Der SSV Ulm erwartet den FC Bayern: Der Sommer der Spatzen

    Gegen den FC Bayern im DFB-Pokal:SSV Ulm: Der Sommer der "Spatzen"

    von Christoph Ruf
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    Sensationsaufsteiger Ulm hat aus der Vergangenheit gelernt und will sich in der 2. Bundesliga etablieren. Doch zunächst kommt die Prominenz: Im Pokal erwartet man den FC Bayern.

    18. August 2018, DFB-Pokal, SSV Ulm - Eintracht Frankfurt: Steffen Kienle (SSV Ulm/links) jubelt nach seinem Tor zum 1:0.
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    An Tiernamen hat man sich im deutschen Fußball längst gewöhnt. Wenn von "Zebras", "Störchen" oder "Geißböcken" die Rede ist, wissen die meisten Fußballfreunde, dass es sich dabei um den MSV Duisburg, Holstein Kiel und den 1. FC Köln handelt.
    Künftig wird man sich bei den Reportagen verstärkt auf "Spatzen" einstellen müssen. Denn der zugehörige SSV Ulm stieg am Ende der vergangenen Saison völlig überraschend in die 2. Bundesliga auf. Als Aufsteiger aus der 3. Liga hatte man am Ende beachtliche zehn Zähler Vorsprung vor der Konkurrenz.

    Vom Spatz die Gesetze der Logik gelernt

    Nun wollen die Ulmer, die zuletzt in der Saison 2000/2001 zweitklassig waren, die Liga aufmischen - und am besten schon am Freitagabend (20:45 Uhr/ZDF-Livestream ab 20:15) für Furore sorgen, wenn gleich der FC Bayern München zur Erstrundenpartie im DFB-Pokal ins Donaustadion kommt.
    Kaiserslauterns Torhüter Julian Krahl versucht den Ball zu parieren.
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    Dessen Ehrenpräsident Uli Hoeneß, ein gebürtiger Ulmer, wird dann wohl einige Male erklären müssen, wie seine Heimatstadt zu ihrem Beinamen kam: Der Legende nach hat nämlich ein Spatz beim Bau seines Nestes die Ulmer gelehrt, dass man einen Balken nicht quer sondern längs durch ein Stadttor befördern sollte.

    Ulm hat schon mal den Profifußball aufgemischt

    Das ist nun nicht sehr schmeichelhaft für die Intelligenz der damaligen Einwohner, ändert aber nichts an der Liebe der Ulmer zu "ihrem" Tier, das auf zahlreichen Devotionalien wie dem "Ulmer-Spatz-Marzipan" einer renommierten Konditorei vor Ort präsentiert wird.
    Dabei haben die Ulmer Fußballer, die zuletzt mehr als 20 Jahre in den Ligen vier und fünf verbrachten, schon einmal für Aufsehen im bezahlten Fußball gesorgt. Viel Geld hatten sie auch in den Neunzigern nicht. Aber einen echten Standortvorteil: den Trainer.

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    Rangnicks Karriere nahm in Ulm Fahrt auf

    Bei den Schwaben arbeitete ab 1997 Ralf Rangnick, dessen Karriere an der Donau erstmals Fahrt aufnahm und der mit seiner modernen, auf ballorientierte Raumdeckung basierender Spielweise bundesweit aufhorchen ließ.
    Es waren die Zeiten, in denen die meisten Klubs noch mit Libero und strikter Manndeckung spielten. Ulm agierte hingegen mit Viererkette und einer namenlosen, aber spielintelligenten Mannschaft um Torwart Philipp Laux, Sascha Rösler oder Vereinslegende Dragan Trkulja.

    Ein beispielloser Absturz

    Nachdem Rangnick seinen Wechsel zum VfB Stuttgart publik gemacht hatte, vollendete der Schweizer Martin Andermatt im Sommer 1999 den Aufstieg in die erste Liga, die dann allerdings ein paar Nummern zu groß für Ulm war. Die "Spatzen" wurden von der ersten Liga nach unten durchgereicht.
    Blick von der Seite auf eine Tribüne: Ultras vom FC St.Pauli zünden Pyrotechnik während des Spiels gegen den FC Hansa Rostock.
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    Was folgte, war ein beispielloser Absturz. Zunächst 2001 nach der ersten Insolvenz von dreien (2011 und 2014) von der 2. Liga direkt in die damals fünftklassige Verbandsliga. Erst allmählich berappelte sich der SSV, der zwischenzeitlich jeden Kredit bei der Kommune und den Sponsoren verspielt hatte.

    Rasanter Aufstieg unter Trainer Wörle

    Zuletzt gelang unter Trainer Thomas Wörle der Durchmarsch in den Profifußball. Der ehemalige Trainer der FC-Bayern-Frauen, der mit einer taktisch disziplinierten und effizienten Spielweise aufhorchen ließ, kann auch künftig auf den Kern seines Drittliga-Kaders bauen.
    Thomas Wörle (SSV Ulm)
    Unter ihm gelang der Aufschwung: SSV-Ulm-Trainer Thomas Wörle.
    Quelle: Imago

    So blieben Torwart Christian Ortag, Felix Higl, Tom Gaal, Bastian Allgeier und Kapitän Johannes Reichert nach dem Aufstieg an Bord. Letzterer ist mit einer kurzen Unterbrechung seit 2010 im Verein - und, wenn er mal gesperrt oder verletzt ist, Vorsänger der Ultras.

    Mit schwäbischer Seriosität zum Klassenerhalt

    Große Sprünge auf dem Transfermarkt waren allerdings auch in diesem Sommer nicht drin. Mit nach eigenen Angaben nur sieben Millionen Euro für den Lizenzspieler-Etat sind bei den Verstärkungen enge Grenzen gesetzt.
    Zumindest für einen Verein, der sich fest vorgenommen hat, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und künftig nur noch den Euro auszugeben, den man zuvor eingenommen hat. Mit der neu gewonnenen Seriosität sind sie zuletzt bestens gefahren.

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