Bundesliga: Neuer Ärger um Videobeweis am ersten Spieltag
Bundesliga: Ärger um Videobeweis:VAR - Stimmungskiller in Endlosschleife
von Frank Hellmann
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Ohne wirklich viel falsch zu machen, stehen die Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga beim Einsatz des Videobeweises schon wieder am Pranger. Ist das Problem unlösbar?
Schiedsrichter Stegemann beim Spiel Augsburg - Bremen.
Quelle: dpa
Ob Knut Kircher geahnt hat, dass sein neuer Job so kompliziert ist? Kürzlich bei seiner Eröffnungspressekonferenz machte der neue Chef der DFB Schiri GmbH noch einen lockeren Eindruck. Kircher versprach, den Videobeweis in der Fußball-Bundesliga nur dann einsetzen zu wollen, wenn es wirklich nötig ist. Es hat nur einen Spieltag gedauert, da haben sich die guten Vorsätze verflüchtigt.
VAR weiterhin ein Ärgernis
Auch in der achten Saison ist eine gut gemeinte Unterstützung ein Ärgernis; gefühlt wird die Akzeptanz immer geringer, obwohl der VAR-Einsatz natürlich oft hilft. Aber zu häufig kommen unnötige Fehler zustande.
Kircher zuckte jedenfalls daheim am Fernseher zusammen, als das von zahllosen Unterbrechungen durch Hinweise aus dem Kölner Keller geprägte Eröffnungsspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen (2:3) in der letzten Aktion auf den traurigen Höhepunkt eines fehlerhaften Eingriffs zusteuerte.
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Schiedsrichter Robert Schröder, der die Abwehraktion von Ko Itakura gegen Amine Adli hatte laufen lassen, war fälschlicherweise an den Kontrollmonitor geschickt worden - und hatte dann auch noch auf den Punkt gezeigt. Florian Wirtz verwandelte im Nachschuss für die Werkself.
Schiri-Chef Kircher "erschrocken"
"Ich habe mir das Spiel auch angeschaut und habe mir gedacht: Coole Abwehraktion, toll geklärt", sagte der ehemalige Referee Kircher, "und war dann auch etwas erschrocken, als wenig später diese Unterbrechung kam". Generell will der 55-Jährige "keine unsäglichen Diskussionen zu Handspielen und VAR-Einsätzen", wie er bei "Sport1" sagte:
Doch der erste Spieltag hat lauter Fallbeispiele geliefert dafür, dass die Eingriffsschwelle für den VAR eben gar nicht so leicht zu definieren ist - und die Entscheidungsfindung mitunter offenbar auf Zufall basiert. Alles einfach laufen lassen wie in der 3. Liga, wo alle Beteiligten inklusive der Fans viel besser mit Fehlentscheidungen leben?
Fans begehren auf
Das würde in der digitalisierten Welt des Profifußballs eben auch einen Anachronismus bedeuten, der nicht mehr passt. Fakt ist, dass viele Fußballfans die Nase voll haben. Der FPMG Supporters Club aus Mönchengladbach hat nun eine Petition zur Abschaffung des Videoassistenten als Stimmungskiller in Endlosschleife gestartet.
"Die Basis für Leidenschaft im Fußball wird durch den VAR zerstört", heißt es darin. Ähnlich hatte sich die Fanvereinigung "Unsere Kurve" in einem Forderungskatalog vor Saisonbeginn geäußert. "Der VAR sorgt für viel Wut, Ernüchterung und Unverständnis. Wöchentlich rätseln Millionen von Fußballfans, warum der Kölner Keller hier stumm blieb und da eingriff."
Das Handspiel in Augsburg als Fallbeispiel
Ausgerechnet der bei der Regelschulung mit Kircher eingesetzte Sascha Stegemann fing sich auch noch einen Rüffel seines Vorgesetzten ein. Stegemann hatte in der Partie des FC Augsburg gegen den SV Werder (2:2) eben nicht auf den Punkt gezeigt, als der Bremer Abwehrspieler Anthony Jung nach einer Flanke den Ball mit dem Arm touchierte.
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"Es ist einfach ein Handspiel, ein klarer Elfmeter", wetterte Augsburgs Geschäftsführer Michael Ströll. Auch Kircher hätte sich die Entscheidung Handspiel "gewünscht", obgleich keine Absicht erkennbar und die Szene nicht eindeutig war. "Im Sinne des Fußballs ist es besser, diese Situation als natürliche Körperhaltung einzustufen", hatte Stegemann argumentiert.
Interpretationsspielraum zu groß
Es ist offensichtlich, dass selbst die Schiedsrichter nicht glücklich wirken darüber, wie viel Interpretationsspielraum das gerade beim Handspiel zu schwammige Regelwerk lässt. "Wir Schiedsrichter sind die letzten, die sagen, wir kochen unser eigenes Süppchen", machte Stegemann deutlich. Das Augsburger Beispiel will Kircher nun aufnehmen.
"Genauso wie ein Trainer seine Mannschaft trainiert, so machen wir es mit den Schiedsrichtern. Wir wollen im Toleranzbereich bleiben", so Kircher. "Das wird es in 34 Spieltagen aber nicht geben. Es wird Ausreißer geben." Und damit weiter leidige Debatten.
Quelle: ZDF
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