Alipay+ und BYD: Warum chinesische Firmen bei der EM werben
Alipay+, BYD & Co.:Warum chinesische Firmen bei der EM werben
von Luisa Houben, Peking
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Wer das Spiel Deutschland gegen Ungarn schaut, dem wird es wieder auffallen: In den EM-Fußballstadien wimmelt es nur so von Logos chinesischer Firmen. Was dahinter steckt.
Werbebande mit dem Logo des chinesischen Unternehmens Alipay.
Quelle: picture alliance
Chinesische Firmen sind bei dieser Fußball-EM so präsent wie nie: Aus keinem Land kommen mehr Werbepartner. Fünf der 13 Hauptsponsoren stammen aus der Volksrepublik, die an dem Turnier gar nicht teilnimmt: BYD, Alipay+, Ali Express, Hisense und Vivo.
Wie viel sie für dafür zahlen, ist nicht öffentlich. Die UEFA teilt ZDFheute auf Anfrage mit, dazu gäbe es Geheimhaltungsvereinbarungen. "Es sind sicher mehre hundert Millionen Euro, je nach Umfang des Sponsoringvertrags", sagt Simon Chadwick, Professor für Sport und geopolitische Wirtschaft an der Skema Business School in Paris. Er unterrichtet auch an der UEFA Academy, die Aus- und Weiterbildungen anbietet.
aus China
E-Auto-Hersteller BYD
Bezahlplattform Alipay+
Online-Handelsplattform Ali Express
Elektrogerätehersteller Hisense
Handyhersteller Vivo
aus Deutschland
Sportartikelhersteller Adidas
Lebensmitteldiscounter Lidl
Berufsbekleidungsunternehmen Engelbert Strauss
und außerdem
IT-Dienstleister Atos aus Frankreich
Sportwettenanbieter Betano aus Malta
Reise-Webportal Booking.com aus den Niederlanden
Getränkehersteller Coca-Cola Zero aus den USA
Katarische Tourismusbehörde Visit Qatar
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Was sich chinesische Firmen erhoffen
Die UEFA betont auf ZDFheute-Anfrage, wer Partner werde, entscheide nicht nur die Höhe des Investments:
Der E-Auto-Hersteller BYD stelle bei der EM beispielsweise eine Flotte an Fahrzeugen bereit. Das passe zur Nachhaltigkeitsstrategie des Events.
Es ist nicht neu, dass chinesische Firmen bei internationalen Sportevents werben. Sie mischen auch bei der UEFA-Champions League oder den Olympischen Spielen mit. Was aber versprechen sie sich von Werbung bei einer Europameisterschaft? Drei Gründe:
1. Chinesische Firmen wollen den europäischen Markt erobern
Der E-Autohersteller BYD (Build Your Dreams) ist beispielsweise bisher vor allem auf dem heimischen Markt erfolgreich. Im vergangenen Jahr verkaufte das Unternehmen mehr als drei Millionen Autos - 90 Prozent davon in China. Das will BYD ändern.
BYD-Europa-Geschäftsführer Michael Shu sagte laut eines UEFA-Berichts, man wolle sich "einem breiten Publikum vorstellen". Vor allem mit vergleichsweise günstigen Modellen will das Unternehmen europäische Kunden gewinnen.
Die Werbeoffensive kommt zu einer Zeit, in der die EU China vorwirft, E-Autohersteller unrechtmäßig zu subventionieren. Die Folge könnten Strafzölle auf E-Auto-Importe aus China sein.
BYD löst VW ab, nachdem man sich in Wolfsburg entschieden hatte, die Partnerschaft mit der UEFA nicht zu verlängern. "Das geschah vor dem Hintergrund, dass wir ein Effizienz- und Kostensenkungsprogramm auf allen Ebenen gestartet haben, mit dem Ziel, die Zukunftsfähigkeit von Volkswagen zu sichern", sagte der Leiter der Sportkommunikation bei VW, Gerd Voss, der Berliner Zeitung. Volkswagen aber bleibe im Fußball präsent, unter anderem als Hauptsponsor des DFB und der Deutschen Nationalmannschaft.
Zwei andere chinesische Sponsoren des Turniers kommen aus dem Alibaba-Konzern: der Online-Handelsplattform Ali Express und das Online-Bezahlsystem Alipay+. Letzteres nutzen in China fast 900 Millionen Menschen, zum Beispiel für Onlinebanking, Shopping oder Taxibestellungen. Dabei macht die App sie zu gläsernen Usern. Laut einer Studie europäischer Datenschutzbehörden, haben chinesische Sicherheitsbehörden "weitreichende Zugriffsrechte auf alle Kommunikationsschnittstellen, die dortige Unternehmen betreiben", teilt der stellvertretende Datenschutzbeauftragte Hamburgs, Ulrich Kühn, ZDFheute mit.
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Inwiefern Daten aus Europa ebenfalls offengelegt werden, sei unklar. Aber, dass China "umfassende Auswertungen der Wirtschaftsaktivitäten auf der ganzen Welt" vornehme schon.
Die Partnerschaften mit der UEFA könnte Kritik wie dieser entgegenwirken. "Viele Europäer haben in Bezug auf China wenig positive Assoziationen, manchmal sogar sehr, sehr negative", sagt Marketing-Experte Chadwick. "Als EM-Sponsoren aber können sich chinesische Firmen als verantwortungs- und vertrauensvolle Partner zeigen." Und davon profitiert auch der chinesische Staat.
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2. China will geopolitische Stärke beweisen
Laut Chadwick geht es bei der EM-Werbung um mehr als den wirtschaftlichen Erfolg einzelner Unternehmen: "Dahinter steht auch eine geopolitische Strategie." Für China sei das Turnier eine Gelegenheit, sich als ein legitimes Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu präsentieren.
China wolle politische Stärke beweisen. Was auch zu Hause, bei den Chinesinnen und Chinesen gut ankäme.
3. Auch chinesische Fans sollen angesprochen werden
Denn sie lassen sich für die Fußball-EM begeistern. Die Einschaltquote des staatliche Fernsehsenders CCTV 5 ist seit Beginn der EM deutlich gestiegen. Beim Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland stieg der Marktanteil des Senders um 46 Prozent im Vergleich zum Vortag. Laut des Senders schalteten vor allem junge und gebildete Chinesen zum Anstoß an - nachts um drei Uhr.
Auch sie sind potenzielle Kunden. "Die chinesischen EM-Sponsoren werben auch um chinesische Fußballfans", sagt Chadwick. Ihnen könnten die Marken zeigen, dass sie über das eigene Land hinaus relevant sind.
Auch Präsident Xi Jinping dürften die vielen chinesischen EM-Sponsoren freuen. Er ist selbst großer Fußballfan und wünscht sich, dass China einmal an einer Weltmeisterschaft teilnimmt. Einen entsprechenden Plan veröffentlichte Peking 2015. Dieser sah unter anderem vor, dass Schülerinnen und Schüler mehr Fußball spielen.
Aufgegangen ist das bisher bekanntermaßen nicht. Das Interesse an Fußball und vor allem internationalen Turnieren aber ist weiterhin groß. Und so wird ein Spiel wie Deutschland gegen Ungarn auch in China wieder Millionen Fans vor die Bildschirme locken.
Luisa Houben berichtet aus dem ZDF-Studio Peking.
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