Digitale Verwaltung: Ampel plant Kürzungen - Kritik an Plan

    Kritik an Regierungsplänen:Digitale Verwaltung: Ampel plant Kürzungen

    |

    Die Ampel will die Verwaltung digitalisieren. Nun gibt es Kritik an der Höhe der Mittel, die die Regierung 2024 dafür aufwenden will - das Innenministerium beschwichtigt.

    Der Haushaltsplan für die dringend nötige Digitalisierung der Behörden in Deutschland hat eine Kontroverse ausgelöst. Kritiker bemängeln eine massive Kürzung der Mittel, die im vom Kabinett verabschiedeten Haushaltsentwurf für das kommende Jahr vorgesehen sind.
    Nach dem Anfang Juli beschlossenen Entwurf sind für das kommende Jahr statt bisher 377 Millionen nur noch 3,3 Millionen Euro eingeplant. Das Bundesinnenministerium versucht am Donnerstag zu beruhigen: Dank nicht ausgegebener Gelder aus den Vorjahren werde die Differenz größtenteils aufgefangen.

    Ampel will Behörden-Dienstleistungen digitalisieren

    Mit einer Reform des Onlinezugangsgesetzes (OZG) will die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP einen neuen Anlauf machen, damit Bürgerinnen und Bürger künftig mehr Behörden-Dienstleistungen online nutzen können.
    Die Kürzungen betreffen vor allem Verwaltungsdienstleistungen, die nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) schon Ende 2022 hätten digitalisiert werden sollen, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete.
    Gespart werde außerdem an dem Projekt "Digitale Identitäten", das darauf zielt, wie sich Bürger im Netz rechtssicher ausweisen können. Es gilt als Schlüssel für viele Dienstleistungen nicht nur des Staates, sondern auch der Wirtschaft, etwa von Banken oder Telekommunikationsanbietern.

    Kritik von Linken: Bankrotterklärung

    Das Innenministerium teilt mit, man werde im kommenden Jahr trotz allem etwa 300 Millionen Euro für die digitale Verwaltung aufbringen, indem nicht verwendete Gelder aus den Vorjahren genutzt werden. Allerdings ist bisher nicht ganz klar, woher das Geld genau kommen soll.
    Die netzpolitische Sprecherin der Linken, Anke Domscheit-Berg, spricht von einer Bankrotterklärung. Zwar gebe es mehr als ein Budget für die digitale Verwaltung. Doch auch das Budget für Open Source in der Verwaltung, also für öffentliche Software, sei halbiert worden. Sie sagt ZDFheute:

    Für mich ist das die offensichtliche Erklärung der Bundesregierung, dass sie das Thema abgeschrieben hat und von sich selbst keine Erfolge mehr bis zum Ende der Legislatur erwartet.

    Anke Domscheit-Berg, Linke

    Christian Sievers am Brandenburger Tor.
    Bürokratie, Föderalismus, Datenschutz – vieles von dem, was einmal als gute Idee angefangen hat, bremst die Deutschen inzwischen aus. Reguliert Deutschland sich in den Stillstand?27.07.2023 | 44:09 min

    Erstes Bundesland macht bereits Rückzieher

    Das Bundesfinanzministerium verwies darauf, dass die einzelnen Ressorts grundsätzlich frei darin seien, innerhalb ihres Ausgabenrahmens "fachpolitische Prioritäten zu setzen".
    Die "FAZ" hatte über Unmut unter anderem in der Staatskanzlei in Schleswig-Holstein berichtet. Das Land sollte demnach federführend für alle Bundesländer in Absprache mit dem Bund unter anderem die Onlinebeantragung des Wohngeldes ausarbeiten - und hat diese Vereinbarungen nun gekündigt.

    Innenministerium: "Zentraler Finanzbooster zeitlich befristet"

    Um die OZG-Umsetzung zu fördern, habe das Bundesinnenministerium von 2020 bis 2023 Länder und Bundesressorts massiv finanziell und inhaltlich unterstützt, allein die Länder mit 1,35 Milliarden Euro, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums in Berlin.

    Dabei war allen Beteiligten von Beginn an bewusst, dass dieser zentrale Finanzbooster zeitlich befristet ist.

    Sprecherin des Bundesinnenministeriums

    Dies erkläre die deutlich geringeren Mittel im aktuellen Haushaltsentwurf, was auch dem ursprünglichen Finanzplan entspreche.
    Quelle: AFP, dpa, ZDF

    Mehr zur Digitalisierung