75 Jahre Luftbrücke: Als "Rosinenbomber" Berlin versorgten
75 Jahre Luftbrücke:Als "Rosinenbomber" West-Berlin versorgten
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Vor 75 Jahren startete die Luftbrücke, mit der die abgeschnittenen West-Berliner nach der sowjetischen Blockade versorgt wurden. Sie war eine logistische Mammutaufgabe.
Ein Transportflugzeug der US-Luftwaffe im Landeanflug auf dem Berliner Flughafen Tempelhof 1948.
Quelle: dpa
"Sie flogen so tief, dass man das Gefühl hatte, sie anfassen zu können", erinnert sich Elisabeth Hanky. Die landenden Flugzeuge der Berliner Luftbrücke hat sie, damals zwölf Jahre alt, noch vor Augen als wäre es heute, 75 Jahre später.
Es war die größte Luftversorgungs-Aktion der Geschichte, die am 26. Juni 1948 begann. Und es war eine der spektakulärsten Aktionen des Kalten Krieges, der zwischen den ehemaligen Verbündeten gegen Hitler-Deutschland begonnen hatte. Noch wenige Jahre zuvor hatten Tag und Nacht die Flugzeuge der Amerikaner und Briten die damalige Reichshauptstadt in Schutt und Asche gelegt, nun waren sie die einzige Lebensader der 2,2 Millionen West-Berliner zum Rest der freien Welt.
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Ziel: Westmächte zur Aufgabe der Stadt bewegen
Denn bei den Verhandlungen der Alliierten über die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen hatten die Westmächte eine wichtige Regelung versäumt: Ungehinderte Zugangswege zu Lande und Wasser nach Berlin, das von der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) umgeben war, wurden nicht vertraglich festgelegt.
Als die Westmächte in ihren drei Sektoren Berlins die D-Mark einführten, um zu verhindern, dass die Mark der SBZ und späteren DDR in ganz Berlin zum Zahlungsmittel wurde, kam es zum Eklat: Die sowjetische Militärverwaltung unterbrach am Morgen des 24. Juni 1948 den gesamten Straßen- und Schienenverkehr zwischen Berlin und den Westzonen, aus denen später die Bundesrepublik hervorging.
Später wurden die Binnenschifffahrtswege geschlossen, so dass auch auf diesem Weg keine Lebensmittel- und Kohlelieferungen in die Westsektoren Berlins mehr möglich waren. Die Westmächte sollten zum Abzug ihrer Truppen aus der Stadt veranlasst werden, so die Kalkulation Moskaus.
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5.000 Tonnen pro Tage
Als Reaktion auf diese Machtprobe erteilte der US-Militärgouverneur für Deutschland, General Lucius D. Clay, den Befehl zur Luftbrücke. Anfangs war sie nur für maximal 45 Tage geplant, doch die logistische Meisterleistung bekam immer größere Ausmaße.
Der Minimalbedarf zur Versorgung von West-Berlin lag bei bis zu 5.000 Tonnen pro Tag. So musste auf den Flughäfen Tempelhof und Gatow jeweils eine zweite Landebahn angelegt werden. Außerdem errichteten rund 19.000 Berliner unter Anleitung amerikanischer und französischer Techniker innerhalb von 85 Tagen einen neuen Flughafen in Tegel.
Beginn der Luftbrücke
Kinder am Flughafen Berlin Tempelhof 1948: Die Luftbrücke zur vollständigen Versorgung West-Berlins aus der Luft begann am 26. Juni 1948. Sie war die Antwort der West-Alliierten auf die sowjetische Blockade Berlins, bei der alle Straßen-, Eisenbahn- und Wasserverbindungen zu den drei Westsektoren der Stadt gekappt wurden.
Quelle: ap
Damit wurden zusätzliche Landemöglichkeiten für die Flugzeuge geschaffen, die von elf Flugplätzen in Westdeutschland starteten. Französische Maschinen waren an der Aktion nicht beteiligt, sie waren durch den Krieg in Indochina gebunden.
Insgesamt 277.246 Flüge über die Luftbrücke
Ständig befanden sich 300 Flugzeuge im Einsatz. Alle 90 Sekunden startete und landete einer der "Rosinenbomber", so nannte der Berliner Volksmund die lauten Propellermaschinen. Elisabeth Hankys Familie brachten sie zwei Mal ein Care-Paket, wie die Hilfssendungen aus den USA hießen. "Darin waren Kakao, Käse und viele Nudeln", erzählt sie.
Quelle: Arne Dedert/dpa
Im Volksmund werden die Transportflieger der Luftbrücke in Deutschland Rosinenbomber genannt. Die ersten Flugzeuge waren die zweimotorigen C-47. Die Amerikaner nannten sie Skytrain, und bei den Briten hießen sie Dakota. Diese Maschinen brachten nach Angaben des Deutschen Technikmuseums in den ersten Wochen zum großen Teil Trockenfrüchte nach Berlin. Deshalb hätten ihnen die Berliner den Spitznamen "Rosinenbomber" gegeben. Wegen ihrer geringen Ladekapazität von rund drei Tonnen wurden die Skytrains nach wenigen Wochen von der größeren, viermotorigen C-54 Skymaster abgelöst. Der Name "Rosinenbomber" hatte sich allerdings inzwischen eingebürgert und bezeichnete alle Flugzeuge der Luftbrücke, unabhängig von Typ und Ladung.
Nach einer anderen Erklärung entstand der Name durch ein Interview des Senders Rias mit einem amerikanischen Piloten. Er wird zitiert: "Ich bin bis vor drei Jahren bei Nacht und Nebel mit Bomben nach Berlin geflogen. Jetzt kann ich doch auch mit Rosinen kommen." Zu einem der Helden der Luftbrücke etwa wird der im Februar 2022 im Alter von 101 Jahren verstorbene US-PilotGail Halvorsen (im Bild), der als Erster beim Landeanflug Süßigkeiten für Kinder abwirft.
Insgesamt waren es während der Zeit der Blockade 277.246 Flüge, bei denen über zwei Millionen Tonnen Nahrungsmittel, Kohle und Maschinen nach Berlin gebracht wurden. Darunter waren auch Teile eines Kraftwerks, um die Energieversorgung der Stadt zu gewährleisten. Auf dem Rückweg brachten die Flugzeuge in der Stadt produzierte Industriegüter in den Westen.
78 Menschen verloren bei der Luftbrücke ihr Leben
Diplomatische Lösungsversuche der Krise blieben lange ohne Ergebnis. Die Westmächte begannen am 26. Juli 1948 eine Gegenblockade und sperrten den Güterverkehr aus dem Westen in die Sowjetische Besetzungszone. Von September 1948 bis Februar 1949 wurde sie auf den Handel mit den osteuropäischen Ländern ausgedehnt. Am 4. Mai 1949 lenkte die Sowjet-Regierung ein, eine Woche später wurden Blockade und Gegenblockade beendet.
Der Einsatz der Westalliierten bei der Luftbrücke - es verloren dabei auch 78 Piloten und Angehörige des Bodenpersonals ihr Leben - hat das Vertrauen der Deutschen zum westlichen Lager nachdrücklich gestärkt.
Die Teilung Berlins war indes nicht aufzuhalten. Im Herbst 1948 wurde die Verwaltung der Stadt geteilt. Bis zur Wiedervereinigung beider Teile Berlin sollte es noch mehr als 40 Jahre dauern.
Vor 60 Jahren besuchte der damalige US-Präsident John F. Kennedy Deutschland - und wurde von Tausenden bejubelt. Bei seiner Rede in Berlin fällt ein historischer Satz.