Umstrittene Justizreform: Wieder Demonstrationen in Israel

    Umstrittene Justizreform:Wieder Demonstrationen in Israel

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    In Israel sind erneut Zehntausende Demonstranten auf die Straßen gegangen. Sie protestieren gegen die Justizreform von Miniterpräsident Netanjahu. Dabei wurden sie auch kreativ.

    Tausende demonstrieren gegen die geplante Justizreform in Israel.
    Tausende demonstrieren gegen die geplante Justizreform in Israel. (01.07.2023)
    Quelle: Gil Cohen-Magen/AFP

    In Israel haben am Samstagabend wieder Zehntausende Menschen gegen die umstrittene Justizreform protestiert. Bei der zentralen Kundgebung in Tel Aviv skandierten die Demonstranten "Demokratie", während sie weiß-blaue Nationalfahnen schwenkten. Mehrere Teilnehmer dichteten das Protestlied "Bella Ciao" zudem kurzerhand zu "Bibi Ciao" um. "Bibi" ist der Spitzname des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
    Auch in Jerusalem, Haifa und etlichen weiteren Städten gingen Medienberichten zufolge wieder Tausende auf die Straße.
    Erst vor wenigen Tagen protestierten Tausende gegen Netanjahus Reform:

    Gesetz soll nächste Woche verabschiedet werden

    Die Regierung geht die Justizreform aktuell wieder konkret an. Netanjahu hatte die Pläne zum Umbau des Justizsystems nach massivem Druck im März zunächst ausgesetzt.
    Israelischen Medien zufolge soll nun aber in den nächsten Wochen ein Gesetz verabschiedet werden, das die Möglichkeit des Gerichts einschränken soll, Entscheidungen der Regierung für "unangemessen" zu erklären. Kritiker befürchten, dass entscheidende Posten so willkürlich von der Regierung besetzt werden könnten.
    Ende März wurde die Justizreform ausgesetzt:

    Viele problematische Punkte

    Vor wenigen Tagen versuchte Netanjahu noch zu beschwichtigen: Er habe einen umstrittenen Teil der Reform "verworfen", sagte er dem "Wall Street Journal". Konkret gehe es um eine Klausel, mit der das Parlament die Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs mit einer einfachen Mehrheit aufheben kann.
    Kritiker sehen darin jedoch keine Kehrtwende der Reform, auch weil aus ihrer Sicht noch viele weitere problematische Punkte auf der Agenda der Regierung stehen.

    Demonstration vor Flughafen in Tel Aviv geplant

    Die Koalition will mit dem Umbau das oberste Gericht des Landes gezielt schwächen. Die Regierung wirft den Richtern übertriebene Einmischung in politische Entscheidungen vor. Kritiker sehen die Gewaltenteilung und damit die demokratische Ordnung in Gefahr.
    Für Montagabend ist bereits die nächste Demonstration geplant - vor dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. Der Flugverkehr soll dabei nach Angaben der Organisatoren nicht gestört werden. In Israel sind derzeit Sommerferien und viele Familien fliegen in die Ferien.
    Quelle: dpa

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