Julian Nagelsmann - der Bessermacher der Moderne

    Bundestrainer im Porträt :Nagelsmann - der Bessermacher der Moderne

    von Frank Hellmann
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    Julian Nagelsmann ist ein anderer Trainertyp als seine Vorgänger. Überzeugender, entschlossener, tiefgründiger - und jünger.

    Julian Nagelsmann am 10.06.2024.
    Julian Nagelsmann bei der Arbeit. Sein Schwung, seine Ideen, seine Kreativität seien ansteckend, heißt es aus dem Umfeld des Bundestrainers.
    Quelle: Imago

    Wer Julian Nagelsmann zuhört, spürt sofort: Da ist ein Fußballlehrer nicht nur von der Sache überzeugt, sondern auch von sich selbst. Rhetorisch kann ihm kaum jemand das Wasser reichen - wobei das Schöne ist, dass der gebürtige Bayer immer wieder Sätze einstreut, bei sich alle Generationen mitgenommen fühlen.
    Julian Nagelsmann
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    So wie bei seiner Vorstellung im September vergangenen Jahres, als der Bundestrainer auf dem DFB-Campus verriet, warum er bei dem Angebot nicht gezögert habe:

    Ich lasse mich gerne von meinem Bauchgefühl tragen, auch wenn die Gefahr besteht, dass man dann auch mal eine zu große Hose kauft. Also: Machen wir es! Lass es uns wuppen!

    Julian Nagelsmann

    Jüngster Bundestrainer der Nachkriegszeit

    Mit 36 Jahren ist Nagelsmann der jüngste Nationalcoach der Nachkriegszeit. Noch jünger war nur der 1926 installierte Reichstrainer Otto Nerz. Fast ein Jahrhundert später verkörpert Nagelsmann für die Heim-EM, die mit dem Eröffnungsspiel gegen Schottland in München (Freitag 21 Uhr/live ZDF) beginnt, eine andere Art von Trainertyp als seine jüngsten Vorgänger.
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    Überzeugender als Hansi Flick, entschlossener als Joachim Löw, tiefgründiger als Jürgen Klinsmann. Sein Schwung, seine Ideen, seine Kreativität, für die auch seine Co-Trainer Sandro Wagner und Benjamin Glück, Wegbegleiter und Freund seit gemeinsamen Zeiten bei der TSG Hoffenheim stehen, seien ansteckend, heißt es aus dem Umfeld.

    Auch misslungene Experimente für Nagelsmann

    Selbstzweifel sind seine Sache nicht. Und alle aus seiner Zeit beim FC Bayern wissen: Sein Selbstvertrauen ist nicht klein. Nagelsmann hat dazu mal gesagt:

    Die großen Dinge entstehen nur, wenn man bereit ist, ins Risiko zu gehen.

    Julian Nagelsmann

    Er hat auch schon bei der DFB-Elf zu viel gewagt: Auf den gelungenen Einstand gegen die USA (3:1) und Mexiko (2:2) folgten misslungene Experimente gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2).
    Danach stellte der Bundestrainer alles noch mal neu auf: Er holte Toni Kroos zurück, vertraute Jonathan Tah oder Paccal Groß, trennte sich von Mats Hummels oder Leon Goretzka. Ein Kern von 13 Feldspielern bildet seinen Stamm, der Rest sind Herausforderer, die jeden Tag mit einem breiten Grinsen bei der Nationalelf sind.

    Nagelsmann: Beliebter als der Bundeskanzler

    Nagelsmann weiß, dass er die nächste Zeit fast wichtiger als der Bundeskanzler Olaf Scholz ist. "Bundestrainer ist der wichtigste Trainerjob in Deutschland", sagt Sportdirektor Rudi Völler. Der 64-Jährige ist mehr als nur ein väterlicher Ratgeber geworden.





    Nur weil Völler den Vertrag verlängerte, hat sich auch Nagelsmann bis 2026 an den Verband gebunden. Dafür darf diese Europameisterschaft nicht wie die letzten beiden Weltmeisterschaften in der Vorrunde beendet sein. Zu seiner Rolle hat er viele Interviews gegeben, bei denen er zwar Nähe zuließ und doch eine Distanz wahrte. Seit er mit einer Journalistin liiert ist, die er über seine Tätigkeit in München kennenlernte, muss er zwangsläufig Grenzen fürs Privatleben setzen.

    Keine Frage, Nagelsmann wird Schlagzeilen machen

    Sportlich gibt es für Nagelsmann gar kein Limit. "In der Vergangenheit waren der Fußball und die Nationalmannschaft oft Mittel, die Stimmung zu drehen", teilte er im Verbandsmagazin mit und nannte die WM 1954 als "leuchtendes Beispiel". Aber auch die anderen großen Titel "hatten jeweils Bedeutung über den Sport hinaus. Mich würde es wahnsinnig freuen, wenn uns Vergleichbares gelänge."
    Viel mehr Auftrag für die Mission seiner Mannschaft, die in der Gruppe gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz favorisiert ist, geht nicht. Doch ist Deutschland auch schon für Duelle gegen Italien und Spanien bereit, die früh in der K.o.-Runde kommen könnten?
    Nagelsmann schiebt indes selbst das Finale am 14. Juli in Berlin nicht beiseite. Attraktiv und erfolgreich will er spielen lassen, schließlich würden die Leute viel Geld bezahlen, um ins Stadion zu kommen. Der Titel? Warum nicht? Er ist ein "Anti-Angsthase", wie die "Frankfurter Rundschau" schrieb. Der "Kicker" titelte zu seinen ersten acht Monaten: "Einmal Chaos und zurück". Völlig offen, wie die Schlagzeile in einem Monat lautet.

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