Stress durch Social Media: Hilft Digital Detox wirklich?
FAQ
Stress durch Social Media:Hilft Digital Detox wirklich?
von Cornelia Braun
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Mehr als 12 Stunden am Tag online: Viele junge Menschen leiden unter ihrem Social-Media-Konsum. Ein Experte erklärt, ob es neben dem kompletten Verzicht noch andere Auswege gibt.
Digital Detox ist langfristig nicht immer die richtige Lösung, erklärt Psychologe Christian Montag.
Quelle: dpa
Seitdem es Handys gibt, haben sie immer mehr den Alltag erobert. Man verpasst den Bus, ärgert sich kurz und der nächste Griff geht automatisch in die Tasche zum Smartphone. Eine Studie von Anfang des Jahres zeigt, dass junge Menschen mit mehr als 12 Stunden fast den ganzen Tag online sind.
Psychologe Christian Montag sieht das kritisch und spricht im Interview mit ZDFheute von einer "digitalen Dauerbeschallung".
Woran erkenne ich, dass ich süchtig nach Social-Media bin?
Eine offizielle wissenschaftliche Anerkennung von Social-Media-Sucht gibt es noch nicht, weshalb Montag zur Untersuchung seines eigenen Verhaltens verschiedene Indikatoren vorschlägt.
Zunächst einmal sei es wichtig, zu wissen, wer am Handy ist. Viele Menschen nutzen Soziale Medien zum Beispiel, um sich abzulenken, wenn es ihnen schlecht geht:
Aus der Persönlichkeitspsychologie wissen wir: Personen, die Probleme haben, sich selbst zu regulieren und Personen, die zu depressiven Tendenzen und Verstimmungen neigen, könnten besonders anfällig dafür sein, Smartphones, soziale Medien oder Videospiele zu viel zu nutzen.
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Christian Montag, Psychologe
Es kommt aber auch darauf an, wie und warum Social Media benutzt wird. Lasse ich mich auf den Plattformen nur von Inhalten berieseln? Oder tausche ich mich aktiv in der Community mit Freund*innen aus?
Kommen mehrere dieser Faktoren zusammen, kann das auch zu digitalem Stress führen:
Auf Menschen, die sich dann nur berieseln lassen, vielleicht auch einsam sind, kann es so wirken, als hätten die anderen immer eine tolle Zeit. Das kann natürlich auch in starken negativen Gefühlen resultieren.
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Christian Montag, Psychologe
Quelle: privat
...ist Psychologe und Professor an der Universität Ulm. Er forscht zusammen mit mehreren deutschen Universitäten an dem SCAVIS-Projekt mit einer dazugehörigen App. Es geht darum, den Umgang mit Internet und Social Media gesünder zu gestalten. Die Teilnahme ist anonym möglich.
Kann Digital Detox kurzfristig helfen, Stress und negative Gefühle zu reduzieren?
Digital Detox soll helfen, die Bildschirmzeit zu minimieren. Solche Online-Auszeiten können auch dem digitalen Stress entgegenwirken. Ein Psychologenteam fand in einer experimentellen Studie mit jungen Menschen heraus:
Smartphone-Fasten kann das Gefühl von Autonomie, das Selbstbewusstsein, Konzentrationsfähigkeit und die Zufriedenheit erhöhen, wenn auch nur geringfügig. Zu den negativen Folgen von digitalem Stress gehören Symptome wie
starke Erschöpfung,
schnelle Gereiztheit und
geringere Leistungsfähigkeit.
Bei einem digitalen Fasten oder bewusster Offline-Zeit geht es darum, auf die Benutzung von digitalen Endgeräten für eine bestimmte Zeit teilweise oder ganz zu verzichten, beispielsweise durch Löschen der jeweiligen Apps oder indem man sein Smartphone komplett weglegt.
Die oben erwähnte Studie zeigt jedoch auch: Digital Detox hat nicht immer nur positive Aspekte. "Fear of Missing Out" (FOMO), also die Angst, etwas zu verpassen, kann wiederum zu Stress führen.
Für Christian Montag hat das Smartphone auch viele positive Aspekte:
Wir kommen durch Navigationsdienste schneller von A nach B, das macht uns produktiver. Und es erleichtert die Kommunikation, da man über weite Distanzen in einer globalisierten Welt sehr günstig und einfach miteinander reden kann.
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Christian Montag, Psychologe
Eine komplette Abstinenz in einer digitalisierten Gesellschaft sei deshalb langfristig nicht der richtige Weg zu einem gesünderen Umgang.
Wie kann ich mein Konsumverhalten langfristig anpassen?
Zunächst einmal gehe es darum, sein Nutzungsverhalten kritisch zu hinterfragen. Bestimmte Verhaltensmuster wie der Griff vor dem Schlafengehen zum Smartphone haben sich verselbstständigt und sind zur Normalität geworden. Aus der Verhaltensforschung wisse man, dass man, um sein Verhalten zu ändern, bestimmte Strategien und Zeit brauche, so Montag. Konkrete Maßnahmen könnten beispielsweise sein:
Man kann die Lesebestätigungen bei Messenger-Diensten ausmachen. Einfach mal in die Einstellungen von den Social Media Apps gehen und die Push-Notifications ausstellen. Dann wird die Fear of Missing Out auch weniger.
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Christian Montag, Psychologe
Viele nutzen das Smartphone auch als Uhr oder Wecker. Sich wieder analoge Geräte wie eine Armbanduhr oder einen Wecker zuzulegen, kann laut Experte auch helfen, die Social-Media-Zeit zu minimieren und langfristig zu besserem Schlaf führen. Der Psychologe empfiehlt, das Smartphone bewusst aus dem Schlafzimmer zu verlagern.
Was passiert mit dem Gehirn, wenn ich mein Handy zwischendurch mal weglege?
Wer sein Handy zwischendurch weniger benutze und seine Bildschirmzeit reduziere, sei nicht nur weniger gestresst. Arbeiten aus der Kreativitätsforschung zeigen: Wenn man nicht dauernd am Handy sei und durch die Angebote scrolle, komme es zum sogenannten "Mind Wandering".
Das Gehirn fängt dabei an, gedanklich selbstständig zu arbeiten, man sinniert über den Alltag, denkt über A und B nach und macht C daraus.
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Christian Montag, Psychologe
Das wiederum kann die Kreativität steigern.
Was haben bunte Farben mit meiner Bildschirmzeit zu tun?
Ein weiterer Tipp: Das Smartphone in den Graustufen-Modus umstellen. Forscher*innen fanden heraus, dass Studierende, die ihr Handy auf Schwarz-Weiß einstellten, deutlich weniger Zeit am Bildschirm verbrachten, bis zu einer halben Stunde weniger pro Tag.
Grund dafür: Die bunten Farben auf Sozialen Medien halten einen länger in der App.
[Wer dies bei seinem Smartphone einstellen will, muss für Apple-Geräte unter den Einstellungen bei den "Bedienungshilfen" einen Farbfilter einstellen. Bei den meisten Android-Geräte ist die Funktion unter den Einstellungen und dem Punkt "Digital Balance/Wellbeing" zu finden.]
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