Bundesligist Bochum: Neuer Schwung in schweren Zeiten

Für den VfL Bochum wurde einst das grammatikalisch bedenkliche Wort "unabsteigbar" erfunden worden. Diese These hat bewahrheitete sich allerdings nicht, der VfL musste die Bundesliga nach jahrelangem Kampf am Abgrund 1993 nach 22 Jahren doch verlassen.

Danach verharrte der Verein lange in der Zweiten Liga, seit 2021 ist das Team nun wieder erstklassig und wehrte sich seitdem stets erfolgreich gegen den Abstieg. Jetzt aber ist es erneut akut gefangen im Überlebenskampf: Bochum ist Tabellenletzter mit bereits acht Punkten Rückstand auf den rettenden 15. Rang.

Ja, das sei so, die Fakten seien eindeutig, sagt Dieter Hecking nach einem Trainingstag in dieser Woche im Gespräch mit ZDFheute. Sehr großen Einsatz hätten seine Spieler bei den Übungen gezeigt, aufmerksam seien sie gewesen, interessiert am Input des erfahrenen Coaches. Der hatte vergangenen November den erfolglosen Peter Zeidler abgelöst, der mit dem VfL in neun Partien gerade mal ein Pünktchen erobert hatte.

Überhaupt mutete es wie ein Wunder an, dass sich dieser Klub vergangene Saison doch noch in der ersten Liga halten konnte nach einem 0:3 im Relegationshinspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Es folgte ein 3:0-Sieg und ein Triumph im Elfmeterschießen. Doch Bochum rettete den Schwung dieses mental stärkenden Erlebnisses nicht in die neue Saison.

Ein Punkt nach neun Spielen - Hecking war der gesuchte Helfer für diese Notsituation. Zuvor hatte er bis Mai 2024 als Sportvorstand des 1. FC Nürnberg gearbeitet. Die Rückkehr auf einen freien Trainerstuhl "war aber immer eine Option für mich". Die Option Bochum habe er sich gut überlegt, am Ende rieten ihm enge Vertraute und vor allem seine Frau zu diesem Schritt.

Unter Hecking stabilisierte sich das Team und holte in zehn Spielen neun Punkte. Aber der Trainer weiß:

"Du weißt ja auch, dass es Schwächen im Team gibt, sonst wäre es nicht in dieser Situation", sagt der Trainer nach drei Monaten beim VfL. Vor allem das 0:3 in Mönchengladbach, einer von Heckings Ex-Klubs, sei ein Rückschritt gewesen. "Aber damit musst du rechnen und leben in unserer Situation".

Was also tun? Vor dem Spiel gegen Freiburg an diesem Samstag (15:30 Uhr im heimischen Ruhrstadion versucht es Hecking mit seiner klassischen Ersthelfer-Therapie: "Ich versuche, die Spieler mit meiner Art zu erreichen. Ich muss sie von den Maßnahmen, die ich für richtig halte, überzeugen, sei es beim Einstudieren einer Fünferkette oder bei anderen Themen."

Die Zwischenbilanz in Bochum "ist nicht gerade so, dass wir in Euphorie verfallen", Platz 18 sei eben die Realität. Womöglich erhält Bochum noch zwei Punkte am Grünen Tisch aus dem abgebrochenen Spiel bei Union Berlin im Dezember. Wobei Hecking sagt: "Ich sollte nicht damit rechnen. Ich muss im Hier und Jetzt arbeiten und nicht in einer Wunschwelt." Das große Ziel aber bleibe "ganz klar" der Klassenerhalt.

"Dafür aber brauchen wir Konstanz", sagt Hecking. Dabei helfen, die Wende zu schaffen, soll Mittelfeldspieler Tom Krauß, der im Wintertransferfenster von Luton Town zum VfL stieß. "Tom ist ein weiterer Baustein für unseren Kader. Einen Stürmer wollen wir auch noch holen", erzählt Hecking.

Das Heimspiel gegen Freiburg sei angesichts "unserer Auswärtsschwäche" ein sehr wichtiges Match, "weil wir zu Hause einfach punkten müssen". Das Publikum, das lautstarke Stadion an der Castroper Straße, "ist eine enorme Hilfe für uns.