Fußball-EM 2024: Schweizer Plan geht auf - Ungarn zu passiv
Deutschlands Gruppengegner:Schweizer Plan geht auf: Ungarn zu passiv
von Frank Hellmann
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Die Schweiz feiert einen stimmungsvollen Auftaktsieg gegen die Ungarn. Deren Trainer sieht für das nächste Gruppenspiel gegen Deutschland schwarz.
Die Highlights der Partie Ungarn - Schweiz im Video15.06.2024 | 7:55 min
Nachhaltiges Reisen hilft nicht nur der Umwelt, sondern mitunter auch dem Kopf. Murat Yakin hatte nach dem verdienten Auftaktsieg der Schweiz gegen Ungarn (3:1) bei der Fußball-EM 2024 jedenfalls derart gute Laune ins Rheinland gebracht, dass der Coach der Eidgenossen über die Zugfahrt am Tag zuvor plauderte. Die Zeit im ICE von Stuttgart nach Köln habe er sich nämlich mit Schachspielen vertrieben - und sein nicht namentlich genanntes "Opfer" (O-Ton Yakin) gleich zweimal in der Bahn besiegt.
Schweizer Schachzüge gehen auf
Eine bessere Blaupause für den auch atmosphärisch ziemlich gelungenen Start in Köln vor mindestens 15.000 Anhängern aus der Alpenrepublik in Gruppe A hätte es nicht geben können. Denn die taktischen Winkelzüge des vor einigen Monaten wegen der zähen EM-Qualifikation teils heftig kritisierten Fußballlehrers der Eidgenossen gingen in Manier eines Großmeisters auf.
Die DFB-Elf steht im Falle eines Sieges gegen Ungarn (ab 18 Uhr) sicher im EM-Achtelfinale - unabhängig vom Ausgang des Abendspiels zwischen Schottland und der Schweiz (21 Uhr). Das steht nach dem 2:2 zwischen Kroatien und Albanien fest. Der Grund: Deutschland könnte zwar auch mit sechs Punkten in der Gruppe A noch auf Rang drei abrutschen, falls die Schotten am Abend die Schweiz schlagen. Doch selbst dann wird das DFB-Team sicher zu den vier besten Gruppendritten gehören, da in den Gruppen B und C der Dritte nicht mehr auf sechs Punkte kommen kann.
Ohne Unentschieden in zwei anderen Gruppen hätte die Schweiz nicht gegen Schottland verlieren dürfen, um ein vorzeitiges Weiterkommen der DFB-Elf bei einem Sieg gegen Ungarn schon am Mittwochabend definitiv möglich zu machen. Bei einem Remis oder einer Niederlage gegen Ungarn ist der Einzug ins Achtelfinale noch nicht gesichert.
Wer bitte hatte mit Kwadwo Duah und Michel Aebischer in der Startelf der "Nati" gerechnet? Niemand. Doch mit diesen Überraschungsgästen überrumpelte Yakin sein Gegenüber Marco Rossi. Auf die überraschende Aufstellung und Ausrichtung hatten die vor allem in der ersten Halbzeit massiv überfordert wirkenden Ungarn keine Antwort.
Schachmatt auf Schweizerisch sah auf dem Kölner Spielfeld so aus: Einen blitzgescheiten Aebischer-Steckpass verwertete der flinke Duah zum 1:0 (14.), das 2:0 erzielte der fleißige Aebischer mit einem filigranen Schlenzer selbst (45.). Und um das glückliche Händchen des Strategen Yakin zu krönen, lupfte der eingewechselte Breel Embolo die Kugel am Ende zum 3:1 über die Linie (90.+2).
Die Spielorte der Fußball-EM 2024
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Seine ersten beiden Torschützen hätten ihn in der Vorbereitung überzeugt, und letztlich bringe er "die formstärksten Spieler", sagte Yakin. Der vergangenen Sommer vom 1. FC Nürnberg zu Ludogorez Rasgrad in die bulgarische Liga gewechselte Stürmer Duah hätte "gute Laufwege" im Training gezeigt - dann reichen 45 Minuten Länderspielerfahrung fürs EM-Debüt.
Und Mittelfeldmann Aebischer habe eben "eine gute Saison" beim für die Champions League qualifizierten FC Bologna hinter sich. Duah und Aebischer sind mit 27 Jahren keine Jungspunde mehr, aber "angenehme Jungs" für die Gemeinschaft, wie der mal wieder besonnen Regie führende Granit Xhaka erzählte.
Yakin: "Noch viel Arbeit vor uns"
Die Metamorphose von der Randfigur zum Matchwinner im Rampenlicht hatte nicht mal Kapitän Xhaka erwartet, der auch erst am Spieltag von Yakins Planspielen erfuhr. Der 49-jährige Coach ging gewaltig ins Risiko, hat nun aber noch andere Spieler als den diesmal gar nicht eingesetzten Xherdan Shaqiri als X-Faktor.
Das DFB-Team lässt Schottland nicht den Hauch einer Chance. Wirtz und Musiala legen schnell zwei Tore vor. Den spektakulärsten Treffer erzielt Joker Füllkrug.14.06.2024 | 8:23 min
Dennoch wollte der ehemalige Bundesligaspieler vom VfB Stuttgart und 1. FC Kaiserslautern keinen Überschwang walten lassen. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns, denn wir haben auch Mühe gehabt", spielte der Schweizer auf die unruhige Phase rund ums Anschlusstor von Barnabas Varga an (66.).
Ungarn defensiv zu anfällig
Unter dem Strich waren die Ungarn allerdings deutlich unterlegen - und sind in dieser Verfassung der nächste Sparringspartner der Deutschen. Erstaunlich, wie viele Patzer sich in der anfälligen Abwehr Willi Orban von RB Leipzig leistete; erschreckend, wie wenig Durchsetzungsvermögen sein ehemaliger Mitstreiter Dominik Szoboszlai aufbrachte.
Der ja immerhin beim FC Liverpool hochgeschätzte ungarische Kapitän wirkte ausgebrannt. "Wir waren viel zu passiv", kritisierte Trainer Rossi, der sich gleich selbst "als ersten Sündenbock" geißelte.
Rossi dämpft die Erwartungen
Wenn man jetzt auf den Gemütszustand schaue, führte der Italiener aus, "dann erscheint es ein fast unmögliches Unterfangen, dass wir in vier Tagen gegen Deutschland gewinnen". Für das zweite Gruppenspiel gegen den EM-Gastgeber in Stuttgart dämpfte der 59-Jährige vorsorglich die Erwartungen trotz der guten Bilanz gegen diesen Gegner in jüngerer Vergangenheit: