DFB-Kampagne in allen Ligen:Profifußball geschlossen gegen Rassismus
von Frank Hellmann
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Breit angelegt wie nie positioniert sich der Profifußball derzeit gegen Diskriminierung. Neben den Profiligen bei Männern und Frauen, zeigt auch die DFB-Elf Flagge.
Unter anderem Köln-Fans positionieren sich gegen Rassismus und Diskriminierung.
Quelle: imago
Der deutsche Fußball positioniert sich derzeit in allen Profi-Ligen der Männer und Frauen gegen Diskriminierung und für ein gesellschaftliches Miteinander. Selbst das jüngste Auftreten der DFB-Elf passt zur breit angelegten Kampagne, an der auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) beteiligt ist.
Es ist nicht so lange her, da waren Spiele im deutschen Profifußball noch eine große Protestbühne. Schmähgesänge auf DFB und DFL untermalten die Spiele, Tennisbälle und Schokotaler flogen auf den Rasen – und kein Spiel in der Bundesliga dauerte ob der vielen Unterbrechungen mehr nur 90 Minuten.
Solidarität statt Protest auf Zuschauerrängen in Stadien
Irgendwie ein gutes Zeichen, dass es auch anders geht. Die Fankurven widmen sich ohne den Investorendeal wieder dem Fußball. Dazu haben DFB und DFL am Wochenende einen gelungenen Doppelpass mit dem Publikum über mehrere Ligen hinbekommen. Unter dem Motto: "Wir stehen zusammen – gegen Rassismus und für 100 Prozent Menschenwürde".
Breiter Applaus brandete in vielen Stadien auf, wenn der Slogan "Together! Stop hate. Be a team" auf einem pinkfarbenen Transparent aufleuchtete. Das Spieltagsmotto war auf den Spielbällen, Kapitänsbinden, Auswechseltafeln und Werbetafeln prominent platziert. Dazu passt, dass auch die deutsche Nationalelf mit ihrem pink-lilafarbenen Auswärtstrikot ein entsprechendes Zeichen setzt, wenngleich in den Sozialen Medien die Kritik an diesem Outfit nicht abreißt.
Das Auswärtstrikot gewagt, das Heimtrikot traditionell - die deutsche Fußball-Nationalmannschaft geht für die Heim-EM im Sommer modisch neue Wege.
Jeder Verein mit eigenen Ideen zur Kampagne
Vor der Länderspielpause wollte die DFL nach eigenem Bekunden ein "klares Statement für Vielfalt, Respekt und gesellschaftlichen Zusammenhalt" setzen. Die Ausgestaltung blieb den Vereinen im Einzelfall überlassen. "Eisern für Menschlichkeit" prangte beispielsweise auf den Warmmach-Shirts von Union Berlin am Samstag vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen (2:1).
Bei Borussia Dortmund machten am Sonntag vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt (3:1) gleich beide Teams auf ihre Kampagnen aufmerksam. Die Eintracht wirbt zum 125-jährigen Vereinsjubiläum ohnehin mit den Worten "125 Jahre Toleranz, Vielfalt, Integration". Ein entsprechendes Schild präsentierte Kapitän Kevin Trapp - und sein Kollege Emre Can einen Schal mit der Aufschrift "Gemeinsam gegen Rassismus".
Marco Rose appelliert an Fans nach Vorfall mit Hassparolen
Blöd nur, dass einige Fans des 1. FC Köln beim Heimspiel gegen RB Leipzig (1:5) mit ihren Hassparolen auf Ostdeutschland den angesprochenen Zusammenhalt konterkariert haben. RB-Trainer Marco Rose sprach zu dieser Grundsatzthematik bereits am Freitag das Wort zum "Fußball-Sonntag": "Die Leute, die das nicht so gut kennen da drüben bei uns, die sollen kommen", sagte der in Leipzig noch zu DDR-Zeiten geborene Coach.
Wichtig, dass sich die Botschaften nicht nur auf die 36 Lizenzvereine beschränkten, sondern auch die 3. Liga und vor allem die Frauen-Bundesliga – beides unter Trägerschaft des DFB – mit im Boot saßen.
Frauen-Bundesliga setzt Aktion fort
In der Frauen-Bundesliga und 2. Bundesliga wird das Bewusstsein für diese gesellschaftlich relevanten Themen mit Stadiondurchsagen und Bannern über LED-Banden bis hin zu speziellen Eckfahnen, Kapitänsbinden und Aufwärmleibchen auch noch den nächsten Spieltag anhalten. Getreu der DFB-Kampagne: "Wir haben was gegen Rassismus."
Der Frauenfußball ist nebenbei mit seiner Offenheit bei der sexuellen Orientierung ein Beispiel für den diesbezüglich verklemmten Männerfußball.
Der Deutsche Fußball-Bund ist beim pinkfarbenen Nationaltrikot auf Kritik vorbereitet gewesen. In einem Video nehmen DFB und Ausrüster die Meckerer auf die Schippe.
Auch DOSB in Kampagne eingebunden
Der Fußball spielte aufgrund seiner enormen medialen Präsenz natürlich eine Schlüsselrolle für das Aktionswochenende, aber der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erreicht noch eine viel größere Basis.
Innerhalb der am 11. März begonnenen Internationalen Wochen gegen Rassismus waren daher generell Aktive, Sportvereine und Sportorganisationen aufgefordert, unter dem Motto "Menschenrechte für alle" Sportveranstaltungen und -aktivitäten durchzuführen und mit Sport und Bewegung in der Gruppe oder einzeln einzustehen – gegen jede Form von Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie für Vielfalt und für ein friedliches Miteinander.
Jürgen Micksch, Vorstand der Stiftung gegen Rassismus, von der die UN-Wochen gegen Rassismus in Deutschland koordiniert werden, sagte: "Es gibt ein sehr großes Interesse an Beteiligungsmöglichkeiten zu den zweiwöchigen Internationalen Wochen. Das Engagement gegen Rassismus im Sportbereich spielt bei den UN-Wochen eine große Rolle."
Im Kampf gegen Diskriminierung hat der DFB eine Anti-Rassismus Kampagne gestartet. Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Botschafter Gerald Asamoah wünschen sich mehr Weltoffenheit.19.03.2024 | 1:41 min