Gegen Portugal wieder keine Tore:Frankreich: Mit Minimalismus ins Halbfinale
von Claudio Palmieri
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Frankreich steht trotz anhaltender Torflaute im EM-Halbfinale und macht sich fast schon einen Spaß daraus. Portugals Top-Star Cristiano Ronaldo wählt einen Abgang mit Stil.
Natürlich waren die Kameras sofort auf ihn gerichtet. Trauer und Ungläubigkeit standen Cristiano Ronaldo denn auch ins Gesicht geschrieben.
Der 39-jährige Stürmerstar der Portugiesen bewahrte aber nach dem 3:5-Elfmeterdrama gegen Frankreich die Fassung, klatschte ein paar Gegenspieler fair ab und machte sich auf den Weg vor die eigene Kurve. Dort spendeten Fans und Mannschaft sich gegenseitig Applaus - und Trost.
Portugals Trainer: Viele Chance und bessere Leistung
Viel mehr war nach Portugals Aus im EM-Viertelfinale zunächst nicht über "CR7" in Erfahrung bleiben. Ob sein 212. Länderspiel für die Selecao sein letztes sein würde, blieb am Freitagabend unklar. Nationaltrainer Roberto Martinez richtete den Fokus lieber auf das Kollektiv. "Wir leiden als Team unter dieser Niederlage", sagte der Spanier und zeigte sich "sehr stolz" auf seine Mannschaft.
63 Prozent Ballbesitz und "sehr viele Chancen im Spiel" zählte Martinez für seine Elf auf, die optisch tatsächlich überlegen war. "Was die bessere Leistung angeht, hätten wir gewinnen können", befand der frühere Coach der belgischen Nationalelf.
Viel weiter wollte der 50-Jährige in seiner Analyse nicht gehen:
Hochklassige Begegnung
Der Gang ins Elfmeterschießen war vielleicht die einzige logische Schlusspointe, die die hochklassige Begegnung vor 47.789 Zuschauern im Hamburger Volksparkstadion hervorbringen konnte.
Portugals starker Linksaußen Rafael Leao, der spielerisch erneut enttäuschende Saudi-League-Legionär Ronaldo, aber auch Kylian Mbappé, Randal Kolo Muani und Ousmane Dembélé auf der Gegenseite: Sie alle ließen zum Teil exzellente Chancen liegen, um die Neuauflage des EM-Finals von 2016 zu entscheiden.
Die Franzosen, die sich mit zunehmender Spieldauer aufs Kontern beschränkten, setzten derweil ihre kuriose Torlosserie fort. Ein eigener Treffer aus dem Spiel heraus will dem Vizeweltmeister bei dieser EM partout nicht gelingen - trotzdem steht die Équipe Tricolore im Halbfinale.
Frankreich liefert spielerische Magerkost
Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps machte sich hinterher fast schon einen Spaß aus der spielerischen Magerkost seiner Elf. "Es ist offensichtlich", meinte der Weltmeister-Coach von 2018 zur Offensivproblematik, die er auch auf die Formschwäche seines angeschlagenen Top-Stars Mbappé und von Antoine Griezmann zurückführte:
"Kylian und Antoine sind nicht am Maximum dessen, was sie leisten können, aber sie nähern sich an und bringen immer noch viel fußballerische Qualität mit."
Fast schon in Phrasenschweinmanier lobte Deschamps dann die "beispielhafte Solidität" seiner Abwehr:
Selbstvertrauen beim Elfmeterschießen
Verlassen konnte sich der 55-Jährige auch auf seine Elfmeterschützen. Dembélé, Youssouf Fofana, Jules Koundé, Bradley Barcola und Theo Hernández verluden allesamt Portugals Torhüter Diogo Costa, der beim 3:0-Elfmetersieg gegen Slowenien im Achtelfinale drei von drei Versuchen entschärft hatte. Auf der Gegenseite setzte Joao Felix den dritten Versuch der Selecao an den Pfosten.
"Wir hatten viel Selbstvertrauen dabei, die Elfmeter zu schießen", verriet der Ex-Dortmunder Dembélé, der nach seiner Einwechslung den Alleinunterhalter in der Offensive der Bleus gab. Und auch einige positive Ansätze im Angriff sah:
Nach dem knappen Erfolg über Cristiano Ronaldo und Co. können Frankreichs Minimalisten vom dritten EM-Titel nach 1984 und 2000 träumen - und vom vierten Finale bei einem großen Turnier seit 2016. Wie die Équipe Tricolore am Dienstag (21 Uhr) in München gegen Deutschland-Besieger Spanien bestehen will, muss Deschamps indes noch (er)klären.
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