Eintracht Frankfurt im Höhenflug: Götze, der Bessermacher

Es gibt eine schöne Momentaufnahme aus dem hohen Norden, die viel über das Hochgefühl von Eintracht Frankfurt aussagt. Freudestrahlende Fußballer, die vor dem mitgereisten Anhang in der dänischen Kleinstadt Herning einen Eintracht-Schal hochhielten. Das 2:1 in der Europa League beim FC Midtjylland war der sechste Pflichtspielsieg in Serie.

Jeder Dreier helfe, so die These von Trainer Dino Toppmöller, "die Müdigkeit abzuschütteln". Schon am Wochenende ging es per Bus weiter auf die Schwäbische Ostalb. Dort steht am 12. Spieltag der Fußball-Bundesliga die Partie beim 1. FC Heidenheim (Sonntag 17.30 Uhr) an. An der Brenz sei es für keine Mannschaft "leicht gewesen", warnte Toppmöller. Doch die Brust seiner Spieler könnte breiter kaum sein.

Die Eintracht spielt ihre beste Bundesligasaison zu diesem Zeitpunkt seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995. Nur 1993/94 (29 Punkte) - damals unter der Leitung von Dino Toppmöllers Vater Klaus - sowie 1973/74 (24) waren die Hessen umgerechnet besser.

Der 44-Jährige hat es geschafft, den Kader durch den Einbau etlicher junger Spieler viel breiter aufzustellen als in der Vergangenheit. Toppmöller betonte allerdings:

Und da spielt derjenige eine Schlüsselrolle, der am Donnerstag in Thermojacke zuschaute: Mario Götze, im Europapokalspiel ohne Einsatzminute.

Der 32-Jährige ist als Schütze des entscheidenden Tores im WM-Finale 2014 gegen Argentinien der Spieler mit dem höchsten Bekanntheitswert. Gleichwohl: Die Zeiten sind vorbei, dass alles nur auf "Super-Mario" schaut.

Er hat zwar den von Joachim Löw bei der Einwechslung geäußerten Wunsch, einmal besser als Lionel Messi zu werden, nicht einlösen können, aber er hat es geschafft, den Anforderungen des modernen Fußballs auch heute noch zu entsprechen, weil er sein Spiel gegenüber der Zeit bei Borussia Dortmund und Bayern München komplett umstellte. Weniger Dribbler, mehr Stratege.

Der Strafraum, den der Instinktfußballer früher immer wieder suchte, betritt er viel seltener. Mit erst drei Torschüssen sind ihm zwei Saisontreffer gelungen: In seinem 300. Bundesligaspiel bei Union Berlin (1:1) und in seinem 100. Pflichtspiel im Eintracht-Dress zuletzt gegen Werder Bremen (1:0).

Aus dem trickreichen Herumtreiber ist ein fleißiger Ballverteiler geworden, der sich im Mittelfeld überall zurechtfindet. In Heidenheim wird er wohl wieder auf der halbrechten Seite spielen. Den Edeltechniker möchten gerade die Jüngeren nicht missen.

"Mario gibt uns sehr viel Halt. Er ist ein sehr lustiger, aber ein sehr reifer Spieler", sagt Rechtsverteidiger Nnamdi Collins, mit 20 Jahren einer der jungen Wilden. Wenn er nicht weiß, wohin mit der Kugel, ist diese bei Götze gut aufgehoben. Denn der Routinier verliert selten einen Ball, spielt dennoch lieber nach vorne als zurück - gegen Bremen gelangen dem Siegtorschützen 23 Pässe ins letzte Drittel.

sagte Götze danach, obwohl Keeper und Kapitän Kevin Trapp mit 34 Jahren älter ist. Auch Identifikationsfigur Timothy Chandler ist 34. Genau wie die beiden fühlt sich Götze in Verein und Stadt überaus wohl. Mit Frau und Kindern schlendert er schon mal über den Römerberg, um das Flair zu genießen. "Was ich in den letzten zweieinhalb Jahren hier erlebt habe, ist eine sehr schöne Geschichte."

Nach der Zwischenstation in Eindhoven in der hessischen Landeshauptstadt noch mal einen Anlauf in der Bundesliga zu nehmen, war die richtige Entscheidung. Nur bei den Saisonzielen ist Götze noch vorsichtig.

Wer wüsste das besser als der Mann, der schon durch so viele Höhen und Tiefen gegangen ist.