Equal Pay: Dänische Fußballer verzichten auf Gehaltserhöhung

    Equal Pay im Fußball:Dänemarks Fußballer lehnen höheres Gehalt ab

    von Tobias Bluhm
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    Dänemarks Fußball-Nationalspieler verzichten auf eine Gehaltserhöhung, um dem Frauen-Team bessere Bezahlung zu ermöglichen. Im DFB hingegen gibt es noch kein "Equal Pay".

    Mannschaftsfoto Dänemark
    Die dänische Männermannschaft will die Gehaltsbedingungen für das Frauen-Team verbessern.
    Quelle: Tom Weller / dpa

    Die dänische Fußball-Nationalmannschaft der Männer hat auf eine Gehaltserhöhung verzichtet, um dem Frauen-Nationalteam finanzielle Gleichstellung zu ermöglichen.
    Im Kern eines neuen, vierjährigen Vertrages zwischen den Spielern und dem Verband DBU stehe das Ziel einer gleichen Grundvergütung für Männer und Frauen, die ihr Land bei internationalen Spielen vertreten. Die Einigung tritt nach der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Kraft.

    Frauen lehnten Gehaltskürzung der Männer ab

    Vorangegangen waren monatelange Verhandlungen zwischen der Spieler-Gewerkschaft Spillerforeningen und dem DBU. Zunächst habe es einem Bericht der internationalen Spielerunion Fifpro zufolge Uneinigkeiten darüber gegeben, woher das zusätzliche Geld für die Frauen kommen sollte.
    Demnach habe der Verband zunächst vorgeschlagen, das Geld für den Ausgleich der Gender-Pay-Gap vom Männerteam zu nehmen und den Frauen zu geben. Mit einer Gehaltskürzung der Männer zugunsten der Frauen waren beide Teams aber nicht einverstanden.
    Christian Eriksen (Dänemark) und Erik Janza im Zweikampf.
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    Spielervereinigung: "Ein außergewöhnlicher Schritt"

    "Die Männermannschaft hat sich stattdessen entschieden, in ihrer neuen Vereinbarung keine Änderungen der Bedingungen zu fordern", erklärt Spillerforeningen-Direktor Michael Sahl Hansen. An den Verhandlungen beteiligt waren: Christian Eriksen, Andreas Christensen, Thomas Delaney, Pierre-Emile Hojbjerg, Simon Kjaer und Kasper Schmeichel.
    "Es ist ein außergewöhnlicher Schritt, um die Bedingungen der Frauen-Nationalmannschaften zu verbessern. Statt also bessere Bedingungen für sich selbst zu fordern, dachten die Spieler darüber nach, die Frauenmannschaft zu unterstützen."
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    Gleiche Grundvergütung für Männer und Frauen

    Der neue Plan des dänischen Verbands umfasst verschiedene Punkte:
    • Die Herrenmannschaft verzichtet auf eine Gehaltserhöhung.
    • Die Männer- und Frauen-Nationalspieler erhalten die gleiche Grundvergütung. Hierbei handelt es sich um eine Teilnahmevergütung, ohne Boni oder weitere Aufschläge.
    • Der Versicherungsschutz der Frauenmannschaft (+ 50 Prozent) und der U-21-Männermannschaft (+ 40 Prozent) wird erhöht, ermöglicht durch eine Reduzierung des Versicherungsschutzes der Herrenmannschaft um 15 Prozent.
    • Die Spieler und der DBU werden gemeinsam ein Hauptquartier für alle Nationalmannschaften (Männer, Frauen, Jugend) betreiben.
    • Schaffung eines Entwicklungsfonds, der anteilig von der Herrenmannschaft (50 Prozent) und dem Verband DBU (50 Prozent) finanziert wird.
    Der Entwicklungsfonds ist dazu gedacht, die Bedingungen für alle DBU-Teams zu verbessern - etwa bei den Anlagen oder Trainingsbedingungen. Die Herrenmannschaft und der Verband wollen dabei jeweils eine Million Kronen (umgerechnet rund 134.000 Euro) in einen Topf einzahlen, sobald sich ein Team für eine Welt- oder Europameisterschaft qualifiziert.
    winkle
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    Verhandlungen für neue Frauenteam-Vergütung im Sommer

    Der Verzicht auf eine Gehaltserhöhung für das Männer-Team gilt als erster Schritt einer Gleichstellung im dänischen Verband: Im Sommer stehen noch Verhandlungen für eine Erhöhung des Grundgehalts für die Frauen-Mannschaft an.
    Dänemarks Fußballer würden mit der Schaffung gleicher Bedingungen für Männer- und Frauen-Teams dem Vorbild Norwegens folgen, wo die Spieler und Spielerinnen der Nationalmannschaft schon seit 2017 das gleiche Geld bekommen.
    Auch in Australien und Neuseeland gibt es bereits "Equal Pay". Und in der Schweiz, den Niederlanden, Finnland, England oder den USA gibt es für Männer und Frauen gleiche Prämien bei internationalen Erfolgen.

    Gleiche Bezahlung beim DFB noch kein Thema

    Im DFB wird das Thema "Equal Pay" schon länger diskutiert. Bei der Frauen-EM 2022 in England hatte sich sogar Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für eine gleiche Bezahlung von Nationalspielerinnen und -spielern eingesetzt - bislang aber ohne Erfolg. Bei der WM 2023 erhielten die DFB-Fußballerinnen keine zusätzliche Prämie vom DFB, sondern lediglich das vom Weltverband Fifa ausgelobte Preisgeld.

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