Mainz 05 gegen SC Freiburg: Treffen der Überraschungsteams

Wenn man vor der Saison gefragt worden wäre, wie die Paarung lautet, wenn am 26. Spieltag der Tabellendritte der Bundesliga gegen den Fünften antritt - man hätte ziemlich sicher auf die Partie RB Leipzig gegen Borussia Dortmund getippt. Doch die beiden Champions-League-Abonnenten liegen auf den Plätzen sechs und zehn. Dass diese Begegnung stattdessen am Samstag um 15:30 Uhr Mainz 05 gegen SC Freiburg heißt, hätte wohl kaum einer auf der Rechnung gehabt.

Die drittplatzierten Mainzer sind das Überraschungsteam der Saison schlechthin. Aber auch der SC Freiburg schlägt sich unter Christian-Streich-Nachfolger Julian Schuster hervorragend.

So unterschiedlich die Gründe für den Höhenflug auch sein mögen - zwischen beiden gibt es erstaunlich viele Parallelen: Beide Vereine hatten in der jüngeren Vergangenheit Trainer, die lange Phasen prägten und deren Arbeit noch heute nachwirkt.

Bei den Rheinhessen wären hier natürlich Jürgen Klopp (2002 bis 2008) und Thomas Tuchel (2009 bis 2014) zu nennen, beim Sportclub, der seit 1991 exakt fünf Cheftrainer hatte, Volker Finke (1991 bis 2007) und Christian Streich (2012 bis 2024).

Beide Vereine sind keine geborenen Erstligisten. Dass sie sich in der Liga etablieren konnten, lag auch an ihrer Bereitschaft zur Innovation. Früher als andere investierte der SC Freiburg in seinen Nachwuchs, die "Fußballschule" wurde 2001 eröffnet.

In Mainz ließ Wolfgang Frank zwischen 1998 und 2000 als erster Deutscher mit Viererkette spielen, beim SC führte Finke ballorientiertes Verteidigen ein. Während anderswo dem Gegenspieler noch "aufs Klo gefolgt" wurde, hatte man so Überzahl in Ballnähe.

Die Mainzer Sechser Nadiem Amiri und Jae-Sung Lee bringen es auf jeweils sechs Tore, Paul Nebel traf sogar schon sieben Mal. Auch in Freiburg sind die Mittelfeldspieler Vincenzo Grifo und Ritsu Doan die erfolgreichsten Schützen mit je acht Toren.

Doch während die Mainzer einen Stürmer wie Jonathan Burkardt (14 Tore) haben, kommen die drei Freiburger Angreifer Michael Gregoritsch, Junior Adamu und Lucas Höler zusammen nur auf dürftige fünf Tore.

Die 05-er kassierten deutlich weniger Gegentore als ihr Gegner am Samstag (36.). 26 Gegentreffer sind der zweitbeste Wert hinter den Bayern.

Auch Freiburg hat allerdings eine bessere Quote als die Tabellennachbarn aus Wolfsburg, Frankfurt oder Stuttgart. Auch dank der beiden Innenverteidiger Philipp Lienhart und Matthias Ginter, die auf ihrer Position zu den besten der Liga zählen.

Die Medienlandschaft ist hier wie dort überschaubar, die handelnden Personen im sportlichen Bereich - Christian Heidel (mit kurzer Unterbrechung auf Schalke) in Mainz und Jochen Saier in Freiburg - zählen seit Jahrzehnten zum Inventar.

Und auch die jeweils gutgefüllten Fankurven haben traditionell Besseres zu tun, als nach zwei Niederlagen einen Trainer-Rauswurf zu fordern. Und: Beide Klubs firmieren noch als "eingetragener Verein", also ohne ausgegliederte Profiabteilung.

Unter Julian Schuster spielte der SC in den vergangenen Wochen einen abwartenden, aber ungeheuer erfolgreichen Fußball. Sein Mainzer Pendant Bo Henriksen hingegen verlangt, dass seine Spieler offensiv denken und auf dem Platz für Spektakel sorgen.

Beide Ansätze spiegeln sich in der Rhetorik wider. Während der Mainzer Nadiem Amiri selbstbewusst betont, man wolle Platz drei bis zum Ende der Spielzeit verteidigen, mauert man beim Sportclub auch am Mikrophon. Schuster nennt als Saisonziel eine "positive Entwicklung".