Fachkräftemangel: Spahn will "Rente mit 63" abschaffen

    Fachkräftemangel:Spahn: "Rente mit 63" sofort abschaffen

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    Der Fachkräftemangel in Deutschland stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Unionsfraktionsvize Spahn will das Problem anpacken - und die "Rente mit 63" sofort abschaffen.

    Jens Spahn
    Als Hebel gegen den Fachkräftemangel sieht Jens Spahn die Abschaffung der sogenannten Rente mit 63 (Archivbild).
    Quelle: reuters

    Der Fachkräftemangel in Deutschland stellt Arbeitgeber vor Probleme und das Rentensystem auf die Probe: Deswegen fordert Unionsfraktionsvize Jens Spahn ein schnelles Ende der Rente ohne Abschläge schon mit 63 Jahren. Das sagte der CDU-Politiker gegenüber der "Bild am Sonntag".

    Die 'Rente mit 63' kostet Wohlstand, belastet künftige Generationen und setzt die falschen Anreize.

    Jens Spahn, CDU

    "Sie sollte sofort abgeschafft und durch eine bessere Erwerbsminderungsrente ersetzt werden", so Spahn weiter. Die Fachkräfte, die früher in Rente gegangen seien, fehlten "bitterlich".
    Auch aus der Wirtschaft kommen bereits seit längerem Rufe nach einer Abkehr vom früheren Ausstieg aus dem Job, Gewerkschaften verteidigen die Regelung dagegen.

    Linken-Chefin: "Rentenkürzung durch die Hintertür"

    Der Grünen-Arbeitsmarktexperte Frank Bsirske sieht ein Ende der "Rente mit 63" dagegen skeptisch:

    Die Abschaffung der 'Rente mit 63' hätte zur Folge, dass Millionen Menschen mit Abschlägen und gekürzten Renten in den Ruhestand gehen.

    Frank Bsirske, Grünen-Arbeitsmarktexperte

    Viele Berufsgruppen wie Beschäftigte in der Pflege und in Kitas könnten aber schlicht nicht bis 67 arbeiten, erklärt er im Interview mit der "Bild am Sonntag". "Für diese Menschen hätte ein Ende der 'Rente mit 63' fatale Folgen", betonte Bsirske. Kritik kommt auch von der Linken.
    Sie nennt Spahns Vorstoß "eine Respektlosigkeit gegenüber Lebensleistungen hart arbeitender Menschen und eine Rentenkürzung durch die Hintertür", sagte Parteichefin Janine Wissler am Sonntag. Den Mangel an Fachkräften bekämpfe man nicht durch ein höheres Renteneintrittsalter. "Das macht viele Berufe unattraktiver." Nötig seien gute Arbeitsbedingungen, mehr Möglichkeiten zur Weiterbildung, die Stärkung von Tarifverträgen und mehr Ausbildungsplätze.

    Für Jens Spahn und die CDU sind Renten offenbar Almosen, die man nach Belieben kürzen kann. Dabei haben sich die Beschäftigten ihre Renten hart erarbeitet.

    Janine Wissler, Linken-Chefin

    Merz: Rentensystem ohne Mehrarbeit nicht finanzierbar

    FDP-Vize Johannes Vogel sprach sich indes für ein "selbstbestimmtes, flexibles Rentenalter" aus. Jeder sollte selbst entscheiden können, wann er in Rente gehe. "Wer länger arbeitet, kriegt dann auch mehr Rente."
    CDU-Chef Friedrich Merz sagte der "Süddeutschen Zeitung", wahrscheinlich komme man nicht umhin, bei einer immer längeren Lebenserwartung auch mehr zu arbeiten: "Sonst ist unser Rentensystem perspektivisch nicht mehr finanzierbar."
    Der Geschäftsführer der arbeitgeberfinanzierten "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft", Thorsten Alsleben, sagte der "Bild am Sonntag", die "Rente mit 63" passe "nicht mehr in die Zeit und muss bis spätestens Ende 2030 auslaufen." Sie koste die Beitragszahler Milliarden und verschärfe zusätzlich den Fachkräftemangel.
    Das sind die Voraussetzungen für die einzelnen Rentenarten:





    Menschen in Deutschland gehen immer öfter früh in Rente

    Die "Rente mit 63" ist die seit 2014 bestehende Möglichkeit eines frühen Rentenbezugs ohne finanzielle Abschläge für Versicherte mit 45 Beitragsjahren. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hatte im Dezember mitgeteilt, dass die Menschen in Deutschland immer öfter früh in Rente gehen. Viele scheiden demnach mit 63 oder 64 Jahren aus - also deutlich vor der Regelaltersgrenze.
    Jeder dritte Zugang zur Altersrente erfolgte laut Institut 2021 über die "Rente mit 63". Zudem gehen demnach vermehrt Menschen vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand und nehmen dafür Abschläge bei der Rentenhöhe in Kauf.
    Quelle: dpa, AFP