Klopps Rolle im Red-Bull-Kosmos: Berater oder Gestalter?

Auch wenn sein Name ausnahmsweise mal nicht fällt: In den Diskussionen über die Krise von Borussia Dortmund ist die Erinnerung an die Trainerjahre von Jürgen Klopp allgegenwärtig. Noch zehn Jahre nach seinem Wechsel zum FC Liverpool überstrahlt sein Name jeden seiner bislang acht Nachfolger und bürdet jedem neuen Kandidaten eine große Last auf.

Insofern kann der jüngste Karriereschritt von Klopp zum Head of Global Soccer beim Red-Bull-Konzern durchaus eine reinigende Wirkung auf die mit Nostalgie überfrachtete BVB-Welt haben. ZDF-Reporter Thomas Skulski ordnet die Dimension der Personalie in der Sendung Bolzplatz ein:

"Und für Jürgen Klopp ein dicker roter Fleck auf seiner weißen Weste. Ich glaube aber, Jürgen Klopp ist sich selbst nur treu geblieben, indem er das gemacht hat, was er immer schon getan hat. Er wusste um seinen Wert als Trainer, aber auch als Werbeträger", sagt Thomas Skulski.

In der hiesigen Fanszene wird das Red-Bull-Imperium mit seinem Aushängeschild RB Leipzig überwiegend als Inbegriff des Ausverkaufs des Profifußballs an mächtige Investoren wahrgenommen.

"Aus einem reinen Energydrink-Hersteller ist unter anderem ein global agierendes Multi-Klub-Konglomerat geworden", sagt Bolzplatz-Moderator Conan Furlong. "Ein Konzern, der bei einem Gesamtumsatz von über zehn Milliarden Euro knapp eine Milliarde in seine Sportsparten investiert." Zu diesen gehören weltweit mittlerweile sechs Fußball-Klubs, zukünftig auch Paris FC, wo der Konzern eine Minderheitsbeteiligung hat.

Klopp soll in seiner neuen Rolle die Trainer und Manager der über den Erdball verstreuten Klubs beraten, er soll junge Talente davon überzeugen, bei ihnen anzuheuern, und er soll mithelfen, die Infrastruktur an verschiedenen Standorten zu optimieren.

"Ich möchte meine Erfahrung teilen, ich möchte Menschen unterstützen, ich möchte ihnen helfen, das Beste aus sich herauszuholen", sagte Klopp auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.

Nach Ansicht von Beobachtern blieb allerdings unklar, wie sehr Klopp ins operative Geschäft der Klubs eingreifen wird. "Die eine Variante ist, dass du sagst: Wir gehen sehr stark in die Details rein (…) und er nimmt Einfluss im Bereich Training, im Bereich Spielstil", sagt Journalist Felix Haselsteiner von der "Süddeutschen Zeitung" im Bolzplatz. "Oder er ist jemand, der viel präsent ist, der viele Sponsorentermine macht, der eher ein Gesicht von Red Bull ist."

Einig ist sich die Expertenwelt, dass Klopp "für dieses ganze Red-Bull-Imperium der perfekte Außenminister ist", und dass der Transfer "international sehr, sehr gut aufgenommen wurde", wie 11Freunde-Chefredakteur Philipp Köster in der Sendung Bolzplatz sagt.

Doch wie lange hält Klopp es aus, "für nichts so richtig verantwortlich zu sein und doch für alles", fragt sich Thomas Skulski. Einer seiner Vorgänger, Ralf Rangnick, hat es nur ein gutes Jahr ausgehalten und ist nun Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft. Wäre Klopp nach seinem RB-Engagement und der hiesigen Kritik daran noch als deutscher Bundestrainer vermittelbar?

Felix Haselsteiner glaubt nicht an einen dauerhaften Imageschaden für Klopp, sondern "dass der Rest der Welt und der Rest auch in Fußballdeutschland relativ schnell drüber hinwegkommen wird". Als direkten Nachfolger von Julian Nagelsmann, dessen Vertrag nach der WM 2026 ausläuft, sieht Philipp Köster ihn dennoch nicht.

"Ich glaube, dass diese ganzen Rollenbeschreibungen, die man dann auch als Bundestrainer hat, durchaus sehr, sehr gut zu ihm passen", sagt Köster. "Also, wenn man auf Jürgen Klopp als Bundestrainer hofft, dann schätze ich mal eher so in fünf, sechs, sieben Jahren."