Kritik nach Doping-Fällen:Wie glaubwürdig ist der Tennissport noch?
von Petra Philippsen
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Mit Yannik Sinner und Iga Swiatek gab es zwei prominente Dopingfälle binnen weniger Wochen. Und beide erhielten offenbar eine Sonderbehandlung. Der Ruf des Sports ist beschädigt.
Tennisprofi Iga Swiatek wurde wegen eines positiven Dopingtest einen Monat gesperrt, wie erst verspätet bekannt wurde
Quelle: AFP
Der Tennissport wird auch als der "weiße Sport" bezeichnet, weil ihn früher Reiche und Adelige spielten. In weißer Kleidung, damit Schweißflecken unsichtbar blieben. Das Privilegierte schwang von jeher beim Tennis mit, bis heute hat sich das auch innerhalb des Sports nicht geändert.
Denn für die Stars der Szene wurden und werden immer wieder Ausnahmen gemacht, die anderen Tennisprofis verwehrt bleiben. Fast wie bei George Orwells Roman "Farm der Tiere", in der sind "alle gleich, aber manche sind gleicher".
Sonderbehandlung für Swiatek und Sinner?
Nach Bekanntwerden der beiden jüngsten Doping-Fälle der Grand-Slam-Champions Iga Swiatek und Jannik Sinner hat sich dieser Eindruck der Ungleichheit verstärkt. Und der "weiße Sport" wirkt dabei alles andere als unschuldig rein.
Bei beiden Topstars wurden die positiven Tests erst Monate später öffentlich gemacht, nachdem das Strafmaß von der International Tennis Integrity Association (ITIA) bereits festgelegt war. Üblich ist das nicht. Alles war unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgelaufen.
Swiatek darf Strafe selbst aufteilen
Beide Profis beteuerten ihre Unschuld, sprachen von Versehen und hatten von hochbezahlten Anwälten schnell Einspruch einlegen lassen. Das Ergebnis: Swiatek wurde für 30 Tage gesperrt, Sinner gar nicht.
Die ITIA sah bei beiden kein vorsätzliches Verschulden. Aber die Empörung in der Tenniswelt ist nun groß. Verschärft wurde das durch die Tatsache, dass Swiatek ihre Straftage sogar aufteilen durfte.
Das deutsche Tennis-Doppel Kevin Krawietz und Tim Pütz haben die ATP-Finals gewonnen. Im ZDF-Interview bei Martin Wolff berichten sie darüber und blicken voraus auf den Davis Cup.18.11.2024 | 2:30 min
Wie unabhängig kann die ITIA sein?
Die Polin verzichtete im Herbst auf drei Turniere in Asien, spielte dann aber die WTA-Finals der Jahresbesten mit und legt die restlichen acht Tage der Sperre jetzt nach Saisonschluss ein, wenn die meisten Spielerinnen ihren Urlaub machen.
Die ITIA wurde 2021 als unabhängige Organisation von den Tennisverbänden ATP, WTA und ITF sowie den Veranstaltern der vier Grand-Slam-Turniere gegründet, um einen sauberen Sport zu gewährleisten. Doch die Interessen der Verbände und Veranstalter - die eben kein Interesse an Skandalen ihrer Stars haben - scheinen im Umgang mit Dopingvorfällen dennoch eine Rolle zu spielen.
Der Italienische Tennsispieler Jannik Sinner in Aktion während des Spiels gegen den Russen Daniil Medvedev.
Quelle: afp
Misst die ITIA mit zweierlei Maß?
Fälle wie Swiatek und Sinner wirken wie Paradebelege für den Vorwurf, es würde mit zweierlei Maß gemessen. Denn die 18-jährige tschechische Nachwuchsspielerin Nikola Bartunkova wurde für ein vergleichbares Vergehen wie bei Swiatek für sechs Monate gesperrt. Für den Weltranglistenersten Sinner war sein Fall in wenigen Wochen abgehandelt.
Novak Djokovic führt eine eigene Spielergewerkschaft an und sagte zum Fall Sinner:
Die ITIA betont, man würde rein nach Faktenlage entscheiden. Swiatek fühlt sich gestärkt, sagte, sie werde "mit weißer Weste" in die neue Saison starten. Doch ob sich wie bei Sinner die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada auch bei ihr noch einschaltet, ist offen.
Fest steht, dass der Ruf der beiden Topstars noch mehr gelitten hat, als beim üblichen Verfahren. Mit weißer Weste geht jedenfalls kein Beteiligter aus der Sache raus. Schon gar nicht der "weiße Sport".
Quelle: Reuters
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