Grundschulen in Deutschland:Lehrerverband: Englischunterricht streichen
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Immer mehr Viertklässler in Deutschland können laut Iglu-Studie nicht richtig lesen. Daher spricht sich der Lehrerpräsident nun gegen Englischunterricht an allen Grundschulen aus.
Der Deutsche Lehrerverband fordert eine Konzentration an den Grundschulen auf die Kernfächer.
Quelle: dpa
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hat sich für einen Verzicht auf Englischunterricht an Grundschulen ausgesprochen. "Wir glauben, dass tatsächlich der Englischunterricht verzichtbar ist und dass man umschichten kann auf beispielsweise den Leseunterricht", sagte er am Freitag. Er führte aus:
Iglu-Studie: Jeder vierte Viertklässler hat Schwächen beim Lesen
Hintergrund ist die im Mai vorgestellte internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu), nach der jeder vierte Viertklässler in Deutschland nicht richtig lesen kann. International schneiden Grundschüler in Deutschland bei der Lesekompetenz schlechter ab als Gleichaltrige in vielen anderen Ländern.
An einigen Schulen könne der Englischunterricht auch Sinn ergeben, erklärte Meidinger. "Aber wir haben eben auch Klassen, da haben wir 70, 80, 90 Prozent Kinder mit Zuwanderungsgeschichte, die kaum genügend Deutschkenntnisse haben", betonte er. Da setze man mit dem Englischunterricht falsche Schwerpunkte.
Jeder vierte Viertklässler wird den Lese-Anforderungen nicht gerecht. Das hat die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung ergeben Deutschland hat sich damit erneut verschlechtert.16.05.2023 | 1:52 min
Meidinger fordert mehr vorschulische Förderung
Die Kenntnisse, die Grundschülern vermittelt werden, seien zum Teil so unterschiedlich, dass in weiterführenden Schulen ohnehin "fast alle wieder bei null anfangen", sagte der Lehrer. Das Streichen des Englischunterrichts sei nicht die einzige Möglichkeit, um Grundschüler besser in den Kernfächern zu unterrichten. Meidinger plädierte für mehr vorschulische Förderung.
Grundschulverband skeptisch
Der Grundschulverband sieht Meidingers Vorstoß zum Englischunterricht skeptisch. Der Vorschlag löse ganz sicher keine der wirklichen Herausforderungen, sagte der Vorsitzende Edgar Bohn am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. "Grundschulen sind unterfinanziert, mit Aufgaben überfrachtet und arbeiten zunehmend mit Personal, das für die spezifische und herausfordernde Aufgabe des Anfangsunterrichts nicht hinreichend qualifiziert ist."
- Die Iglu-Tests werden seit 2001 im Fünf-Jahres-Rhythmus durchgeführt.
- Verantwortlich ist das Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund.
- Gefördert wird das Projekt von der KMK und dem Bundesbildungsministerium.
- Die aktuelle Erhebung stammt von 2021.
- Teilgenommen haben rund 4.600 Schüler aus 252 vierten Klassen in Deutschland.
- Sie bekamen jeweils Sach- und Erzähltexte und dazugehörige Verständnisaufgaben, die sie an Laptops lösen mussten.
- International nahmen rund 400.000 Schüler aus 65 Staaten und Regionen teil.
Quelle: dpa