Tödliche Polizei-Schüsse auf 17-Jährigen: Krawalle in Paris

    Polizei erschießt 17-Jährigen:Tödliche Verkehrskontrolle: Krawalle in Paris

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    Nachdem eine Verkehrskontrolle für einen 17-Jährigen im Pariser Vorort Nanterre ein tödliches Ende genommen hat, ist es zu wütenden Protesten gegen Polizeigewalt gekommen.

    Thomas Walde
    Ein 17-jähriger Autofahrer wurde in der Nacht von einem Polizisten in Paris erschossen. Die Tat wurde gefilmt und sorgte schnell für Empörungen und Ausschreitungen in einem pariser Vorort.28.06.2023 | 3:40 min
    Nach einem tödlichen Polizeischuss auf einen 17 Jahre alten Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle sind im Pariser Vorort Nanterre schwere Krawalle ausgebrochen. Mülltonnen, Autos und offenbar auch eine Grundschule wurden von aufgebrachten Menschen in Brand gesetzt.
    Einsatzkräfte wurden mit großen Mengen explodierender Feuerwerkskörper beworfen, berichteten französische Medien wie die Zeitung "Le Figaro" unter Verweis auf die Behörden. Zwischen den Hochhaussiedlungen wurden Barrikaden errichtet und Feuerwehrkräfte bei ihren Einsätzen behindert.

    Unruhen breiten sich in Vororten von Paris aus

    Die Unruhen, die am Dienstagabend mit einer Demonstration vor der Polizeiwache von Nanterre begonnen hatten, griffen in der Nacht auf angrenzende Orte über. In Mantes-la-Jolie wurde ein Rathaus in Brand gesetzt und ging lichterloh in Flammen auf.
    Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, musste sich angesichts der massiven Angriffe aber teils im Laufschritt zurückziehen. Nach Behördenangaben wurden 20 Menschen festgenommen.
    Polizeigewalt
    Das Schlimme an Polizeigewalt sei, "wie die Behörden anschließend damit umgehen: Ablehnen, leugnen, negieren", kritisiert der Polizeiwissenschaftler Prof. Rafael Behr.17.05.2023 | 6:01 min

    Verkehrskontrolle endet tödlich

    Eine Motorradstreife der Polizei hatte das mit drei Menschen besetzte Auto am Dienstagmorgen gestoppt. Ein vom Sender France Info verifiziertes Video zeigt, wie einer der Beamten seine Waffe auf Höhe der Fahrertür in das stehende Auto richtete.
    Die Situation scheint unter Kontrolle, hektische Bewegungen sind nicht zu erkennen. Als der 17-Jährige am Steuer plötzlich losfährt, feuert der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und trifft ihn tödlich in die Brust.

    Heftige Kritik an Polizeigewalt in Frankreich

    Wie France Info berichtete, wurde der Beamte unter Totschlagsverdacht in Polizeigewahrsam genommen. Nach Angaben von Innenminister Gérald Darmanin nahm die Polizeiaufsicht nach dem Tod des jungen Autofahrers Ermittlungen auf, um den Vorfall aufzuklären.
    Laut France Info hatten die Streifenpolizisten zunächst ausgesagt, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Später seien sie von dieser Version wieder abgerückt und hätten erklärt, er habe ihren Anordnungen keine Folge geleistet und dann plötzlich Gas gegeben - von einer Tötungsabsicht war keine Rede mehr.
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    Immer wieder kommen Menschen in Frankreich bei banalen Fahrzeugkontrollen ums Leben, wenn sie sich nicht an Polizeianweisungen halten. Oft geht es dabei nicht um Schwerkriminelle, sondern wie auch im Fall von Nanterre um Menschen, die mit Bagatelldelikten aufgefallen sind.
    Der tödliche Polizeieinsatz löste in Frankreich Empörung aus, angesichts der Videoaufnahmen ist von völlig überzogener Polizeigewalt die Rede.
    Der soziale Frieden zwischen Polizei und Bürgern ist in Frankreich seit Jahren brüchig.

    17-Jähriger war polizeibekannt - wegen Verkehrsdelikten

    Der Teenager soll wegen früherer Verkehrsdelikte und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte polizeibekannt gewesen sein. Innenminister Darmanin bezeichnete seinen Tod als "Drama", wies zugleich aber darauf hin, dass Widerstand gegen die Staatsgewalt schon in vielen Fällen zum Tod von Polizisten geführt habe. 
    Auch deshalb löste der jüngste Todesfall bei einem Polizeieinsatz eine heftige politische Debatte aus:

    Die Todesstrafe gibt es in Frankreich nicht mehr. Kein Polizist hat das Recht zu töten, es sei denn, es handelt sich um Notwehr.

    Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon bei Twitter

    Die Polizei bringe die Autorität des Staates in Verruf und müsse von Grund auf reformiert werden. 
    Quelle: dpa, AFP

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