Modus, Favoriten und Stars: Das Wichtige zur Eishockey-WM

Die Elite des Welt-Eishockeys trifft sich zur 86. Ausgabe der Titelkämpfe ab dem 12. Mai in Finnland und Lettland. Mit dabei ist auch das deutsche Team.

Der Weltverband IIHF benötigt dringend die Einnahmen einer WM, um seinen Betrieb zu finanzieren. So geht es auch den Nationalverbänden: "Es wird nicht anders gehen, als alle sieben bis acht Jahre eine WM zu bekommen, die so viel abwerfen muss, dass sie den Zwischenraum überbrücken lässt", sagte Hauke Hasselbring, Vizepräsident beim DEB, der sich auch deswegen um die WM 2027 bewirbt.

Mit 16 Teams in zwei Achter-Gruppen in Tampere und Riga. Die besten Vier jeder Gruppe qualifizieren sich fürs Viertelfinale. Die beiden Letzten der Gesamttabelle steigen in die B-WM ab.

Gastgeber und Titelverteidiger Finnland, Kanada, die USA, Schweden und Tschechien. Einer der Großen des Welteishockeys fehlt: Russland ist wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine suspendiert - im offiziellen IIHF-Sprech "aus Sicherheitsgründen".

Es geht schwierig los: Die ersten Gegner heißen Schweden, Finnland und USA. Danach kommen die Spiele, in denen das DEB-Team punkten muss: Dänemark, Österreich, Ungarn und Frankreich. Im Viertelfinale traf die DEB-Auswahl auf die Schweiz, im Halbfinale wartete die USA. Nun wartet der vielfache Weltmeister Kanada im Finale.

Das Ziel war das Viertelfinale, was auch für die Olympia-Qualifikation 2026 wichtig war. Aber es war nicht einfach. Der Auftakt gegen die Topteams ging schief, das DEB-Team musste mit viel Druck in die letzten Vorrunden-Aufgaben. Zudem fehlen zahlreiche Spieler wie die NHL-Stars Leon Draisaitl und Tim Stützle.

Leon Draisaitl ist bei den Edmonton Oilers gefragt. Die Play-offs der NHL laufen immer parallel zur WM - und niemand würde eine Weltmeisterschaft dem Stanley Cup vorziehen. Auch Tom Kühnhackl und Tobias Rieder, die in Schweden spielen, sagten ab. Zudem einige DEL-Spieler.

Der mit Abstand wichtigste ist Moritz Seider. Eigentlich hatte auch der Verteidiger-Star der Detroit Red Wings aus der NHL abgesagt, aber kurz vor der WM hat er sich nun doch fit gemeldet - und macht das deutsche Team auf allen Ebenen besser. Trainer Kreis nennt ihn nicht umsonst "Weltklasse". Zwar ist Seider erst 22 Jahre alt, aber bereits jetzt der Chef in Detroit. So wird es auch beim DEB-Team sein.

Weitere Spieler, auf die es ankommen wird: Die Torhüter Mathias Niederberger und Dustin Strahlmeier und die ebenfalls aus Nordamerika nachgereisten Verteidiger Leon Gawanke und Kai Wissmann sowie Kapitän Moritz Müller aus Köln. Für Offensive sorgen sollen vor allem Dominik Kahun (Bern), JJ Peterka (Buffalo), Nico Sturm (San Jose) und Marcel Noebels (Berlin).

Nach dem Abgang des erfolgreichen Toni Söderholm übernahm Ende Januar Harold Kreis. Der 64-jährige Deutsch-Kanadier kam schon als Teenager nach Mannheim, wo er 19 Jahre spielte - auch für die Nationalmannschaft. Danach arbeitete er als Trainer in der DEL und in der Schweiz, gewann mehrere Titel. Bei der WM 2010 war er schon mal Co-Trainer beim DEB. Er gilt als klarer Kommunikator. "Ich komme schnell zum Punkt", sagt Kreis, der aktives Eishockey mit Puckkontrolle sehen will.

Durchwachsen: drei Siege aus sieben Spielen. Weil die meisten aber stattfanden, als auch in Europa noch die Ligen spielten, hatte der Kader nur in Ansätzen mit dem zu tun, der nach Finnland flog. Und selbst während der WM könnten noch Spieler aus Nordamerika nachkommen.

Das ist vor einer Eishockey-WM immer so eine Sache. Die NHL spielt ja noch, und selbst wenn ihre Teams ausgeschieden sind, sagen viele der besten Spieler der Welt ab. Zudem werden die Versicherungen für die Millionenverdiener immer teurer, das kann und will sich nicht mehr jeder Nationalverband leisten. Die endgültigen Kader stehen auch noch nicht fest.

Wer aber bereits seine Zusage gegeben hat: Mikko Rantanen. Der Finne, Jahresgehalt 9,5 Millionen US-Dollar, erzielte diese Saison für Colorado 62 Tore und bereitete weitere 53 vor. Und dann kommt eins der weltweit größten Talente: der 18-jährige Kanadier Adam Fantilli, der beim nächsten NHL-Draft voraussichtlich als Zweiter gezogen wird. Andere große Namen werden erst in den nächsten Tage bekannt.

Aus DEB-Sicht ist das die Vergabe der WM 2027, Mitbewerber ist Kasachstan. Und dann geht es beim IIHF-Kongress um Russland. Präsident Luc Tardif sagte jüngst, dass Russland und Belarus erst nach Ende des Krieges in der Ukraine wieder mitspielen dürfen. Für 2024 sind sie bereits weiter suspendiert. Aber was ist mit der Qualifikation für Olympia 2026?

Zudem steigt der Druck, weil die Russen viel Einfluss haben und die IIHF mit Turnieren ohne Russland weniger einnimmt.