Deutsche Marine in Ostsee: "Präsenz und Abschreckung"
Russlands Ostsee-Aktivitäten:Deutsche Marine: "Präsenz und Abschreckung"
von Henner Hebestreit
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Russland verstärkt Aktivitäten in der Ostsee. Ist das psychologische Kriegsführung oder plant Moskau eine neue Aggression?
Ein Schiff der Marine bei einem Manöver an der NATO-Ostflanke.
Quelle: zdf
Aus dem Grenzfluss Narva zu Estland sollen russische Grenzschützer in diesen Tagen mehrere Navigationsbojen entfernt haben. Estlands Regierungschefin Kaja Kallas wirft Moskau vor, Angst schüren zu wollen.
Wenige Tage zuvor hatte ein Gesetzesentwurf des Moskauer Verteidigungsministeriums für Unruhe gesorgt: Darin ging es um mögliche Verschiebungen der Seegrenzen im Osten des Finnischen Meerbusens sowie rund um die Exklave Kaliningrad. Das veranlasste Finnlands Außenministerin Elina Valtonen, Russland zu ermahnen, sich an die Konventionen der Vereinten Nationen zu halten und internationales Seerecht nicht zu verletzen.
Der Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte hat vor Russlands Machtambitionen in der Ostsee gewarnt. Er befürchtet russische Übergriffe - und Gefahren durch marode Öltanker.22.05.2024
Fast zeitgleich warnte der Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte Micael Byden vor russischen Machtambitionen in der Ostsee. Vor allem auf die Insel Gotland habe Putin ein Auge geworfen. "Die Ostsee darf nicht zu Putins Spielwiese werden, auf der er NATO-Mitglieder in Angst und Schrecken versetzt", sagte Byden in einem Interview für die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Aufgabe der Marine: Präsenz und Abschreckung sicherstellen
Dass es dazu nicht kommt, ist auch Aufgabe der Deutschen Marine. Kiel ist Heimathafen der 1. Einsatzflottille unter Admiral Helge Sascha Rackwitz. Zu seinen Aufgaben zählt auch die Integration der neuen NATO-Partner Finnland und Schweden vor dem Hintergrund sich rapide verändernder militärischer Verhältnisse rund um die Ostsee.
Wir durchlaufen gerade den tiefgreifendsten Wandel in der Sicherheitspolitik hier in Nordeuropa in den letzten 30 Jahren.
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Admiral Helge Sascha Rackwitz
Rackwitz ergänzt im ZDF-Interview: "Russland hat sich entschieden, sich außerhalb dieser Friedensordnung zu stellen, die wir über die letzten 30 Jahre sicher glaubten. Und das erfordert eine ganz andere Art auch der Sicherstellung von Präsenz und Abschreckung".
In einer Reise entlang der Außengrenzen Deutschlands berichten Autoren aus den ZDF-Landesstudios von nachbarschaftlichem Zusammenleben. Admiral Racknitz berichtet von den Einsätzen der Marine in der Ostsee - auch als Antwort auf Russlands Vorgehen. 23.05.2024 | 43:33 min
Racknitz verfolgt an diesem Vormittag eine Übung seiner Minentaucher an Bord der "Rottweil", einem vergleichsweise kleinen Minentaucher-Einsatzboot auf der Ostsee vor Kiel.
Seekabel und Pipelines müssen überwacht werden
Die Rottweil und ihr Schwesterschiff Bad Rappenau sind dafür vorgesehen, Spezialisten der Marine zu ihren Einsatzorten auf der Ostsee zu bringen, wo sie vor allem technische Installationen wie Pipelines oder Seekabel überwachen und prüfen, ob dort Manipulationen vorgenommen wurden. Seit den Anschlägen auf die Nordstream-Pipelines ein durchaus reales Szenario.
Wer auch immer für diese Attacken in schwedischen und dänischen Gewässern verantwortlich ist - eines ist klar: Die Manöver russischer Einheiten - militärischer wie ziviler Schiffe - in der Nähe von Einrichtungen der kritischen Infrastruktur auf dem Meeresboden fallen immer öfter auf.
Wir wissen, dass Russland hier große Aktivitäten entfaltet, die wir nicht immer mitbekommen, von denen wir nicht mal genau wissen, was sie da machen, die uns aber große Sorgen machen müssen.
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Admiral Helge Sascha Rackwitz
Und das ist genau die Übung, in der wir uns jetzt auch befinden, um sicherzustellen, dass wir im Fall der Fälle auch handlungsfähig sind", so Rackwitz.
Er selbst hat noch friedliche Zeiten auf der Ostsee erlebt: In Kiel steigt Ende Juni das größte Volksfest des Nordens, die Kieler Woche. Es ist noch nicht lange her, dass auch russische Kriegsschiffe und ihre Matrosen in Kiel festmachten und mitfeierten.
Admiral Helge Sascha Rackwitz erinnert sich noch an gemeinsame Übungen mit russischen Einheiten auf der Ostsee - jetzt herrsche Konfrontation statt Kooperation.
Quelle: ZDF
Racknitz: Russland setzt auf Konfrontation
Doch seit Putin die Krim besetzt hat, weht ein neuer eisiger Wind des Kalten Krieges über die Ostsee."Betrübnis geht mir dabei durch den Kopf", beschreibt Rackwitz seine Gefühlslage: "Ich war damals U-Boot-Kommandant, und wir haben gemeinsam mit russischen Einheiten geübt.
Russlands Angriff gegen die Ukraine lässt die Menschen im Ostseeraum spüren: Ein Machtkampf dringt in ihre heile Welt. Das ruhige Meer wird zum maritimen Schauplatz. 17.08.2023 | 43:43 min
Das waren so ganz vorsichtige Versuche, sich aneinander anzunähern. Und das ist halt alles vorbei. Und ich finde es betrüblich, dass Russland eben einen anderen Weg eingeschlagen hat und auf Konfrontation setzt und nicht auf Kooperation."
Kooperation auf der Ostsee - das zeigen auch die Entwicklungen der letzten Tage in der östlichen Ostsee - ist inzwischen psychologischer Kriegsführung gewichen.
Russische Küstenregionen in der Ostsee
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