Kritik an Schiedsrichterinnen: DFB wehrt sich gegen Vereine
Kritik an Schiedsrichterinnen:DFB keilt gegen Vereine zurück
von Frank Hellmann
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Der DFB reagiert pikiert auf die Kritik an den Leistungen der Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga. Das Verhältnis zwischen Verband und Vereinen ist empfindlich getrübt.
In der Frauen-Bundesliga ist eine Qualitätsdebatte um die Leistungen der Schiedsrichterinnen entbrannt.
DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann fand es bei allem Unmut über Fehlentscheidungen "nicht in Ordnung, wie unsere Schiris öffentlich unter Druck gesetzt werden. Das hat mit Fairplay nichts zu tun. Gerade auch im Jahr der Schiris, in dem ein zentrales Thema die Respekt- und Wertschätzungskultur war." Doch ist es deswegen einem Verein wie dem 1. FC Nürnberg nicht erlaubt, eine "vereinsübergreifende, ligaweite Problematik" anzusprechen?
Osman Cankaya, Sportlicher Leiter der Clubfrauen, hatte in einer Pressemitteilung darüberhinaus "qualitative Missstände und strukturelle Defizite" beklagt. Dem Vernehmen nach hat er vielen Klubvertretern aus der Seele gesprochen. Zimmermann aber hält nichts vom Vorschlag, zur Lösung zunächst auch Männer pfeifen zu lassen.
Seine scharfzüngige Replik: "Fehlentscheidungen sind immer ärgerlich, darüber ärgern sich unsere Schiedsrichterinnen am meisten. Unabhängig davon sind wir überzeugt, dass die Leistung einer Person nicht mit dem Geschlecht zusammenhängt. Männer sind nicht automatisch die besseren Unparteiischen." Das Verhältnis zwischen Verband und Vereinen steuert bei den Frauen gerade auf einen neuen Tiefpunkt zu.
Keine deutsche Hauptschiedsrichterin bei WM 2023
Eintracht Frankfurt lehnte zwar auf Anfrage eine Stellungnahme zu den Schiedsrichterinnen ab, doch dessen Vorstandssprecher Axel Hellmann hatte zuletzt von einem "Grummeln" in der Liga gesprochen, denn:
Bei der Professionalisierung gehe es in allen Bereichen nicht schnell genug. Dass auch die Schiedsrichterinnen international den Anschluss verlieren, ist offenkundig: Bei der WM in Australien und Neuseeland war erstmals keine Hauptschiedsrichterin aus Deutschland nominiert worden. Katrin Rafalski kam bloß als Assistentin zum Einsatz.
Der FC Bayern München hat den Ausrutscher des VfL Wolfsburg genutzt und sich in der Bundesliga wieder an die Spitze gesetzt. Der Titelverteidiger gewann 4:0 gegen den SC Freiburg.05.02.2024 | 5:19 min
Die bei der WM 2007 noch selbst pfeifende Christine Baitinger als Sportliche Leiterin der Schiedsrichterinnen behauptet unverdrossen: "Wir haben Top-Schiedsrichterinnen, auch junge." Riem Hussein oder Fabienne Michel leiten Spiele in der 3. Liga bei den Männern, während in der Frauen-Bundesliga ausnahmslos weibliche Unparteiische zum Einsatz kommen.
Vizepräsidentin Mammitzsch missfällt Debatte
Die zuständige Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch gefällt es überhaupt nicht, dass das Thema überhaupt Gegenstand einer öffentlichen Diskussion wird:
Ohne genauer auf den Inhalt der Kritik einzugehen, verurteilte die Funktionärin vor allem die Form: "Es ist schon sehr befremdlich, wie unsere Schiedsrichterinnen auf diese Art und Weise öffentlich an den Pranger gestellt werden." Ziel sollte doch nicht die Konfrontation sein. Dazu verwies sie auf den "gemeinsamen Weg zwischen Verband und Vereinen".
Nur wo führt der hin, wenn die Bundesliga-Spitzenteams erstmals in der Königsklasse nicht mehr im Viertelfinale vertreten sind? Im Sommer werden vielleicht Nationalspielerinnen wie Lena Oberdorf oder Sydney Lohmann gehen, weil England seine Women’s Super League dreimal so gut vermarktet.
Führende Vereine sind inzwischen der Meinung, dass die höchste deutsche Frauen-Spielklasse in einer eigenständigen Gesellschaft mit finanzkräftigen Partnern besser aufgehoben ist. Wer am besten dort die Spiele leitet, würde dann vielleicht auch ergebnisoffen besprochen.
Der 1. FC Nürnberg kritisiert die Leistungen der Schiedsrichterinnen in der Fußball-Bundesliga der Frauen. Der Club beklagt Mängel beim DFB und fordert männliche Schiedsrichter.