Fußball: Wie die Nordklubs die 2. Liga dominieren

An der Spitze sieht die Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga aus wie die Landkarte: Der Norden ist oben. Herbstmeister ist mit Holstein Kiel allerdings ein Klub, den man dort nicht erwartet hatte.

Die Störche scheiterten zwar in der Saison 2020/21 erst in der Relegation am 1. FC Köln, stürzten aber in den beiden vergangenen Spielzeiten ins Mittelfeld ab. In dieser Hinrunde erreichten sie mit 35 Punkte nun sogar einen Vereinsrekord.

"Wir können stolz sein, was wir mit harter Arbeit im Kollektiv geschafft haben", sagte Holstein-Trainer Marcel Rapp nach dem 3:0 über Hannover 96 zum Abschluss der Hinrunde. "Aber es geht weiter, wir bleiben bei uns und machen unser Ding".

Konstanz und Geduld sind die Basis für den Höhenflug der Kieler. Rapp ist seit 2021 im Amt und konnte die Mannschaft fast über zweieinhalb Spielzeiten kontinuierlich entwickeln.

Kontinuität ist auch ein wichtiges Stichwort für einen der Kiel-Verfolger aus der großen Nachbarstadt. Beim Hamburger SV hat Trainer Tim Walter bereits zum dritten Mal die Chance erhalten, den Traditions-Klub in die Bundesliga zurückzuführen. Das ist alles andere als selbstverständlich für die Rothosen, die vor Walter sechs Trainer in dreieinhalb Jahren verschlissen.

Nach Niederlagen zum Vorrundenfinale in Kiel und gegen Paderborn wurde aber auch Walter wegen seines riskanten Spielstils zuletzt verstärkt in Frage gestellt. Trotz des 2:0-Erfolges am Wochenende in Nürnberg vermied Sportvorstand Jonas Boldt laut NDR ein Bekenntnis zu Walter.

Der wohl spannendste Trainer der Liga ist mit Fabian Hürzeler derweil beim Hamburger Lokalrivalen FC St. Pauli im Amt. Die Kiezkicker spielten bereits in der Vorsaison eine überragende Rückrunde und sind im Kalenderjahr 2023 das mit Abstand beste Team der Liga.

In der aktuellen Hinserie blieb St. Pauli ungeschlagen, verpasste mit zwei Unentschieden gegen die Aufsteiger Osnabrück und Wiesbaden aber die schon sicher geglaubte Herbstmeisterschaft. Die Mannschaft um die seit langem eingespielte Mittelfeld-Zentrale Jackson Irvine und Marcel Hartel wirkt aber so gefestigt, dass mit ihr diesmal bis zum Schluss zu rechnen ist.

Das hatte man auch von den beiden Absteigern Schalke 04 und Hertha BSC erwartet. Doch beide Vereine starteten mit ihren neu formierten Kadern ganz schlecht in die Saison.

Während die Schalker nach 17 Spieltagen abgeschlagen auf Platz 14 rangieren, hat die Hertha als Siebter mit sechs Punkten Rückstand auf Platz drei zuletzt ordentlich Boden gut gemacht. Vor zwei Jahren hat es Werder Bremen noch als Neunter der Hinrundentabelle zurück ins Oberhaus geschafft.

Noch vor den Herthanern rangiert mit Fortuna Düsseldorf, Greuther Fürth und dem SC Paderborn ein Bundesliga-erfahrenes Trio, das selten zu den Favoriten zählt, dem aber immer mal wieder der Sprung nach ganz oben zuzutrauen ist. Besonders die Rheinländer haben in der dritten Saison mit Trainer Daniel Thioune Ambitionen, ihr Stadion für die Fußball-EM im kommenden Jahr als Erstligist zur Verfügung zu stellen.

Dort haben die Fortunen in dieser Saison mit der Freikarten-Aktion "Fortuna für alle" für ein absolutes Novum gesorgt: Erstmals wurden die Karten für die Partie am 10. Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern mit Hilfe von  Sponsoren kostenlos vergeben.

Insgesamt liegt der Zuschauerschnitt der Liga mit gut 28.000 Besuchern pro Spiel bislang auf Rekordkurs. Das liegt an den vielen Traditionsvereinen und dem Umstand, dass statt Darmstadt 98 und dem 1. FC Heidenheim nun Schalke 04 und Hertha BSC mit ihren wesentlich größeren Arenen dabei sind.

Auf der Stelle treten auch in dieser Saison drei weitere renommierte Vereine, die einmal Dauergast in der Bundesliga waren. Für Hannover 96, den 1. FC Nürnberg und den Karlsruher SC dürfte der Sprung nach ganz oben wieder einmal zu groß sein.

Und ganz unten ist die Landkarte Deutschlands dann doch auf den Kopf gestellt, denn auch dort sind drei Nordklubs platziert: Hansa Rostock, Eintracht Braunschweig und Aufsteiger VfL Osnabrück.