Youtuber als falsches Maskottchen im Stadion: UEFA reagiert
"Dinge angepasst":Fake-Maskottchen im EM-Stadion: UEFA reagiert
von Christoph Söller
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Ein Youtuber schleust sich beim EM-Eröffnungsspiel ins Stadion ein und deckt Mängel im Sicherheitskonzept der UEFA auf. Jetzt äußert sich der Fußballverband nach dem Desaster.
Youtuber Marvin Wildhage hat es nicht nur zum Training der Nationalmannschaft geschafft - er schleuste sich auch zur Eröffnungszeremonie ein. Ohne Ticket.
Quelle: dpa
Der Auftakt in die Europameisterschaft ist seit Tagen vorüber, doch die Klickzahlen auf ein kurioses Youtube-Video rund um das Eröffnungsspiel laufen jetzt erst richtig auf Hochtouren. Der Youtuber Marvin Wildhage hat sich beim Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland als EM-Maskottchen "Albärt" getarnt und unerlaubt Zugang in die Münchner Arena verschafft.
Während der Eröffnungszeremonie tanzte Wildhage als Fake-Maskottchen auf dem Spielfeld, machte Selfies mit TV-Experte Mario Gomez und lud die ganze Aktion als Video bei Youtube hoch. Die Zwischenbilanz nach zwei Tagen: mehr als 1,7 Millionen Aufrufe, knapp 7.000 Kommentare (Stand 19.6.2024). Was im Netz viele als gelungene Aktion feiern, wirft heikle Fragen auf.
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Wie kam der Youtuber an einen Mitarbeiterausweis?
Die Idee, sich ohne Ticket ins Eröffnungsspiel einzuschleusen, hatte der Youtuber schon vor Monaten. Er bereitete seine Aktion präzise vor: Er kaufte ein teures "Albärt"-Kostüm und fälschte eine Uefa-Akkreditierung.
Möglich war das, weil Wildhage im Internet original Uefa-Bändchen kaufen konnte und zahlreiche Volunteers Fotos mit ihrer Akkreditierung auf Social Media hochluden, obwohl es untersagt ist, Fotos mit den Akkreditierungen zu machen - die erste Lücke im Sicherheitskonzept.
Zudem arbeitete einer seiner Freunde als Volunteer bei der Eröffnungszeremonie im Stadion. Der erzählt, dass Volunteers unterschiedliche Akkreditierungsausweise bekommen hätten, teilweise ohne Name und Foto.
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Welche Lücken gab es bei der Einlass-Kontrolle?
Er sollte Recht behalten. Am Tag des Eröffnungsspiels klebte Wildhage auf einen schwarzen VW-Bus ein DFB-Logo, fuhr mit dem Maskottchen-Kostüm und der gefälschten Akkreditierung los und passierte die Sicherheitsschranke. Das alles ist festgehalten auf Video.
In dieser Szene zeigen sich die zwei Seiten des Sicherheitskonzepts der Uefa: Einerseits wird der Kofferraum überprüft und mit Spiegeln die Unterseite des Autos kontrolliert, andererseits arbeiten die Ordner extrem schlampig.
Der QR-Code auf der Fake-Akkreditierung funktioniert (natürlich) nicht. "Aber ihr habt ein Parkticket, na dann passt ja alles…", sagt ein Ordner. Die Schranke öffnet sich, Wildhage fährt durch, "Leute, wir sind drin", sagt er freudig.
Was bedeutet die Aktion für das Sicherheitskonzept der Uefa?
Für die Uefa, die das Event seit Jahren plant, ist der Prank des Youtubers eine absolute Blamage. Die Frage nach der Sicherheit war im Vorfeld des Turniers zentral - und sie ist es noch immer.
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Uefa und Gastgeberland Deutschland wollten perfekt auf rechten und islamistischen Terror, auf mögliche Aktionen von Umweltaktivsten und Cyberangriffe vorbereitet sein - und dann schafft es ausgerechnet ein einzelner Youtuber problemlos in den Innenbereich des Stadions und auf den Platz.
Die Polizei München sieht die Verantwortung bei der Uefa, wie sie betont:
Wie wurde der Vorfall wahrgenommen?
Wie der Vorfall nun aufgearbeitet wird und ob es Konsequenzen für die Ordner gibt, ist unklar. Auf ZDF-Nachfrage versucht die Euro 2024 GmbH, die Aktion als Erfolg zu verkaufen: "Wir haben ihn erwischt, bevor er etwas Schlimmes tun konnte. Unsere Mitarbeiter waren sehr aufmerksam."
Das echte Maskottchen Albärt vor dem Spiel am 14.06.24.
Quelle: dpa
Das Video hinterlässt einen anderen Eindruck: Die Uefa-Mitarbeiterin, die Wildhage alias "Albärt" vom Spielfeld begleitete, hatte keinen Verdacht geschöpft, sondern führte ihn in den Stadioninnenraum, damit das Maskottchen eine Pause machen konnte. Erst dort flog der Schwindel auf. Jemand mit wirklich bösen Absichten hätte genug Zeit gehabt, Schaden anzurichten.
Welche Konsequenzen hat die Aktion ?
Wildhages Aktion ist kein Grund zur Panik, besorgniserregend ist die dennoch. Polizei und Uefa haben sowohl das Sicherheits- als auch das Akkreditierungskonzept gemeinsam erarbeitet, die Umsetzung jedoch ist Sache des Veranstalters, also der Uefa.
Die Euro 2024 GmbH habe nun "Dinge angepasst" und alle Mitarbeiter noch einmal "sensibilisiert", heißt es auf ZDF-Nachfrage.
Für Youtuber Marvin Wildhage könnte der Prank Konsequenzen haben: Die Staatsanwaltschaft München I hat u.a. wegen Urkundenfälschung, Erschleichen von Leistungen und Hausfriedensbruchs Ermittlungen aufgenommen. Die Uefa hat ihm zudem Stadionverbot erteilt.
Christoph Söller ist Reporter im ZDF-Studio München