Experte zu Libyen: "Nicht einfach eine Naturkatastrophe"
Interview
Experte zu Überschwemmungen:Libyen: "Nicht einfach eine Naturkatastrophe"
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Bei dem Ausmaß der Überschwemmungen in Libyen handelt es sich "nicht einfach um eine Naturkatastrophe", sagt Lacher im ZDF. Es sei eng mit der politischen Situation verknüpft.
In Libyen wird das Ausmaß der Unwetterkatastrophe immer deutlicher: Die Behörden gehen von Tausenden Todesopfern aus. Die Überschwemmungen seien jedoch nicht nur eine Naturkatastrophe, sondern eng mit der politischen Situation im Land verknüpft, sagt Libyen-Experte Wolfram Lacher im ZDF.
Sehen Sie das Interview oben im Video oder lesen Sie es hier in Auszügen.
Im ZDF heute journal stellt Libyen-Experte Wolfram Lacher fest, dass ...
... in Libyen lange nicht in Infrastruktur investiert wurde:
"Der Grund für das Ausmaß der Katastrophe ist der Bruch dieser zweier Dämme oberhalb von Darna", stellt Lacher fest. Die Infrastruktur in der Region um Darna sei schon "zu Gaddafis Zeiten stark heruntergekommen".
Die Flutkatastrophe in Libyen in Bildern:
Vereinte Nationen wollen helfen
Rettungskräfte suchen nach Überlebenden, doch die Arbeiten sind schwierig. Viele Gebiete sind von der Außenwelt abgeschnitten. Ein UN-Team ist vor Ort, um Hilfsmaßnahmen zu unterstützen.
Quelle: dpa
"Gaddafi hat damals die Stadt dafür bestraft, dass in ihr Aufständische die Waffen ergriffen hatten in den 90er Jahren und nach Gaddafis Sturz 2011 wurde dann jahrelang überhaupt nichts mehr in Infrastruktur investiert", sagt Lacher. Zwar sei in den letzten Jahren immer etwas Geld geflossen, "aber das ging unter anderem in die Taschen von Milizenführern und Kriegsprofiteuren".
Es handelt sich nicht einfach um eine Naturkatastrophe, sondern um ein Ereignis, das sehr eng mit der politischen Situation in Libyen verknüpft ist.
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Dr. Wolfram Lacher, Stiftung Wissenschaft und Politik
Quelle: ZDF
... es keine wirkliche staatliche Katastrophenhilfe gibt:
Die Regierung im Osten existiere nicht wirklich, sei eher eine Fassade. Die Regierung in Tripolis gebe zwar Geld im Osten aus, habe dort aber keine wirkliche Autorität, sagt Libyen-Experte Lacher.
Staatliche Instanzen, die wirkliche Katastrophenhilfe effektiv leisten und koordinieren können, die gibt es im Grunde nicht.
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Dr. Wolfram Lacher, Stiftung Wissenschaft und Politik
Wer im Osten das Sagen hat, sei General Kalif Chalifa Haftar. Mit ihm werde sich internationale Unterstützung koordinieren müssen. "Denn er kontrolliert die Häfen, die Flughäfen, die Straßen in dieser Region. Aber in Darna seien Haftars Kräfte für massive Repression und Korruption berüchtigt.
Nach den schweren Überschwemmungen und der Zerstörung durch das Sturmtief Daniel im Osten Libyens brauchen die Menschen Hilfe.
... rivalisierende Regierungen wohl Geldbeträge unterschlagen werden:
Die beiden rivalisierenden Regierungen in diesem Konflikt spielten schon seit Jahren ein sehr zynisches Spiel, so Lacher. Sie versuchten die Krisen in Libyen nicht zu lösen, sondern aus ihnen Profit zu schlagen. "Und das muss man eben auch in diesem Fall befürchten", sagt der Libyen-Experte.
Man muss befürchten, dass es ihnen vor allem darum geht, als Hilfsbringer dazustehen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und weitaus weniger darum, tatsächlich auch etwas konkret zu leisten.
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Dr. Wolfram Lacher, Stiftung Wissenschaft und Politik
"Und es wird mit Sicherheit auch darum gehen, die großen Geldbeträge zu verteilen und zu unterschlagen, die die Regierung in Tripolis schon jetzt für Darna bereitgestellt hat."
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Dunja Hayali.
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