gegen Rekordgewinner Olympique Lyon und Neuling Galatasary Istanbul ran.

Bayern spielt desweiteren gegen Juventus Turin und Valerenga IF aus Oslo. "Wie in den vergangenen Jahren haben wir aus einigen Lostöpfen die schwerstmöglichen Gegner erwischt", findet Trainer Alexander Straus. Ein Vorrundenaus sollte der Norweger mit seinem makellos in die Liga gestarteten Ensemble tunlichst vermeiden.

Bayerns Star-Stürmerin Pernille Harder sieht Titelverteidiger FC Barcelona im Moment als Topfavorit an. "Wir haben jetzt im Frauenfußball so viel Konkurrenz, dass es außer Barca circa acht Team gibt, die die Möglichkeit haben, in diesem Turnier sehr weit zu kommen", sagt die Dänin dem "kicker". Der eigene Anspruch bleibt unberührt.

"Unser Ziel ist klar: Wir wollen den Sprung ins Viertelfinale schaffen", fordert Sportdirektorin Bianca Rech, die auf internationaler Bühne noch Steigerungsbedarf erkennt. Mit seinen Fußballerinnen gewann der FCB noch nie die Königsklasse. Das bereits bei den Männern praktizierte Ligen-System wird bei den Frauen erst 2025 eingeführt, wenn dann auch noch ein zweiter Europapokalwettbewerb im klassischen K.o.-System dazukommt.

Dass die Vereine der Frauen-Bundesliga kürzlich eine "Geschäftsplan Frauen-Bundesliga Projekt GbR" gründeten, ist dem "immer größer werdenden Ausgabendruck" geschuldet, wie zuletzt Katharina Kiel, Technische Direktorin bei Eintracht Frankfurt erklärt. In Deutschland schraubte Bayern die Investitionen nach oben, um die noch am Kreuzband verletzte Lena Oberdorf aus Wolfsburg mit Hilfe einer Ausstiegsklausel zu verpflichten oder Giulia Gwinn und Sydney Lohmann im Sommer zu Vertragsverlängerungen zu bewegen.

Wolfsburg hingegen verlor mit Ewa Pajor (FC Barcelona) oder Dominique Janssen (Manchester United) weitere Leistungsträgerinnen. Es gebe halt immer mehr Konkurrenten, die "als Marke und mit ihrem Standort eine deutlich höhere Strahlkraft haben", wie VfL-Direktor Ralf Kellermann einräumte.

Vielleicht auch deshalb spricht sein Trainer Stroot von einer "Riesenmotivation". Zumal es auch die letzte Saison für die aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Kapitänin Alexandra Popp sein könnte, die bereits bei den Champions-League-Triumphen 2013 und 2014 auf dem Feld stand.