Bayer Leverkusen gegen Bayern München: Drei Erkenntnisse

    Analyse

    Was das Unentschieden zeigt:Drei Erkenntnisse aus Bayer gegen Bayern

    Tim-Julian Schneider
    von Tim-Julian Schneider, Leverkusen
    |

    Ist die Meisterschaft jetzt entschieden? Und wie ist der Auftritt von Bayer und Bayern jeweils zu bewerten? Drei Erkenntnisse zum Liga-Gipfel.

    Leverkusens Florian Wirtz (2.v.l) reagiert nach einer verpassten Torchance.
    Die Bayern können mit dem Punkt besser leben als Leverkusen - mit der Leistung aber wohl nicht.
    Quelle: Marius Becker/dpa

    Für alle, die die Partie von Bayer Leverkusen gegen den FC Bayern München nicht gesehen und nur das Ergebnis 0:0 gelesen haben, mag es sich vielleicht komisch anhören, dass dieses Spiel in Teilen mitreißenden Fußball bot - zumindest aufseiten des Gastgebers aus Leverkusen. Einem Sieg des Teams von Trainer Xabi Alonso stand nur die eigene Inkonsequenz im letzten Spieldrittel, die mangelnde Chancenverwertung und zweimal das Aluminium im Weg.
    Die Bayern dürften lediglich über das Ergebnis zufrieden sein, das den Acht-Punkte-Vorsprung auf den ärgsten Verfolger zementiert. Ließ die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany doch sehr viel von dem vermissen, was im bisher wohl wichtigsten Spiel der Saison gefragt gewesen wäre. So offenbart dieses torlose Unentschieden für beide Teams Erkenntnisse, denen sich die Mannschaften und Trainer stellen müssen.

    Die Bayern sind aktuell keine Weltklasse-Mannschaft

    Mit sieben Siegen in der Bundesliga in Folge und einer guten Ausgangsposition in den Champions-League-Playoffs (1:2-Auswärtssieg im Hinspiel bei Celtic Glasgow) hätten die Bayern eigentlich mit viel Rückenwind in das Match gehen müssen, in dem die Münchner endlich wieder die Vormachtstellung im deutschen Fußball zementieren wollten, nachdem in den letzten fünf Spielen gegen den aktuellen deutschen Meister aus Leverkusen kein Sieg gelungen war.
    im Bild: Florian Wirtz (Leverkusen) im Zweikampf gegen Dayot Upamecano (Bayern Muenchen).
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    Von dieser breiten Brust und Gier nach dem Sieg war jedoch in der BayArena nichts zu spüren. Die Bayern wirkten fahrig in ihren Situationen, fanden zu keinem Zeitpunkt der Partie einen Weg, sich aus dem konsequenten Pressing der Leverkusener zu befreien und offenbarten im Zentrum eklatante Räume, die Bayer gut zu bespielen wusste.
    Drei Pässe reichten oft, um die Schaltzentrale des Münchner Spiels auszuhebeln. Ein Eckenverhältnis von 0:6 und die magere Ausbeute von zwei ungefährlichen Schüssen in Richtung Tor sprechen noch weniger Bände, als Stürmer Harry Kane, der sich teilweise die Bälle am eigenen Sechzehner abholen musste, weil ein Offensivspiel so gut wie gar nicht stattfand.
    Dieser Auftritt verdeutlicht noch einmal stark, was sich schon wie ein roter Faden durch die Saison zieht: Gegen Top-Teams tut sich der Rekordmeister schwer. In Barcelona hagelte es eine heftige Klatsche, gegen Leverkusen flog man aus dem Pokal und auch gegen Frankfurt zog man den Kürzeren.
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    In den großen Duellen, in denen die Bayern sonst ihre ganze Klasse an den Tag legten, zeigt diese Mannschaft, dass die eigentlich festgeschriebene "Mia san mia"-DNA nach der titellosen letzten Saison noch nicht wieder zu hundert Prozent zurückgekehrt ist.

    Grundsätzlich ist es nicht die Bayern-DNA, auf Unentschieden zu spielen. Bayer hat uns aber dahin gebracht.

    Max Eberl, Bayern-Sportvorstand

    Das alles verdeutlicht: Die Bayern haben vielleicht Weltklasse-Spieler, aber als eine absolute Weltklasse-Mannschaft treten sie in dieser Saison bisher nicht auf. Das reicht wahrscheinlich zur Meisterschaft, aber wenn im Champions-League-Achtelfinale wieder Leverkusen oder das abgezockte Atletico Madrid warten, wird das Ziel vom "Finale dahoam" in der heimischen Allianz Arena auf eine harte Probe gestellt.

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    Die Bayern werden wohl trotzdem Meister

    Dass die Bayern trotzdem am Ende die Schale in die Höhe recken werden, daran besteht nach dem Unentschieden wohl kein Zweifel mehr. Die Bayern haben bewiesen, dass die Qualität reicht, um gegen die meisten Bundesliga-Teams zu gewinnen - zur Not auch glanzlos. Eine Qualität, die sie den Leverkusenern voraushaben.
    Ein Bayer-Sieg und die Verkürzung des Rückstands hätte noch einmal Signalwirkung gehabt, so müssen Alonso und sein Team auf viele Münchner Ausrutscher hoffen. Dass aber die Bayern noch drei Spiele verlieren, während die Werkself alle gewinnt - mehr als unwahrscheinlich.
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    Leverkusen muss den Punch wiederfinden

    Der Auftritt von Leverkusen war dominant und spielfreudig. Wenn Granit Xhaka mit einem punktgenauen Diagonalball die Münchner Abwehr aushebelte oder sich Ausnahmetalent Florian Wirtz im Dribbling gegen drei Gegenspieler durchsetzte, riss es die Zuschauer in der BayArena von ihren Sitzen. Am Ende fehlten lediglich Zentimeter zu einem Torerfolg. Doch bei all dem Lob sollte man nicht die harten Fakten außer Acht lassen.
    Konsequenz im letzten Drittel, Klarheit vor dem Tor und Spiele auch einfach mal zuzumachen sind ebenso Qualitäten, die ein Top-Team auszeichnen. Die acht Punkte Rückstand kommen nicht von ungefähr. Zu oft ging die Werkself arglos mit ihren Chancen oder Vorsprüngen um. Sei es in der Bundesliga gegen Kiel, Bochum oder Bremen. Oder auch in der Champions League, als man Atletico Madrid im ersten Durchgang ähnlich dominierte wie die Bayern, aber am Ende noch als Verlierer vom Platz ging.
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    Diesen letzten Punch wiederzufinden, der sie in der Meister-Saison so ausgezeichnet hat, wird die Hauptaufgabe des Teams und von Trainer Xabi Alonso sein. Denn auch wenn die Meisterschaft wohl weg ist: Im DFB-Pokal und in der Champions League ist Bayer immer noch im Rennen - und muss sich mit solch einer Leistung vor keinem Team verstecken.

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    Quelle: Reuters

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