CL-Reform: Mehr Spiele, mehr Geld - aber auch mehr Spannung?
Reform der Champions League:Mehr Spiele, mehr Geld - aber mehr Spannung?
von Ralf Lorenzen
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Ab der kommenden Saison wird die Champions League nach einem neuen Modus ausgetragen. Die UEFA verspricht mehr Spannung, Kritiker befürchten mehr Verletzungen und Ungleichheit.
Befürworter versprechen sich mehr Spannung, Kritiker befürchten eine Super League durch die Hintertür. Das steckt hinter den Änderungen in der Champions League zur neuen Saison.09.05.2024 | 15:39 min
Aus deutscher Sicht war die Champions League lange nicht mehr so spannend wie in dieser Saison. Die beiden Halbfinals mit Borussia Dortmund und Bayern München begeisterten die Fans weit über die jeweiligen Lager hinaus. Und der Höhepunkt - das Finale in Wembley (am 1. Juni live im ZDF) mit deutscher Beteiligung - kommt ja erst noch.
Deutsche Fans können das Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid im frei empfangbaren Fernsehen verfolgen: Das ZDF überträgt das Endspiel im Londoner Wembley-Stadion am 1. Juni live.
Die Vorberichterstattung beginnt um 19:20 Uhr, Anpfiff des Spiels ist um 21 Uhr. Dortmund stand zuletzt 2013 im Finale. Damals unterlag der BVB an gleicher Stelle dem FC Bayern München mit 1:2.
Ligasystem statt Gruppenphase
Trotzdem: In dieser Form wird es die Königsklasse nicht mehr geben. Die K.o.-Spiele ab dem Achtelfinale bleiben den Fans erhalten - aber der Weg dahin wird sich grundlegend ändern. Statt einer Gruppenphase mit 32 Mannschaften wird es ab der kommenden Saison ein Ligasystem mit 36 Teams geben.
"Jede Mannschaft wird gegen jeweils zwei Mannschaften aus vier Töpfen spielen", erklärt TV-Kommentator Hansi Küpper das sogenannte "Schweizer System" im Bolzplatz. "Man bekommt zwei Topteams, dann bekommt man zwei aus der Kategorie zwei und so weiter."
1. Italien: 141,000 Punkte / sieben Klubs = Durchschnitt* von 20,142 2. Deutschland: 133,500 / sieben = 19,071 3. England: 139,000 / acht = 17,375 4. Frankreich: 97,500 / acht = 16,250 5. Spanien: 126,500 / sechs = 15,812 6. Belgien: 71,000 / fünf = 14,400 7. Tschechien: 54,000 / vier = 13,500
(Stand: 09.05.24, 13:00 Uhr)
*Der Verbands-Klubkoeffizient ergibt sich aus der Summe der Klubkoeffizienten-Punkte jedes Klubs eines Verbandes durch die Anzahl der teilnehmenden Vereine dieses Verbandes in den UEFA-Vereinswettbewerben.
Quelle: UEFA
Am Ende dieser Phase ziehen die ersten acht der Tabelle ins Achtelfinale ein, die Plätze 9 bis 24 spielen in einer Playoff-Runde mit Hin- und Rückspiel die anderen acht Teilnehmer aus. In der Summe bedeutet das 189 statt 125 Spiele. Der Grund für die Reform ist simpel: mehr Spiele bedeuten mehr Geld für die UEFA.
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Gefahr der Übersättigung
"Ich sehe vor allem die Gefahr der Übersättigung", sagt Martin Schneider von der Süddeutschen Zeitung.
Die inhaltliche Begründung für die Änderung des Erfolgsmodells lautet: Mehr Spannung, mehr Abwechslung. "Es hat natürlich einen gewissen Reiz, weil dadurch auch deutlich stärker positioniert Mannschaften als Gegner entweder ins eigene Stadion kommen oder man dort antritt", sagt Martin Volkmar, Chef vom Dienst bei RAN , im Bolzplatz.
Schwerer Abschied vom alten System
Spiele wie Union Berlin gegen Real Madrid gab es auch schon beim bisherigen System. Viele Gruppen waren dadurch allerdings früh entschieden. "Durch dieses Schweizer Modell ist diese Gefahr ein bisschen behoben. Deswegen sehe ich es aus Wettbewerb-Sicht gar nicht so negativ", sagt Schneider.
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Dennoch fällt der Abschied vom alten Modus den Fans, die ihre Mannschaften durch Europa begleiten, schwer. "Weil es viele schöne Erinnerungen sind und so viel Tradition ist", sagt BVB-Podcaster Gregor Ryl. "Diese Gruppenphase und danach die K.o.-Phase, das hat sich so in meinen Kopf eingebrannt, dass ich das immer vermissen werde."
Die Schere wird größer
Die Trainer fürchten eine Überbelastung der Spieler durch den neuen Modus. "Mehr Spiele sind unmöglich, dafür sind die Strukturen nicht ausgerichtet. Es wird mehr Verletzungen geben. Die UEFA weiß es, kümmert es sie? Absolut nicht", sagt Pep Guardiola.
Gewinner der UEFA Champions League 2023/24 (1) Gewinner der UEFA Europa League 2023/24 (1) England (4) Spanien (4) Deutschland (4) Italien (4) Frankreich (3) Niederlande (2) Portugal (1) Belgien (1) Schottland (1) Österreich (1) European Performance Spots (2) Qualifikation - Meisterweg (5) Qualifikation - Ligaweg (2)
Quelle: UEFA
Für kleinere Klubs und die organisierten Fans besteht die Hauptgefahr der Reform darin, dass die Schere zwischen den Klubs durch die erhöhten Einnahmemöglichkeiten in der Champions League noch größer wird. Das hätte dann auch Auswirkungen auf die Bundesliga.
"Ungeheure Summen" führen zu Dominanz
"Du bekommst ungeheure Summen, was dazu führt, dass du in der nächsten Saison natürlich wieder dabei bist und dann auch zunächst mal leistungsunabhängig wieder diese Summen bekommst, mit denen du in den nationalen Ligen, aber auch in der Champions League, den Wettbewerb dominierst", sagt Küpper.
"Das ist eine Firewall, die immer wieder dafür sorgt, dass die Reichen in der Position bleiben, in der sie sind."
Die Bundesliga könnte in der kommenden Champions-League-Saison mit sechs Startplätzen vertreten sein - das hängt von Borussia Dortmund ab. Wie das Szenario möglich wird.
von Lukas Wagner
FAQ
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