Champions League: Mehr Spiele, mehr Geld - mehr Spannung?
Reform der Champions League:Mehr Spiele, mehr Geld - mehr Spannung?
von Frank Hellmann
|
Die Champions League hat die größte Reform seit ihrer Einführung hinter sich. Heute wird die Vorrunde ausgelost, an deren Ende eine Tabelle mit 36 Teams steht.
Das Objekt der Begierde: Der Champions-League-Pokal.
Quelle: dpa
Es ist ja irgendwie klar, dass Jan-Christian Dreesen seiner Vorfreude Ausdruck verleihen muss. Der Vorstandschef des FC Bayern München, der früher sorgsam über die Finanzen wachte, erkennt viele Vorteile darin, dass die Champions League mit dem deutschen Dauergast reformiert worden ist. "Es wird für uns alle eine neue Erfahrung. Diese Veränderung auf ein Ligaformat, weg von der Gruppenphase mit Hin- und Rückspiel, wird für uns alle etwas ganz Neues sein“, sagte der FCB-Boss.
Liga statt Gruppen - und in der Summe mehr Spiele. Die Champions League folgt ab der Saison 2024/25 einem neuen Modus.29.08.2024 | 1:01 min
Mit der Auslosung der Vorrunde bei einer Gala in Monaco am Donnerstag (18 Uhr/live im ZDF) wird endgültig allen klar, dass es sich um die größte Veränderung seit Bestehen der Champions League 1992/93 handelt. Die Vorrunde mit acht Vierergruppen gibt es nicht mehr. Stattdessen wird nach acht Spieltagen eine Tabelle mit nunmehr 36 Teilnehmern (statt vorher 32) geführt.
Champions League: 36 Klubs, acht Vorrundenspiele pro Team
Bis zum letzten Spieltag am 29. Januar 2025 treffen die Klubs in jeweils vier Heim- und vier Auswärtsspielen auf acht unterschiedliche Gegner, zwei aus jedem Topf mit unterschiedlicher Leistungsstärke. Dreesen glaubt an mehr Spannung, auch wenn das längst nicht garantiert ist:
Grundsätzlich ausgeschlossen sind in der Vorrunde Spiele von Mannschaften aus einem Land. Deutschland stellt als eine der zwei punktestärksten Nationen der vergangenen Saison fünf Starter: Neben dem FC Bayern noch Meister Bayer Leverkusen, Vizemeister VfB Stuttgart sowie RB Leipzig und Borussia Dortmund.
Finale wieder in München
Nur die ersten acht Teams der Tabelle sind fix für das Achtelfinale qualifiziert. Die Klubs auf den Tabellenplätzen 9 bis 24 spielen in einer neuen K.-o.-Zwischenrunde im Februar 2025 um das Weiterkommen. Das Achtelfinale steigt dann im März. Endstation Sehnsucht ist das Finale am 31. Mai 2025 in München.
Die Bolzplatz-Sendung vom 9. Mai: Das steckt hinter den Änderungen in der Champions League zur neuen Saison.
15:39 min
Dreesen würde sich natürlich wünschen, dass die Bayern dann wieder dabei sind, obwohl das letzte "Finale dahoam" 2012 fast traumatische Erinnerungen auslöste, die allerdings im Jahr darauf in Wembley getilgt wurden.
Künftig 203 Spiele - statt 137
Die Königsklasse ist das Zugpferd der lukrativen Europapokalwettbewerbe, die der UEFA pro Saison jetzt 4,4 Milliarden Euro bringen sollen. Der Gigantismus mit nunmehr 203 Begegnungen (statt 137) unter dem Champions-League-Branding lohnt sich offenbar, denn das Kräftemessen der Topklubs ist anspruchsvoller als bei einer WM oder EM - und begeistert Fans in aller Welt. Weil die großen Vereinsmarken allesamt eine Art Weltauswahl beschäftigen, in der die Nationalität keine Rolle spielt.
Dazu können Vereinsteams Abläufe einstudieren, für die Nationalmannschaften keine Zeit mehr haben. Das erhöht die Qualität und gefällt dem Publikum. Einziger Nachteil: Die opulenten Erlöse verändern den nationalen Alltag. Diejenigen, die regelmäßig in der Champions League mitspielen, vergrößern den finanziellen Abstand immer weiter.
Stuttgart schon bei der Einführung 1992 dabei
Der FC Bayern verbuchte von 2013 bis heute mehr als 800 Millionen Euro an UEFA-Einnahmen, Borussia Dortmund über 500 Millionen. Deshalb hat der VfB Stuttgart eben auch Leistungsträger an diese Klubs verloren.
Die Schwaben spielten als deutscher Meister übrigens 1992 bei der Einführung der Champions League mit. Damals wurden die ersten beiden Runden noch im K.o.-System gespielt, ehe eine Gruppenphase mit zwei (!) Vierergruppen folgte.
Der ehemalige Fußballtrainer Christoph Daum ist infolge einer Krebserkrankung gestorben. Den VfB Stuttgart führte er 1992 zur Meisterschaft.25.08.2024 | 1:47 min
Der VfB scheiterte trotz eines 3:0-Hinspielsiegs an Leeds United, weil der gerade verstorbene Trainer Christoph Daum im Rückspiel einen Wechselfehler beging - die Partie wurde mit 0:3 gewertet, das Entscheidungsspiel gegen die Engländer ging verloren. Den Cup holte sich bei der Premiere 1993 übrigens Olympique Marseille mit dem heutigen DFB-Sportdirektor Rudi Völler im alten Münchner Olympiastadion.