Parkour - Sollfrank: "Aus Fehlern kann auch Neues entstehen"

    Interview

    Parkourläuferin Silke Sollfrank:"Aus Fehlern kann auch Neues entstehen"

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    Silke Sollfrank, eine der bekanntesten Parkourläuferinnen Deutschlands, spricht im Interview über ihren Weg, die Finanzierung des Sports und die Risiken, die damit verbunden sind.

    Parkour: Folge 1
    Silke Sollfrank tauschte den Druck im Turnen gegen die Freiheit des Parkours. Hier zeigt sie, wie sie in der Streetsportart ihre Leidenschaft und Kreativität neu entfaltet hat.25.10.2024 | 23:30 min
    Die Trendsportart Parkour kombiniert Laufen, Klettern und Springen zu einer dynamischen Bewegungskunst. Silke Sollfrank widmet sich diesem Sport seit zehn Jahren – er ist nicht nur ihre Leidenschaft, sondern auch ihr Beruf geworden.
    Im Interview erzählt sie, wie sie zum Parkour kam, welche Wege es gibt, damit Geld zu verdienen, und wie riskant dieser Sport tatsächlich ist.
    ZDFheute: Wie und wann sind Sie das erste Mal mit Parkour in Berührung gekommen? Was hat Sie daran besonders fasziniert?
    Silke Sollfrank: Nachdem ich mit dem Turnen aufgehört habe, habe ich versucht etwas neues zu finden und mit ganz verschiedenen Sportarten angefangen. Ich habe aber schnell festgestellt, dass mir die ganzen Flips, Balance und Stangenelemente fehlen. Also dachte ich, ich versuche es nochmal mit dem Turnen, turne aber keine Wettkämpfe. Als sie mich beim ersten Training aber direkt zum nächsten Wettkampf eingeladen haben, haben sie mich leider wieder verloren.
    Also bin ich aus der Halle rausgegangen und mir kam ein Mann entgegen, der mich gefragt hat, ob ich Parkour mache. Ich wusste damals noch gar nicht was das überhaupt ist, habe mich aber trotzdem für den nächsten Tag mit ihm verabredet.
    Er hat mir das an einem Tag quasi beigebracht und ich war direkt verliebt, weil es für mich genau das war was ich gesucht habe. Sehr ähnliche Bewegungen wie beim Turnen, ohne dass ich mich groß auf etwas vorbereiten muss.

    Silke Sollfrank
    Silke Sollfrank ist 27 Jahre alt und gehört zu den bekanntesten deutschen Parkour-Läuferinnen. Ihre Kindheit verbrachte sie als Leistungsturnerin unter dem ständigen Druck von ihrem Umfeld die Beste sein zu müssen. Vor zehn Jahren fand sie schließlich ihre Leidenschaft im Parkour und lebt seitdem für den Sport. 2023 hat sie als einzige Frau an der Tiannen Mountain Competition in China teilgenommen und gilt in Deutschland als Aushängeschild für den Parkour-Sport.

    ZDFheute: Parkour wird oft als Freestyle wahrgenommen. Gibt es dennoch Regeln oder Rituale, an die Sie sich halten?
    Sollfrank: Es gibt gesundheitliche Regeln. Du möchtest natürlich keine Sachen machen, wo du weißt, dass sie dich auf Dauer schädigen. Du trainierst nebenher deine Beine oder was auch immer du explizit machen möchtest und trainierst sie so, dass sie auf Dauer der Belastung standhalten können.
    Aber an sich bist du da in allem frei. Du musst dich nicht zu irgendwas gezwungen fühlen, sondern du entscheidest selbst, worauf du Lust hast.
    ZDFheute: Sie haben es geschafft Parkour zu Ihrem Beruf zu machen und damit Ihr Geld zu verdienen. Welche Möglichkeiten gibt es dabei?
    Sollfrank: Ich bin eher den klassischen Weg gegangen und habe in einem Verein gearbeitet. Dort habe ich Ferien- und Kinderkurse gegeben oder auch verschiedene Trainings übernommen. Später bin ich aus diesem Verein rausgegangen und wurde vom damals größten und bekanntesten Parkour Team Deutschlands aufgenommen. Mit diesem Team hatte ich meine ersten Shows und TV-Auftritte. Durch meine Videos habe ich immer mehr Follower bekommen und dadurch kamen auch Kooperationen. 
    Es gibt aber natürlich auch andere Wege, die ich auch gegangen bin. Ein paar Parkour Leute landen in der Stuntbranche oder gehen zu TV-Formaten. Auch Parkour-Shows bieten eine gute Möglichkeit an um anGeld zu kommen, diese werden allerdings gerade etwas seltener.
    Silke Sollfrank
    Silke Sollfrank beim Training.

    ZDFheute: Ist Parkour gefährlicher als andere Sportarten?
    Sollfrank: Das ist bei vielen Sportarten, vor allem Extremsportarten, ähnlich. Sobald du dich zu wohl bei etwas fühlst, wirst du leichtsinnig und es passieren Unfälle. Was viele beim Parkour nicht sehen ist, wieviel Training dahinter steckt. Man sieht nur noch den krassen Sprung und denkt, dass er extrem gefährlich ist, aber man kennt die Geschichte dahinter nicht.
    Vielleicht hat diese Person sich drei Monate intensiv darauf vorbereitet. Wenn man sich auf etwas so vorbereitet, ist man konzentriert und weiß was für Risiken man eingeht. Man ist dann 100-prozentig bei der Sache. Parkour an sich ist ein wahnsinnig sicherer Sport. Er ist nur so gefährlich, wie man ihn macht. 
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    ZDFheute: Was würden Sie Menschen raten, die mit Parkour anfangen wollen?
    Sollfrank: Schaut euch ganz, ganz viele Parkour-Tutorials an. Parkour fängt auf dem Boden an. Jeder, egal von welcher Sportart er kommt, muss erstmal die Basics lernen. Dabei sollte man nicht ungeduldig sein und nicht davor scheuen, Fehler zu machen. Parkour bietet nämlich einen großen Freiraum für Fehler. Und aus Fehlern kann man auch wieder Neues kreieren. 
    Was ich auch sehr empfehlen kann, ist es sich Leute zu suchen, die auch Lust auf Parkour haben, sei es in der Community durch verschiedene Gruppen auf Social Media oder auch eine Turn- oder Parkour-Halle. Die bieten meistens Parkour-Kurse an und es macht einfach mehr Spaß, wenn Leute da sind.
    Das Interview führte Kyra Fehr.

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    Quelle: Reuters

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