Bundesliga: Wie der BVB mit Sahin die Wende schaffen kann
Dortmund vor Spiel gegen Leipzig:Wie der BVB mit Sahin die Wende schaffen kann
von Patrick Brandenburg
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Durch die jüngste Pleitenserie steht Nuri Sahin im Fokus der Kritik. Doch schon im Spiel gegen RB Leipzig könnten Dortmunds jungem Trainer einige schlichte Weisheiten helfen.
Kommt RB Leipzig den Dortmundern zur Unzeit oder gerade recht für den Befreiungsschlag? 01.11.2024 | 1:48 min
Die Macht der Bilder: Als Borussia Dortmund beim VfL Wolfsburg die fünfte Auswärtspleite in Folge einfuhr, waren Nuri Sahin die dunklen Gedanken ins Gesicht geschrieben. In unerbittlicher Großaufnahme zeigte das Fernsehen, wie der BVB-Trainer beim Aus im DFB-Pokal heftig den Unterkiefer malträtierte. Der 36-Jährige spürt wohl: Er steht am Knackpunkt seiner Karriere.
Noch kann der junge Coach auf eine Jobgarantie durch die Chefetage des BVB bauen, trotz des schlechtesten Saisonstarts seit zehn Jahren.
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Ricken und Co. wissen um die Lage beim BVB
Mit nur vier Siegen aus acht Bundesliga-Spielen und Platz sieben in der Tabelle ist der Kontakt zu Bayern München und RB Leipzig an der Spitze früh abgerissen. Satte 19 Gegentore hat das Team in allen Wettbewerben in den jüngsten acht Partien kassiert. Durch das Pokal-Aus ist der einfachste Weg zu einem Titel verbaut.
Für Sahin geht es darum, den Schaden einzudämmen. Aufgrund der Verletztenmisere scheint ein Sieg über formstarke Leipziger wenig realistisch. Der BVB läuft auf der Felge, das wissen auch Lars Ricken, der neue starke Mann der Westfalen, und die meinungskräftigen Granden im Hintergrund: Hans-Joachim Watzke oder Berater Matthias Sammer.
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Favre als schlechtes Vorbild
Selbst bei einer knappen Pleite dürfte der Treueschwur zum Trainer halten. Denn die BVB-Führung steht mit am Pranger. Seit dem Abschied von Jürgen Klopp hat sie Trainer um Trainer verschlissen. Sahin symbolisiert schon ihren achten Neuanfang in neun Jahren.
Im Spiel gegen Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr, ab 22.30 Uhr im aktuellen sportstudio) kommt es wohl eher auf den Gesamteindruck an. Lucien Favre stolperte einst als Fünfter der Tabelle, Achtelfinalist im DFB-Pokal und Gruppensieger in der Champions League über ein 1:5-Heimdebakel gegen den VfB Stuttgart. Ein solcher Offenbarungseid würde selbst BVB-Ikone Sahin akut in Bedrängnis bringen.
Der BVB muss nun auch auf Stammkeeper Gregor Kobel verzichten. Damit wächst die Liste der Ausfälle weiter an. "Greg hat leichte Probleme aus dem Wolfsburg-Spiel", berichtete Sahin.
Neben ihm fallen derzeit Karim Adeyemi, Julien Duranville, Yan Couto, Niklas Süle, Julian Ryerson, Gio Reyna und Kjell Wätjen verletzt aus. Almugera Kabar ist gesperrt.
Zudem bangt Sahin um Innenverteidiger Waldemar Anton (Oberschenkelprobleme). Immerhin kann Felix Nmecha trotz Schmerzen in der Schulter spielen.
Das Zwischenziel des BVB: Die Winterpause
Ein kämpferischer Auftritt dagegen könnte den Coach ins wichtige Spiel in der Champions League gegen Sturm Graz retten und auch in die vermeintlich leichteren Liga-Aufgaben bei Mainz 05 und gegen den SC Freiburg. Solche Duelle entscheiden vermutlich viel eher darüber, wie lange Sahins Traumjob beim Herzensklub Bestand hat.
Im Winter lassen sich Fehler der Kaderplanung reparieren. Die aktuelle Mission aber lautet gegen die Mannschaft der Stunde der Liga möglichst viel Sicherheit und Selbstvertrauen sammeln, das Publikum mitnehmen und ganz nebenbei: weitere Ausfälle vermeiden.
Kapitän Can als Leader gefragt
Für Sahin heißt es: zurück zu den Basics. Der Stratege der Dortmunder Meisterelf 2011 muss seinem verunsicherten Team Führung und Halt geben. Auch aktiv von der Seitenlinie.
Bei aller berechtigten Kritik sollte er seinen Kapitän stärken. Emre Can kann ein guter Leader sein und ein guter Fußballer sowieso, wenn ihm einer die Dribblings vorm eigenen Strafraum ausredet.
Sabitzer im Zentrum wertvoller
Im Auge des Orkans muss auch Sahins Spielidee warten. Wenn sein präferierter offensiver Weg durch die Mitte verbaut ist, bieten sich die Flügel als Auswege an. Zumal ja ein cooler Knipser im Strafraum wartet: Serhou Guirassy.
Die Zeit für Experimente sollte bis auf Weiteres vorbei sein: Mit klassischer Viererkette fühlt sich sein Team am wohlsten? Her damit! Marcel Sabitzer ist außen verschenkt? Ab ins Zentrum. Die defensive Mitte ist löchrig? Zur Not doppelt stopfen.
Und wenn's mal passt wie zunächst in Madrid? Nicht am stabilen System rumdoktern, selbst wenn's gut gemeint ist.
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Spielaufbau über Kobel gefährlich
Defensive ist die Basis für Erfolg. Darauf muss Sahin alle Akteure verpflichten. Schluss mit den Schnörkeln vorm eigenen Tor beim Spielaufbau, das Hintenrumgedaddel über Gregor Kobel macht alle nur nervös - selbst die treuen Fans, deren Hilfe der BVB dringend braucht.
Es ist keine Schande, Bälle humorlos auf die Tribüne zu jagen. Auch für Sahins Kiefer wäre das gesünder.