Panzer an der Nato-Ostflanke:Eine Leopard-2-Besatzung übt den Ernstfall
von Lothar Becker
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Bei der Nato-Übung "Iron Wolf" sind auch deutsche Leopard-2-Panzer Teil einer simulierten Gegenoffensive nach der Invasion eines Aggressors. Einblicke in den Ablauf.
Es ist laut in einem Leopard 2, sehr laut. Der Motor dröhnt, manche Aggregate surren, andere pfeifen. Eine Kakofonie, andauernd, unüberhörbar, getoppt nur von Knall und Erschütterung beim Schuss mit der Bordkanone.
Erträglich nur, weil die Besatzung schalldämmende Kopfhörer trägt. Aus denen quäken aber teils mehrere Funkkreise zeitgleich, Kommandant, Zugführer, Kompaniechef. Es ist stickig wenn "unter Luke" gefahren wird - eine Klimaanlage hat der Leopard nicht - es ist immer warm und immer eng für die vierköpfige Besatzung auf einem Leopard-Panzer.
Angespanntheit und Nervosität sind auch in einer Übung da
Im Baltikum stationiert zu sein, nur hundert Kilometer von der russischen Grenze entfernt, ist für die deutsche Panzerbesatzung inzwischen Alltag. "Schließlich ist Litauen ein EU-Land", sagt Panzerkommandant Jan, Oberfeldwebel. Doch in der Übung "Iron Wolf" eine Gegenoffensive zu fahren, ändere die Wahrnehmung doch etwas.
"Dann sind die Leute angespannter. Alles wird dann schneller, vielleicht etwas nervös, aber dafür sind wir ausgebildet worden", erzählt er.
Nato-Übung orientiert sich nah an Realität
Seit Januar sind sie von der 3. Kompanie des Panzerlehrbattailons 93 aus dem niedersächsischen Munster abkommandiert und Teil der eFP Battlegroup der Nato. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine wurden die Nato-Truppen in Lettland, Estland und Litauen nochmals deutlich verstärkt. Allein in der Kampfgruppe in Litauen sind nun 1.500 Soldaten aus sieben Ländern stationiert - unter der Führung von Oberstleutnant Lars Neitzel.
Das Szenario der Übung "Iron Wolf" der Nato ist nah am realen Auftrag orientiert.
Panzerkommandant Jan während der Übungs-Offensive.
Quelle: ZDF
Szenario: Aggressor in einer Gegenoffensive zurückdrängen
Die Invasion des Gegners "Rot" - dargestellt von polnischen und litauischen Einheiten mit Kampffahrzeugen und Waffen russischer Bauart - ist zum Erliegen gekommen. Die Nato-Einheiten "Blau" - dargestellt von kroatischen, norwegischen, niederländischen und deutschen Einheiten - sollen den Aggressor in einer mehrtägigen Gegenoffensive zurückdrängen.
Nachdem kroatische und niederländische Einheiten vorgestoßen sind, kommt für die Leopard-Besatzungen der Befehl zum Angriff. Im Geschützturm sitzen links und rechts Ladeschütze Christian (Oberstabsgefreiter) und Kommandant Jan (Oberfeldwebel).
Halb vor, halb zwischen seinen Knien sitzt Richtschütze Klemens (Stabsgefreiter) und unten in der sogenannten Wanne – dem Fahrgestell des Panzer steuert Kraftfahrer Dimitri (Stabsgefreiter).
Panzertruppe von deutlichen Vorteilen des Leopard 2 überzeugt
Tief in einem Waldstück entdecken sie eine gegnerische Einheit. Kommandant Jan erteilt die Feuerfreigabe, Richtschütze Klemens feuert. "Das ist die sogenannte Hunter-Killer-Fähigkeit", sagt Kommandant Jan. "Ich kann dem Richtschützen das nächste Ziel zuweisen. Das ist ein Riesenvorteil von uns, dass wir mit Geschwindigkeit fahren und gleichzeitig schießen, die voll stabilisierte Waffenanlage hilft uns dabei."
Es gibt bei der Übung auch Ausfälle auf Seiten der deutschen Leopard-Panzer. Sie sind nicht unverwundbar. Kommandant Jan ist jedoch sicher, dass der Leopard 2 im Gefecht entscheidende Vorteile gegenüber anderen Panzer-Modellen hat.
Die Bundeswehr im Baltikum zeigt, was sie unter idealen Umständen zu leisten im Stande ist. Der Leopard 2 sei dabei nur ein Element von vielen.
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