Rock 'n' Roll in Bremerhaven:Fischtown Pinguins: Einsame Spitze im Norden
von Ralf Lorenzen
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Die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven sind erstmals ins Halbfinale der DEL eingezogen. Mit wenig Geld, aber viel Kontinuität, Familiensinn und einem "Karawanken-Express".
Die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven schaffen erstmals den Einzug ins DEL-Halbfinale.
Quelle: dpa
Die Klubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sind ungleichmäßig über die Landkarte verteilt. Der Großteil ballt sich im Süden und Südwesten, während ganz oben im Nordwesten ein Klub weit und breit keine Konkurrenten in der Nähe hat: die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven.
Euphorie über Pinguins wie bei Elvis
"Wenn wir das gallische Dorf spielen und ab und an die Römer ärgern, ist das fürs Publikum schon perfekt", sagte Teammanager Alfred Prey noch vor einem halben Jahr der "taz". Mit dem erstmaligen Einzug ins Playoff-Halbfinale stehen die Pinguins jetzt sogar vor einem wesentlich größeren Erfolg.
Sie entfachen in der Hafenstadt eine ähnliche Euphorie wie einst Elvis Presley, als er im Oktober 1958 in Bremerhaven von Bord ging, um seinen Militärdienst in Deutschland anzutreten. "Wir haben vor niemandem Angst", sagt Prey vor dem ersten Halbfinal-Spiel am Ostermontag gegen EHC München in eigener Halle.
Fischfang und Meeresforschung im Namen
Ihren jetzigen Namen tragen die Fischtown Pinguins seit der Auslagerung der Profiabteilung aus dem Roll- und Eissport-Verein Bremerhaven im Jahr 2002. Er enthält Bremerhavens Aushängeschilder von gestern und heute.
"Fischtown" verkörpert dabei die lange Geschichte als größter Fischereihafen auf dem europäischen Festland. "Pinguins" steht für eine der touristischen Hauptattraktionen, den Zoo am Meer, aber auch für das weltbekannte Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung.
Bis vor ein paar Jahren hätte kaum jemand damit gerechnet, dass der Klub selbst einmal zum populärsten Aushängeschild der von den Wirtschaftskrisen der letzten fünfzig Jahren besonders gebeutelten Stadt wird. Ein wichtiger Schritt war der Bau der Eisarena mit gut 4.600 Plätzen im Jahr 2011, durch den die Einnahmen gesteigert wurden.
Wir haben das Geld nicht ausgegeben, sondern jedes Jahr was zurückgelegt, weil unser Traum die DEL war.
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Teammanager Alfred Prey
Fischtown Pinguins mit Lizenz am grünen Tisch
Die Chance kam 2016, als der Eigentümer der Hamburg Freezers, die Anschutz Entertainment Group, aus finanziellen Erwägungen keine Lizenz mehr für die Saison 2016/17 beantragte. Als einziger Zweitliga-Klub hatten die Fischtown Pinguins eine der teuren Lizenzen für die DEL beantragt und stiegen somit kampflos auf.
Ironie der Geschichte: Die Anschutz Entertainment Group ist seit 1999 Besitzer des möglichen Endspielgegners Eisbären Berlin.
Die Meisterschaft der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wird in zwei Phasen ausgespielt: der Hauptrunde und dem Playoff.
An der Hauptrunde nehmen vierzehn Klubs teil, die jeweils viermal gegeneinander spielen. Insgesamt gibt es damit 52 Hauptrunden-Spieltage. Für das Playoff um die Meisterschaft qualifizieren sich die besten sechs Teams direkt. Die Teams auf den Plätzen sieben bis zehn spielen zwei weitere Plätze aus. Im Best-of-three-Modus treten dabei der Siebte gegen den Zehnten und der Achte gegen den Neunten an.
Hauptrunden-Sieger wurden in dieser Saison die Fischtown Pinguins knapp vor den Eisbären Berlin.
Das Playoff wird vom Viertelfinale über das Halbfinale bis zum Endspiel jeweils im Best-of-seven-Modus ausgetragen. Sieger ist das Team, das zunächst vier Spiele gewonnen hat. Das Heimrecht wechselt nach jedem Spiel, wobei das in der Hauptrunde besser platzierte Team zuerst das Heimrecht besitzt.
Die Playoff-Paarungen im diesjährigen Halbfinale lauten: Fischtown Pinguins - EHC München / Eisbären Berlin - Straubing Tigers
Titelverteidiger ist der EHC München.
Mit einem der kleinsten Etats der Liga sind die Pinguins seit 2016 jedes Mal ins Playoff eingezogen. "Man konnte jedes Jahr sehen, was sich da entwickelt und wir hatten schon vorher große Möglichkeiten", sagte Ross Mauermann, der als einziger Spieler seit 2016 dabei ist.
Slowenen und Dänen statt Nordamerikaner im DEL-Team
"Alles bei uns in der Organisation passt irgendwie zusammen", sagt Alfred Prey. Der gebürtige Oberpfälzer mit dem markanten Schnauzbart, der einst als junger Marinesoldat in den Norden kam, ist die Schlüsselfigur dieser Organisation. Er arbeitet seit 35 Jahren in verschiedenen Funktionen im Klub und hat als kluger Teammanager meist die richtige Entscheidung getroffen.
So wie 2016, als er nicht nur die DEL-Lizenz beantragte, sondern auch Thomas Popiesch zum Trainer machte. Die beiden schaffen es immer wieder, trotz des kleinen Etats Spieler zu verpflichten, die in das kampfbetonte System der Pinguins passen.
Auf den Schlüsselpositionen setzen sie im Gegensatz zu den Liga-Konkurrenten nicht auf Nordamerikaner, sondern auf Slowenen und Dänen. Mit Jan Urbas, Ziga Jeglic und Miha Verlic ist der slowenische "Karawanken-Express" das Prunkstück der Offensive.
Ausverkaufte Halbfinals in Bremerhaven
Die Spieler betonen immer wieder die familiäre Atmosphäre, die der Klub schafft.
Wir achten drauf, dass die Spieler einen guten Charakter haben.
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Alfred Prey
Am Ende der Saison legt Prey einen Großteil seiner Aufgaben in jüngere Hände. Die Karten für die ersten beiden Halbfinal-Heimspiele waren innerhalb kürzester Zeit weg. Der Rock 'n' Roll ist zurück in Bremerhaven.
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