Chefinnen im Fußball: Warum das so schwer ist

    "Women in Football Summit":Chefinnen im Fußball: Warum das so schwer ist

    Porträtfoto ZDF Sportreporter Markus Harm
    von Markus Harm
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    Der DFB will mehr Frauen in Führungspositionen, tut sich aber schwer dabei. Und die, die den Schritt wagen, kämpfen mit Anfeindungen - wie ein Beispiel aus Hessen zeigt.

    DFB-Vizepräsidentin Celia Šašić hält beim "Women in Football Summit" eine Rede
    "Blockaden aufbrechen": DFB-Vizepräsidentin Celia Šašić beim "Women in Football Summit" in Frankfurt.
    Quelle: DFB

    Der DFB hat die Türen geöffnet und versucht, frischen Wind in die Zentrale zu lassen. "Mehr Frauen für das Berufsfeld Fußball begeistern" - so der Titel für den ersten "Women in Football Summit", mit mehr als 100 Teilnehmern und Teilnehmerinnen.
    Darunter zum Beispiel Axel Hellmann (Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt), Bianca Rech (Direktorin Frauenfußball beim FC Bayern), Celia Šašić (DFB-Vizepräsidentin) und Christina Gassner (DFB-Direktorin).

    30 Prozent Frauen im Haupt- und Ehrenamt sind unser Ziel, wir wollen unbedingt weiblicher werden.

    Christina Gassner, DFB-Direktorin

    Die DFB-Direktorin weiß aber: Das ist ein hohes Ziel.
    Šašić: "Mehr Frauen" im Fußball
    Célia Šašić, DFB-Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität, setzt sich für "mehr Frauen in Entscheiderpositionen" im Berufsfeld Fußball ein.18.09.2024 | 3:55 min
    Fakt ist: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist verschwindend gering. Im DFB hat noch nie eine Frau ein Präsidentenamt bekleidet. Die fünf Regional- und 21 Landesverbände werden seit jeher von Männern geführt. Celia Šašić sagt dazu im ZDF: "Das sehen Frauen als Hürde, sich zu bewerben. Beim Summit wollen wir das aufbrechen."

    Becker versus Sinning im hessischen Verband

    Doch wie schwierig das ist, zeigt der Wahlkampf um das Präsidentenamt im hessischen Fußballverband (HFV). Es stehen sich zwei Teams gegenüber: Auf der einen Seite Torsten Becker, ein altgedienter Verbandsvertreter. Auf der anderen Seite DFB-Präsidiumsmitglied Silke Sinning. Beide kandidieren mit ihren Teams für die höchste Position im hessischen Landesverband.
    Torsten Becker, der letzte verbliebene Vizepräsident des HFV nach dem Rücktritt des geschäftsführenden Präsidiums im Jahr 2022, hätte damals die Gelegenheit gehabt, seine Führungsqualitäten unter Beweis zu stellen.

    "Team Becker" mit vielen Langgedienten

    Stattdessen entschied er sich für einen Rücktritt, begleitet von fragwürdigen Begründungen. Zunächst hieß es, er sei wegen angeblicher Vorwürfe gegen seine Person zurückgetreten.
    Dann: Er habe dem Verband einen "Neustart" ermöglichen wollen, um nur drei Monate später nachzutreten und die Fehler in einem Rücktrittsschreiben bei anderen zu suchen.
    Letzter Pfiff von Schiedsrichterin Steinhaus
    Profifußball, Führungsposition, Frau: Eine Konstellation, die in Deutschland fast nicht vorkommt. Warum? Wir haben uns auf die Suche gemacht nach Frauen mit jeder Menge Expertise.14.05.2021 | 35:41 min

    Querelen um Katrin Rafalski

    Das "Team Becker" besteht aus langgedienten, älteren Funktionären. Mit an Bord sind ein 60-jähriger Vorsitzender eines Sportgerichts, ein 59-jähriger Kreisfußballwart und Becker mit 60 Jahren als Präsident.
    Viel dramatischer: Es gibt heftige Querelen um die prominente Schiedsrichterin Katrin Rafalski. Die 42-Jährige, die zunächst als Aushängeschild für gesellschaftliche Verantwortung im "Team Becker" vorgesehen war, verließ es kürzlich.
    Berichten zufolge soll Becker sie bedrängt haben, sich stärker im Wahlkampf zu engagieren. Nachdem Rafalski ablehnte, wurde sie laut Quellen verbal attackiert. Als erfahrene Schiedsrichterin zog sie die Reißleine.

    Beckers Vorwurf gegen Sinning

    Auf der anderen Seite befindet sich Silke Sinning, die nach der Rückrittswelle als Nachfolgerin im Präsidium vorgeschlagen und bestätigt wurde. Torsten Becker und andere haben Anfang 2022 noch ein Gutachten in Auftrag gegeben, um zu prüfen, ob Sinning aus dem Verband ausgeschlossen werden könnte.
    Der Vorwurf: Sie habe sich nicht demokratisch verhalten, da sie im Wahlkampf des DFB den Gegner von Bernd Neuendorf - Peter Peters - unterstützte.

    Sinning will Verband einen

    Dennoch verfolgt sie beharrlich das Ziel, den Verband nach vorne zu bringen. Sinnings "Team Zukunft" wartet mit jüngeren und älteren Kandidaten auf, die allesamt als Experten in ihren Themenfeldern gelten.
    Die Wahlkampfstrategie setzt auf zukunftsorientierte Ideen und gemeinsame Verantwortung, um den Verband zu vereinen.

    DFB wünscht sich Typen wie Sinning

    Genau danach sucht der DFB bei seinem Summit in Frankfurt: Eine Frau an der Führungsspitze mit einem jungen, talentierten Team im Rücken. Doch Silke Sinning hat mit Anfeindungen zu kämpfen. Es heißt: Es besteht die Angst, nicht nur verbal angegriffen zu werden, sondern durch den Schmutz gezogen zu werden, dass man sich im Fußball nicht mehr blicken lassen könne.
    Am 28. September 2024 gibt es die Wahl im hessischen Fußballverband. Und entweder man meint es ernst mit der Strategie "Die besten Köpfe für die besten Funktionen" oder es bleibt bei den älteren, weißen Männern, die seit Jahrzehnten die Gremienarbeit in Fußball-Deutschland bestimmen.

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    Quelle: Reuters

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