Leverkusens Sport-Geschäftsführer Rolfes plant langfristig

Länderspielpremieren von Leverkusener Fußballern sind in dieser Saison zu einem regelmäßigen Ereignis geworden. Und so durfte Simon Rolfes auch in den vergangenen Tagen wieder mitzählen: Erst Alejandro Grimaldo für Spanien, dann Nathan Tella für Nigeria und schließlich Robert Andrich als Einwechselkraft beim dürren 0:2 der DFB-Auswahl in Österreich.

Das macht drei neue Nationalkicker in Bayers Diensten. Nach Victor Boniface (Nigeria), Amine Adli (Marokko) und Jeremie Frimpong (Niederlande) ist die Liste in diesem Herbst damit auf sechs Debüt-Akteure angewachsen.

Sport-Geschäftsführer Rolfes betont vor dem Auswärtsspiel am Samstag, 15.30 Uhr, bei Werder Bremen stolz: "Das ist Ausdruck des Erfolges der ganzen Mannschaft, von dem auch jeder individuell profitiert - auch wenn nicht jeder alle Spiele bei uns bestreitet."

Vom Dasein auf der Ersatzbank kann der gebürtige Westfale selbst ein Lied singen. Gerade beim Gedanken an Bremen, wo die Leverkusener ihren Zweikampf an der Ligaspitze mit den Bayern am Samstag fortsetzen.

Von 2001 bis 2004, eine zwischenzeitliche Ausleihe nach Reutlingen inklusive, stand Rolfes bei den Werder-Profis unter Vertrag. 2004 gewann er mit den Hanseaten sogar das Double - allerdings ohne je ein Bundesliga- oder Pokalspiel im Bremer Dress bestritten zu haben.

"Ich war zu verbissen und ungeduldig", analysierte der Vize-Europameister von 2008 seine persönliche Nuller-Zeit an der Weser später einmal. Den Ehrgeiz hat der frühere Mittelfeldakteur bis heute beibehalten, bei der Arbeit vom Schreibtisch aus kommt ihm nun vor allem sein strategisches Geschick zugute.

Nach dreieinhalb Jahren als Sportdirektor bei Bayer übernahm Rolfes im Juli 2022 den Posten des Sport-Geschäftsführers von Rudi Völler. "Vielleicht bin ich etwas offener für neue Sachen", erklärte er bei seiner Amtsübernahme. Und drei Monate später lotste er prompt den damaligen Trainer-Novizen Xabi Alonso als Nachfolger für den entlassenen Gerardo Seoane ins Rheinland.

Inzwischen gelten der smarte Rolfes und der stets um Kontrolle bemühte Alonso als Top-Gespann in der Liga. Weil sie nach dem im Februar angekündigten Umbruch im Team die vorhandenen finanziellen Mittel optimal eingesetzt haben.

Die 55 Millionen Euro, die für den zu Aston Villa gewechselten Angreifer Moussa Diaby flossen, investierten die Leverkusener in die erfahrenen Kräfte Granit Xhaka (31) und Jonas Hofmann (31), Sturmphänomen Boniface (22) und den brasilianischen Nationalspieler Arthur (20).

Zu Xhaka und Hofmann gesellte sich Linksverteidiger Grimaldo (28) als dritter Routinier zudem ablösefrei hinzu. Ein Trio aus kickenden Vorbildern, das Bayers hochbegabte Youngster seitdem zu Höchstleistungen treibt - und nun ein perfekt umgesetztes Gesamtpaket bietet, über das der Schweizer Rekordnationalspieler Xhaka sagt: "Wenn es den Plan nicht gegeben hätte, hätte man mich hier nicht gesehen."

Den Startrekord der Bayern unter Pep Guardiola aus dem Herbst 2015 haben die Leverkusener mit 31 Punkten aus den ersten elf Spielen zuletzt gegen Union Berlin eingestellt. Und parallel dazu nutzte Sportchef Rolfes den Erfolgslauf der Werkself, um die Verträge aller Leistungsträger sukzessive mit einer langen Laufzeit auszustatten.

Für sich selbst reklamiert der 41-Jährige, dessen Kontrakt 2026 ausläuft, dabei klare Bodenhaftung. "Ich bin keiner, der von Job zu Job hoppen wird", versicherte Rolfes via "Kölner Stadt-Anzeiger" jüngst jedenfalls.