Nächster DFB-Gegner Schweiz: Wo das Yakin-Team steht

    Nächster DFB-Gegner :Wo die Schweiz vor dem Deutschland-Spiel steht

    von Patrick Brandenburg
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    Bloß keine negativen Gedanken: Die Schweiz verbucht das Remis gegen Außenseiter Schottland als Teilerfolg und betont vorm Showdown mit Deutschland bewusst ihre Stärken.

    Die Spieler von der Schweiz bedanken sich nach dem Spiel bei den Fans.
    Die Schweizer Nationalmannschaft muss sich bei der EM als nächstes gegen das deutsche Team beweisen.
    Quelle: dpa

    Ein glückliches Unentschieden gegen Schottland, zählt das schon als Dämpfer? Im Normalfall schon für die Schweizer Nationalmannschaft. Aber eine EURO ist nicht der Normalfall. Positiv denken ist angesagt bei den ambitionierten Eidgenossen, die beim EM-Turnier in Deutschland erstmals über das Viertelfinale hinaus kommen wollen.
    "Wir sind noch nicht ganz durch, aber haben einen großen Schritt gemacht", sagte Trainer Murat Yakin nach dem mauen 1:1 und gab auf der Pressekonferenz im Bauch des Kölner Stadions als Spin-Doktor den gewünschten Ton für die nächsten Tage vor. Es geht um die Deutungshoheit. Von den offensichtlichen Problemen im Spielaufbau oder in der Defensive war keine Rede.
    19.06.2024, Baden-Württemberg, Stuttgart: Fußball, UEFA Euro 2024, EM, Deutschland - Ungarn, Vorrunde, Gruppe A, Spieltag 2, Stuttgart Arena, Deutschlands Kai Havertz (M) kämpft mit Ungarns Willi Orban (r) und Milos Kerkez um den Ball.
    Im Vorrundenspiel gegen Ungarn wurde schnell klar, dass es schwieriger werden würde als gegen Schottland. Schließlich erreicht Deutschland mit einem 2:0 das Achtelfinale.19.06.2024 | 2:34 min

    Glückliches Händchen bei der Aufstellung

    Angesichts der klar besseren Tordifferenz gegenüber den Schotten und der Tatsache, dass auch die vier besten Gruppendritten im Rennen bleiben, ist der Schweiz der Einzug in die K.-o.-Runde kaum zu nehmen. Eine Offenbarung war die Partie aber nicht gegen die Bravehearts, die im ersten Spiel gegen Deutschland unter die Räder gekommen waren.
    Davon wollte der bis zum EM-Start hart kritisierte Yakin nichts wissen.

    Ich bin glücklich über die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben. Je länger das Spiel gedauert hat, desto besser haben wir es durchgezogen.

    Murat Yakin, Trainer

    Sich selbst konnte der Coach ein glückliches Händchen bei der Aufstellung zugute halten - wie schon gegen Ungarn.

    Shaqiri rettet das Remis

    Nachdem er beim Auftaktsieg mit taktischen Kniffen und einer neuen Rolle für Michel Aebischer überraschte, zog der Coach nun einen Routinier aus dem Hut: Xherdan Shaqiri. Der ehemalige Bayern-Kampfzwerg, inzwischen in der Major League Soccer für Chicago Fire aktiv, rechtfertigte das Vertrauen mit einem Geniestreich.
    Nach dem katastrophalen Rückpass von Schottlands rechtem Außenverteidiger Anthony Ralston schweißte der 32-Jährige den Ball aus vollem Lauf und aus zwanzig Metern in den Torwinkel. Ein Weltklassetor, dass der Schweiz das Remis rettete.
    "Jeder hat gesehen, dass er für die besonderen Momente lebt", lobte der Coach den Torschützen - und ein wenig auch sich selbst. Das Traumtor bewahrte Yakin vor unangenehmen Fragen. Dass die Zweifel der Vor-EM-Phase zurückkehren, kann er nicht gebrauchen.
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    Xhaka mit ungewohnt viel Mühe

    Im Vorrundenfinale am Sonntag können die Schweizer mit einem Sieg über Deutschland immer noch den Gruppensieg holen. Beide Teams dürften ein Interesse daran haben, schließlich droht dem Zweiten der Gruppe A im Achtelfinale ein Duell mit Titelverteidiger Italien oder Spanien.
    Viel Selbstvertrauen konnten die Schweizer für den Showdown in Frankfurt aber nicht sammeln. Die Achse Granit Xhaka, Manuel Akanji und Yann Sommer stand längst nicht so sicher wie beim EM-Auftakt. Leverkusens sonst so souveräner Leader Xhaka ließ viel mehr Bälle durchrutschen als üblich. Der frühere Dortmunder Akanji hatte so seine Mühe, die Abwehr zusammenzuhalten.

    Es fehlt an der Effizienz

    Vor allem auf der rechten Seite brannte es mehrfach lichterloh. Fabian Schär hatte viel Mühe mit den frechen Schotten John McGinn und Andrew Robertson. Schär war es auch, der mit einem unglücklichen Eigentor die frühe Führung der Schotten besorgte. Im zweiten Durchgang rettete der Pfosten beim Kopfball von Grant Hanley, in der Nachspielzeit Akanji in höchster Not.
    In der Offensive der Schweizer war eigentlich nur Dan Ndoye ein echter Lichtblick und seine gute Chemie mit dem Augsburger Ruben Vargas. Der Stürmer des FC Bologna bestätigte seine starke Form aus dem Ungarn-Spiel.
    Gleich zwei Mal hatte der 23-Jährige den Führungstreffer auf dem Fuß: mit einem feinen Schlenker vor der Pause und im Duell Eins-gegen-Eins. "Schade, dass wir die Effizienz nicht hatten", sagte Trainer Yakin. War das doch eine Prise Selbstkritik?

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