Schuldenstreit: Welche Folgen ein US-Zahlungsausfall hätte

    FAQ

    Streit um Schuldenobergrenze:Welche Folgen ein US-Zahlungsausfall hätte

    Klaus Weber
    von Klaus Weber
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    Es hat in den USA Tradition, sich um die Erhöhung der Schuldengrenze zu streiten. Bislang ist das immer gut gegangen. Diesmal könnte es gefährlich werden. Für die ganze Welt.

    USA, Nationale Schuldenuhr in New York
    Die Schuldenuhr in New York tickt.
    Quelle: Imago

    In den USA gibt es anders als etwa in Deutschland eine gesetzlich festgelegte Grenze für die Höhe der Schulden des Staates. Im Augenblick liegt diese bei 28,6 Billionen Euro. Eine wahnsinnige Summe. Aber die ist bereits komplett ausgegeben. Seit Januar. Für jeden Cent mehr müsste die Schuldenobergrenze vom Kongress angehoben werden. Ein Problem, da die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus stellen.
    Im Augenblick hält sich die Regierung nur durch geschicktes Jonglieren der Finanzen über Wasser. Eine Lösung muss her. Denn auch diese Tricks sind irgendwann ausgereizt. Finanzministerin Yellen sieht den Moment der Zahlungsunfähigkeit am 1. Juni gekommen. Andere Fachleute glauben an Juli.

    Welche Folgen hätte ein Zahlungsausfall für die USA?

    Die USA wären schlicht nicht mehr in der Lage, für ihre laufenden Ausgaben aufzukommen. Rentner und Beamte bekämen keine Schecks mehr, Sozialhilfen würden gestoppt, mit dramatischen innenpolitischen Folgen. Dauert der Zahlungsausfall länger, befürchten Experten Millionen Arbeitslose und einen Rückgang der US-Wirtschaftsleistung um 6 Prozent. Die USA würden in eine tiefe Rezession stürzen. Schlimmer als nach der Lehman-Pleite.
    Carsten Brzeski, Chefvolkwirt der ING, sieht auch eine neue Bankenkrise in den USA heraufziehen. "Gerade regionale Banken, die - wie wir in den vergangenen Wochen gelernt haben, - viele US-Staatspapiere in ihren Büchern haben, könnten gezwungen sein, diese mit Verlust zu verkaufen.

    Ein neues Bankenbeben könnte die Folge sein.

    Carsten Brzeski, Chefvolkwirt der ING

    Mittelfristig könnte auch der Dollar seinen Status als Weltleitwährung verlieren.

    Warum ist die Verschuldung der USA so wichtig?

    Die USA sind der drittgrößte und wichtigste Schuldner der Welt. Amerikanische Anleihen genießen einen erstklassigen Ruf und sind ein sicherer Hafen. Dies führt auch dazu, dass der Dollar die Weltreservewährung Nummer eins ist. Viele Geschäfte werden in Dollar abgewickelt. Dieses System könnte ins Wanken geraten und wären nicht so schnell zu ersetzen. Der Welthandel würde empfindlichen Schaden nehmen.
    Im US-Schuldenstreit sind die "Fronten extrem verhärtet", erklärt ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller:

    Welche Auswirkungen hätte eine Eskalation auf die weltweite Konjunktur?

    Auch für den Rest der Welt wären die Folgen massiv. Die Märkte würden mutmaßlich in Panik verfallen und US-Staatsanleihen verkaufen, in der Angst, dass sie nichts mehr wert sind. Für China zum Beispiel, welches den größten Anteil an US-Schuldenpapieren besitzt, kaum auszudenken.
    Ein Wertverlust dieser Papiere hätte extreme Auswirkungen auf die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und einer Rezession in den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt könnte sich niemand entziehen. Auch Deutschland nicht. Vermutlich würde der Euro deutlich aufwerten. Gift für eine Exportnation wie die unsrige.
    Allerdings könnten auch plötzlich deutsche Staatsanleihen sehr gefragt sein, was unter Umständen die Zinsen wieder fallen ließe. Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass eine Weltwirtschaftskrise nicht ad hoc käme, weil ein Zahlungsausfall länger andauern müsste. Carsten Brzeski sieht da keinen Automatismus:

    Wenn man sich 48 Stunden später einigt, war es nur ein kurzfristiges Beben.

    Carsten Brzeski, Chefvolkwirt der ING

    US-Präsident Biden will für eine zweite Amtszeit kandidieren:

    Wie wahrscheinlich ist ein Kompromiss auf den letzten Metern?

    Die Finanzmärkte sind bislang noch entspannt. Der Dax erklomm beispielsweise ein neues Rekordhoch. Auch die Geschichte zeigt, dass es immer einen Kompromiss gab. Seit 1960 wurde die Schuldenobergrenze 78 Mal angehoben.
    Aber viele Beobachter sagen, dass es diesmal wirklich ernst ist und Demokraten und Republikaner noch nie so weit auseinander lagen. Sie fordern drastische Kürzungen von bestimmten Staatsausgaben, mit denen sie nicht einverstanden sind. Dabei handelt es sich um wesentliche Teile der politischen Agenda von US-Präsident Joe Biden, beispielsweise Investitionen in den Klimaschutz und Sozialleistungen. Es dürfte also wirklich eng werden.
    Quelle: ZDF

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