Irvine: "Wir wollen inklusiven Sport ohne Diskriminierung"

    FC St. Pauli-Profi :Irvine: "Wir wollen einen inklusiven Sport"

    von Ralf Lorenzen
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    Alternativ, stylisch, meinungsstark - Jackson Irvine gilt als idealer FC St. Pauli-Profi. Im aktuellen sportstudio kündigte er an, auch künftig kein Blatt vor den Mund zu nehmen.

    Jackson Irvine im aktuellen sportstudio am 22.02.25.
    Jackson Irvine im aktuellen sportstudio.
    Quelle: ZDF

    Der FC St. Pauli hat in seiner Geschichte immer wieder Spieler hervorgebracht, zu denen die Fans eine besondere Verbindung aufbauten. Ob Volker Ippig, Holger Stanislawski oder Fabian Boll - immer waren es geradlinige Typen, die das Leben auf dem Kiez und grundlegende Werte mit ihnen teilten.

    Zu Fuß zum Stadion

    Heute ist dieser Typ Jackson Irvine, Australier mit Fußballsozialisation in Schottland und England, seit 2021 beim Klub, Mittelfeld-Motor mit Vorliebe für Tattoos und Retro-Trikots. Während die Medien ihn schon mal als "Hipster-König des Fußballs" bezeichnen, sieht er sich selbst eher als "working class, lässig, links". Es gibt wohl kaum Attribute, die besser zum Image des FC St. Pauli passen.

    Fußball und die Community - das ist eng miteinander verbunden.

    Jackson Irvine, FC St. Pauli

    Weiter sagt Irvine bei seinem Besuch im aktuellen sportstudio: "Und hier kann ich eben wirklich von zu Hause zu Fuß zum Stadion laufen. Es gibt nicht so viele Orte, wo man das machen kann, wo man so leben kann. Also so nah am Club dran sein kann. Und der Club hat mich so aufgenommen und ich möchte ein Teil davon sein."
    Jochen Breyer am 22.02.25 im aktuellen sportstudio.
    Sehen Sie hier das aktuelle sportstudio vom 22. Februar 2025 in voller Länge.22.02.2025 | 82:59 min

    Die meisten Kilometer nach Kimmich

    Die enge Verbindung von Klub und Stadtteil zeigt sich auch darin, dass Irvine bei Heimsiegen für den kurzen Fußmarsch vom Stadion nach Hause eine Stunde braucht, "weil ich auf dem Weg in jeden Pub rein muss". Dass er dabei auch das eine oder andere Getränk zu sich nehmen muss, hat seiner Kondition bislang nicht geschadet.
    Hinter Bayern Münchens Joshua Kimmich und vor Bayer Leverkusens Granit Xhaka ist Irvine der Bundesliga-Spieler, der in dieser Saison bislang die meisten Kilometer runtergespult hat. Mit 31 Jahren spielt Irvine gerade seine erste Bundesliga-Saison. "Es ist sehr emotional", sagt er.

    Ich habe meine ganze Karriere daran gearbeitet, mal in der obersten Spielklasse zu spielen.

    Jackson Irvine, FC St. Pauli

    "Ich war in der zweiten Liga in England und habe versucht, ins gelobte Land zu kommen und bin dann nach Deutschland gekommen. Dann waren wir mit St. Pauli oft nah dran und haben das Ziel letztes Jahr endlich erreicht. Man versucht einfach, in diesen Flow reinzukommen und mit diesem speziellen Club etwas zu erreichen."

    Sportlich defensiv, politisch offensiv

    Trotz Abstiegskampf ist er überzeugt, dass "wir in die Bundesliga gehören und ich möchte das auch zeigen." In der Bundesliga werde jeder Fehler und jede ausgelassene Chance sofort bestraft. "Das Gleichgewicht zu finden, ist wichtig", sagt er.

    Wir werden da immer besser. Und ich denke, wir haben schon gezeigt, dass wir wirklich wettbewerbsfähig sind. Vor allem in der Defensive.

    Jackson Irvine, FC St. Pauli

    Alles andere als defensiv geht Irvine mit seinen politischen Überzeugungen um. Er sei in einer politisch aktiven Familie aufgewachsen, in der es immer starke Werte und starke Positionen gegeben habe. "Und das hat sich dann auch auf mich übertragen", sagt er.
    So setzt er sich beispielsweise für die Rechte der australischen Ureinwohner ein und hat auch vor der WM in Katar, bei der er mit der australischen Nationalmannschaft das Achtelfinale erreichte, die dortigen Missstände, wie die Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter, angesprochen.
    Jackson Irvine im aktuellen sportstudio am 22.02.25.
    Jackson Irvine vom FC St. Pauli spricht im sportstudio-Talk mit Jochen Breyer nicht nur über das runde Leder: Irvine äußert sich auch zu politischen und sozialen Themen.22.02.2025 | 22:34 min

    Missstände ansprechen

    "Wir haben ja wirklich in diesen Stadien gespielt, die von diesen Arbeitern erbaut wurden", sagt er. Und deswegen war das für uns sehr relevant, relevanter als für andere." Wenn man etwas bewirken wolle, sei es am wichtigsten, dass man sich mit den Themen auskenne und die nötigen die Informationen habe.
    Positionieren würde er sich auch bei der kommenden WM in den USA, falls er sich mit Australien dafür qualifiziert. "Die rechten Politiker, die Frauenrechte, LGBTQ+-Rechte - da gibt es so viele verschiedene Themen, die momentan Teil des Alltags für viele Leute dort sind", sagt er. "Wir wollen einen inklusiven Sport haben, zu dem alle Zugang haben. Und wir wollen keinerlei Diskrimination haben. Nicht nur im Fußball."
    Die wichtigsten Spiele gibt es immer mittwochs ab 23 Uhr bei sportstudio.de und bei ZDFheute im Video.

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    Quelle: Reuters

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