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Einheitliches EU-System geplant:Was passiert mit deutschen Bierflaschen?
von Patrick Müthing und Roman Leskovar
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Die EU-Kommission plant ein einheitliches Pfandsystem in Europa. Doch die deutschen Brauer sind skeptisch. Müssen bald alle Flaschen entsorgt oder eingeschmolzen werden?
Hopfen und Malz, Gott erhalt’s - und nach dem Willen der Brauer am besten auch das deutsche Pfandsystem. Eine geplante Verordnung der Europäischen Kommission sieht vor, ein Pfandsystem in der EU einzuführen. Das noble Ziel: Verpackungsmüll reduzieren. Dass das problemlos funktionieren soll, bezweifelt der Hauptgeschäftsführer des Brauer-Bunds, Holger Eichele.
Der "Bild" sagte er vergangenen Dienstag: "Werden die EU-Pläne Wirklichkeit, müssten wir alle Mehrwegflaschen einschmelzen", und damit stieß eine Diskussion an. Es entstand der Eindruck, es kämpften deutsche Brauer gegen die Brüsseler Bürokraten - die sich derweil fragen, warum die Brauer keinen Kontakt aufnehmen.
Der Plan der Kommission
Der Hintergrund: Die Kommission hat eine bestehende Richtlinie aus dem Jahr 1994 zur Reduzierung von Verpackungsmüll überarbeitet. Laut dem neuen Vorschlag sollen bis zum Jahr 2030 alle Verpackungen wiederverwendbar oder auf "wirtschaftlich vertretbare Weise recyclebar" sein.
Dazu gehört mehr Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher, 40 Prozent weniger Luft in den Verpackungen und ein Pfandsystem. Doch das sieht anders aus als das deutsche.
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Kommission plant Kennzeichnung aller Flaschen
Alle Flaschen sollen zur besseren Information mit einem dauerhaften QR-Code oder Etikett versehen werden. Doch die gut 4 Milliarden Flaschen zu gravieren, die gerade im Umlauf seien, sei nicht möglich, sagt Holger Eichele im Interview mit ZDFheute.
Außerdem befürchtet er, dass die geplante Reduzierung der Verpackungsgrößen auch Bierkästen betreffen könnte. Er sieht Redebedarf:
Pfand - gibt's mittlerweile nicht nur bei Flaschen:
Kommission: Vorwürfe entsprechen nicht den Fakten
Verwunderung auf Seiten der Kommission: In einer Pressmeldung gibt sie an, die Vorwürfe entsprächen nicht den Fakten. Der Sprecher Adalbert Jahnz versichert ZDFheute, sie würden nicht versuchen etwas zu reparieren, was nicht kaputt sei. Man wolle das gut funktionierende deutsche Pfandsystem unterstützen:
Der QR-Code müsse "nicht Teil der Flasche sein, sondern kann zum Beispiel auch einfach aufgedruckt werden".
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Übergangszeitraum von vier Jahren geplant
Dafür plane die Kommission einen Übergangszeitraum von vier Jahren ein. Weiter betont er, dass ihr Vorschlag nicht auf Bierkästen abziele, sondern vorrangig auf Pakete des Onlinehandels. Sollten Bierkästen betroffen sein, müsse man dies diskutieren: "Wenn die Industrie irgendwelche Fragen oder Zweifel hat, sind wir da. Sie können einfach zum Telefon greifen und uns kontaktieren", so der Sprecher.
Der Gesetzgebungsprozess ist noch nicht abgeschlossen. Bevor der Vorschlag der Kommission zum Gesetz wird, müssen erst noch Rat und Parlament zustimmen. Bis zur finalen Fassung der Verordnung werden vermutlich noch Anpassungen vorgenommen. Die Kommission reagiert beschwichtigend und zeigt sich gesprächsbereit. Deutsche Pfandflaschen landen einstweilen wohl nicht auf dem Müll.
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