MIgration: Wie Tunesien Geflüchtete in die Wüste drängt
Nach Migrationsabkommen mit EU:Wie Tunesien Geflüchtete in die Wüste drängt
von Luis Jachmann
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Tunesien soll Menschen von der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer abhalten. Neue Enthüllungen zeigen: Das Transitland schickt Geflüchtete in die Wüste.
Behelfsmäßig schützen sich einige mit Handtüchern vor der glühenden Sonne. Andere haben ihre letzten Vorräte an Nahrung und Wasser aufgebraucht. Es sind dramatische Bilder des libyschen Innenministeriums, die rund 80 Geflüchtete aus subsaharischen Ländern in der Wüste zeigen. Die meisten von ihnen sind junge Männer.
Die Aufnahmen aus der tunesisch-libyschen Sandwüste gingen schnell in den sozialen Medien viral. Mittlerweile scheint klar, wer für diese Szenen verantwortlich ist: Die tunesischen Behörden hatten die Menschen in die Wüste ausgesetzt.
Tunesiens Innenminister: Keine "kollektive" Praxis
Eine Abschiebepraxis mit geringen Überlebenschancen, dokumentiert von Menschenrechtsorganisationen. Vermutlich retteten die libyschen Grenzschützer auf Patrouille den Geflüchteten das Leben.
Inzwischen hat der tunesische Innenminister Kamel Fekih eingeräumt, dass kleinere Gruppen, die versuchen nach Libyen zu kommen, ins Niemandsland zurückgedrängt werden. Von einer "kollektiven" Praxis könne man aber nicht sprechen, so der Minister.
In der Wüste an der tunesisch-libyschen Grenze spielen sich seit Wochen dramatische Szenen ab - immer mehr Flüchtlinge werden in der Wüste ausgesetzt.04.08.2023 | 1:56 min
Mindestens 17 Tote in der Wüste
Berichte von Menschenrechtsorganisationen widersprechen dieser Darstellung von Einzelfällen. Weit über tausend subsaharische Geflüchtete sollen in den letzten Wochen in abgelegene Regionen verschleppt worden sein. Beobachter sprechen von mindestens 17 Menschen, die in der Wüste tot aufgefunden wurden.
Kritik kommt von den Vereinten Nationen: "Wir sind sehr besorgt über die Abschiebung von Migranten und Asylsuchenden von Tunesien nach Libyen und Algerien. Einige sind an der Grenze verstorben." Internationale Kamerateams haben mit Geflüchteten gesprochen. Einer von ihnen, Ibrahim Bangua aus Sierra Leone, berichtet:
Sie haben uns in Sfax festgenommen und in die Wüste gebracht. Seit einem Monat sind wir nun schon hier. Unter uns sind schwangere Frauen. Wir hungern. Für uns gibt es keine Lösung.
„
Ibrahim Bangua, Geflüchteter
Migrationsabkommen soll Menschenschmuggel bekämpfen
Mit einer vermeintlichen Lösung in der Migrationsfrage im Gepäck war EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beim tunesischen Präsidenten Kais Saied vorstellig geworden. Beide Seiten hatten sich Mitte Juli auf ein Migrationsabkommen geeinigt.
Der tunesische Staat erhält von der EU knapp 107 Millionen Euro an Hilfsgeldern. Im Gegenzug soll das nordafrikanische Land illegale Migration bekämpfen, etwa durch robuste Grenzkontrollen, die Menschenschmugglern das Handwerk legen.
Und Tunesien soll bei der Rückführung abgelehnter Geflüchteter kooperieren. Viele Geflüchtete aus Westafrika passieren auf ihrer Fluchtroute in Richtung Europa Tunesien. Ihr Weg führt über das gefährliche Mittelmeer. Schlepperbanden verdienen an jedem Geflüchteten mehrere tausend Euro.
NGOs: Tunesien will Einwanderer verschwinden lassen
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International bezweifeln, dass das EU-Tunesien-Abkommen an diesem kriminellen Netzwerk etwas ändert. Die Nichtregierungsorganisationen fühlen sich in den jüngsten Bildern eher bestätigt, dass Tunesien jedes Mittel recht ist, um Einwanderer verschwinden zu lassen.
Den tunesischen Behörden sind die Ansammlungen von Menschen aus armen westafrikanischen Ländern wie in Sfax ein Dorn im Auge. In der Hafenstadt leben sie bei Temperaturen weit über 40 Grad auf der Straße. Viele verbindet die Hoffnung, Tunesien hinter sich zu lassen und in ein überfülltes Boot zu steigen, um nach Europa aufzubrechen.
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