Fußball-EM: Österreich - Geheimfavorit, der keiner sein will
Österreich gegen Frankreich:Rangnicks Team will kein Geheimfavorit sein
von Claudio Palmieri
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Bei der Fußball-EM setzt Österreich auf Teamgeist. Doch was ist mit der Rolle als Geheimfavorit, die Rangnicks Team vor dem Auftakt gegen Frankreich zugeschrieben wird?
Österreichs Nationaltrainer Trainer Ralf Rangnick mit Christoph Baumgartner (l.) und Michael Gregoritsch (r.).
Quelle: IMAGO
Beim Thema Rod Stewart ist sich Österreichs Fußball-Nationalmannschaft nicht ganz einig geworden. Ein großer Teil der ÖFB-Elf folgte tatsächlich dem Vorschlag von Ralf Rangnick - und besuchte am Samstagabend das Konzert der 79-jährigen Pop-Ikone in Berlin mit dem Teamchef.
Michael Gregoritsch und Christoph Baumgartner schwebten vor dem EM-Auftakt in Gruppe D gegen Frankreich am Montag (21 Uhr/ARD) in Düsseldorf ganz andere Dinge vor.
"Das hat aber nichts mit der Musik zu tun", betonte Gregoritsch: "Die Anspannung ist bei mir eher in die Richtung, dass ich mich daheim vorbereiten will." Der Stürmer des SC Freiburg und der Mittelfeldmann von RB Leipzig hatten sichtlich Spaß daran, ihr alternatives Entspannungsprogramm vorzustellen: ein "Pärchenabend", ein Saunabesuch, "Netflix and chill". Dinge, die "sehr, sehr gute Freunde" eben so machen.
Die Stimmung rund um das Schlosshotel in Grunewald, wo der ÖFB-Tross sein Trainingsdomizil bezieht, ist fast schon verdächtig prächtig. Doch wer die Entwicklung seit Rangnicks Amtsantritt im Mai 2022 verfolgt hat, weiß: "Teamgeist" ist bei den Rot-Weiß-Roten mehr als nur der Titel einer Doku-Reihe über Österreichs Weg zur EM.
"Die Jungs kommen gerne und so muss es auch sein", ergänzte Rangnick.
Chancen haben die Niederlande zum Auftakt mehr als genug. Trotzdem verteidigen die Polen bis in die Schlussphase ein 1:1. Dann kommt Joker Wout Weghorst und dreht die Partie.
16.06.2024 | 7:58 min
David Alaba als Rangnicks verlängerter Arm
Die Reaktion von Kapitän und Abwehrchef David Alaba auf sein EM-Aus ist für Rangnick der ultimative Beweis dafür, dass es intern stimmt. "Allein, dass David überhaupt dabei ist, ist außergewöhnlich. In anderen Nationalmannschaften sind verletzte Spieler gar nicht dabei, sondern in der Reha oder im Urlaub", bekräftigte der 65-jährige Schwabe vor Kurzem im ORF.
Real-Madrid-Star Alaba, der kurz vor Weihnachten einen Kreuzbandriss erlitt, schimpft sich jetzt "Non-playing captain" und dient Rangnick als verlängerter Arm im Trainerteam. Inoffiziell hat der 31-Jährige diese Rolle schon länger inne. Und nicht nur er.
Arnautovic: Vom Enfant terrible zum Teamplayer
Beim 6:1-Testspielerfolg gegen die Türkei Ende März lief neben dem Ex-Münchner auch der damals verletzte Sturmroutinier Marko Arnautovic (35 Jahre/Inter Mailand) durch die Katakomben des Wiener Ernst-Happel-Stadions. Auch das einstige Enfant terrible geht schon lange als Vorbild und Teamplayer voran.
Aus der Bundesliga gehören zwölf Spieler zum ÖFB-Kader: Christoph Baumgartner (Leipzig), Michael Gregoritsch (Freiburg), Florian Grillitsch (Hoffenheim), Florian Kainz (Köln), Konrad Laimer (FC Bayern), Philipp Lienhart (Freiburg), Philipp Mwene (Mainz), Marcel Sabitzer (BVB), Romano Schmid (Bremen), Nicolas Seiwald (Leipzig), Patrick Wimmer (Wolfsburg), Maximilian Wöber (Gladbach).
19 der 26 EM-Fahrer verdienen ihr Geld im Ausland – so viele wie bei keinem anderen Teilnehmer.
Neben Alaba fallen mit Stammtorwart Alexander Schlager (Knieverletzung), Mittelfeldmotor Xaver Schlager und Stürmer Sasa Kalajdzic (beide Kreuzbandriss) für die Fußball-EM aus. Ein dickes Brett für eine Mannschaft, die mit Vizeweltmeister Frankreich, den Niederlanden und Polen die wohl schwerste Konstellation neben der so genannten "Todesgruppe B" mit Spanien, Kroatien, Italien und Albanien erwischte.
Wohl auch deshalb wies Rangnick Österreichs Status als EM-Geheimfavorit zuletzt von sich:
Für den Auftakt gegen Frankreich ist Stewart-Fan Rangnick "überzeugt, dass wir eine Chance haben", wie er erklärte: "Ich weiß aber, dass wir selbst die besten Leistungen, die wir bisher gezeigt haben, noch übertreffen müssen, um das Spiel am Montag zu gewinnen."
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft geht mit einer Pleite gegen Österreich in die Winterpause. Die Highlights vom Testspiel in Wien, das 0:2 verloren ging.21.11.2023 | 8:55 min
Österreich besiegte Italien und DFB-Elf
Trotzdem: Die starken Resultate in der Ära Rangnick - Siege gab es unter anderem gegen Kroatien (3:0), Italien (2:0) und Deutschland (2:0) - haben Hoffnungen in der Alpenrepublik geschürt, dass mehr möglich ist als das EM-Achtelfinale. In der Runde der letzten 16 scheiterte Österreich vor drei Jahren am späteren Champion Italien (1:2 nach Verlängerung).