FCN-Sportchef Cankaya:"Wollen uns in Bundesliga etablieren"
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Der Abstieg aus der Frauen-Bundesliga ist so gut wie besiegelt. Dennoch will sich der 1. FC Nürnberg beim Meister FC Bayern (Sonntag 14 Uhr/live im ZDF) gut verkaufen.
Osman Cankaya, Sportchef der Fußballerinnen vom 1. FC Nürnberg.
Quelle: Imago
Bei sechs Punkten Rückstand auf den 1. FC Köln und einer deutlich schlechteren Tordifferenz kann der 1. FC Nürnberg den Abstieg aus der Frauen-Bundesliga vor dem Auswärtsspiel beim FC Bayern (Sonntag 14 Uhr/live im ZDF) kaum mehr verhindern. Der Sportliche Leiter der Club-Frauen, Osman Cankaya, spricht über die Erfahrungen dieser Spielzeit und die Zukunft.
ZDFheute: Zwei Spieltage vor Schluss hat Aufsteiger 1. FC Nürnberg nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt. Wie gehen die Club-Frauen das Spiel beim Meister Bayern München an?
Osman Cankaya: Ich sage allen Mitarbeitenden und allen Spielerinnen immer, dass wir eine realistische Arbeit leisten müssen. Es bräuchte mehr als ein Wunder, deshalb müssen wir die Ausgangslage sachlich annehmen: Wir werden vermutlich nicht zweistellig beim FC Bayern gewinnen.
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Cankaya: Das muss man trennen: Natürlich wollen wir gewinnen, aber wir werden kaum noch den Kampf um den Klassenerhalt spannend gestalten können. Am besten betrachten wir das Spiel am Wochenende isoliert.
ZDFheute: Was nehmen Sie als Erfahrung aus dem Bundesliga-Intermezzo mit?
Cankaya: Es mag poetisch klingen, aber wir haben uns vor fünf Jahren für einen bestimmten Weg mit anderen Wertigkeiten entschieden. Diese Saison hat so viele Erfahrungen und Emotionen, positiv wie negativ, ausgelöst, wovon die wenigsten bei uns geträumt haben. Dennoch kann es nur ein Teilabschnitt sein. Wir möchten uns mittelfristig in der Bundesliga etablieren.
ZDFheute: Sie haben alle Heimspiele im Max-Morlock-Stadion ausgetragen. Die schwache Heimbilanz legt nahe, dass das große Stadion nicht gerade beflügelt hat. Und vermutlich war es ein Zuschussgeschäft.
Cankaya: Der Verein wollte uns Equal Play, also dieselben Bedingungen wie bei den Männern, ermöglichen. Tatsächlich war das Stadion nicht immer von Vorteil, obwohl wir in der Zuschauertabelle im Mittelfeld lagen, was sich aber in so einem großen Stadion nicht bemerkbar macht. In der 2. Bundesliga werden wir wieder an den Valznerweiher gehen.
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ZDFheute: Es stand sicherlich nicht zur Debatte, sich den Klassenerhalt zu erkaufen, oder?
Cankaya: Wir sind wirtschaftlich sicher eines der kleinsten Lichter der Liga. Aber in dieser Opferrolle möchte ich uns gar nicht sehen, denn wir haben hier Zugriff auf die gesamten professionellen Einrichtungen der Männer. Und wir haben gezeigt, dass wir mit einigen besonderen Merkmalen punkten konnten.
ZDFheute: Welche waren das?
Cankaya: Wir haben einen außergewöhnlichen Ansatz, den Kader zusammenzustellen. Wir versuchen mit neuen Methoden und datenbasiert zu scouten. Wir entdecken dadurch Spielerinnen, die andere nicht sehen oder vielleicht falsch einschätzen - so sind wir von der Regionalliga in die Bundesliga aufgestiegen. Das ist eines unserer Alleinstellungsmerkmale.
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ZDFheute: Sie haben im Februar für Aufsehen gesorgt, indem Sie sich vehement über die Leistungen der Schiedsrichterinnen beklagt und eine ligaweite Problematik angesprochen haben. Hat dieser öffentliche Vorstoß geholfen?
Cankaya: Eine Stammtischdiskussion hat niemand verdient. Ich glaube, dass der Ball jetzt beim DFB liegt. Die Vakanzen wurden auch in mehreren internen Gesprächen benannt. Es bringt nichts, jetzt bei dem Thema noch mal draufzuhauen. Wenn ich merke, dass etwas im Argen liegt, mache ich auch weiterhin meinen Mund auf.
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ZDFheute: Der DFB scheint dem Druck nachzugeben und die Bundesliga früher als geplant aufzustocken. Nach einem Übergangsjahr könnte schon 2025/2026 mit 14 Teams gespielt werden. Begrüßen Sie das?
Cankaya: Das ist aus meiner Sicht definitiv der richtige Weg. Wir haben immer mehr Vereine, die auf dem Weg der Professionalisierung die Bundesliga erreichen möchten. Es gibt objektiv ganz viele Argumente, weil wir damit die Attraktivität und die Reichweite erhöhen. Elf Heimspiele in zwölf Monaten sind zu wenig. Das ist keine professionelle Außendarstellung.