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Debatte über Cancel Culture:Kerkeling: Schlämmer so nicht mehr möglich
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Wo gibt es Cancel Culture? Worüber darf man lachen und worüber nicht? Hape Kerkeling und Düzen Tekkal blicken bei "maybrit illner" auf die Cancel-Culture-Debatte.
Hape Kerkeling zu Gast bei "maybrit illner".
Quelle: ZDF
Hape Kerkeling bezweifelt, dass seine bekannteste Figur Horst Schlämmer heute noch akzeptiert würde. "Ob das heute noch so funktionieren würde als Horst Schlämmer, wage ich zu bezweifeln", sagte der 58 Jahre alte Komiker, Schauspieler und Buchautor in der ZDF-Sendung "maybrit illner", in der es unter anderem um Cancel Culture und Meinungsfreiheit ging.
Der Zeitungsreporter Schlämmer mit Überbiss und Schnappatmung ist für Kerkeling der "Prototyp weißer alter Mann." Doch der Schauspieler hatte damals das Gefühl, dass er sich über die "weißen alten Männer" lustig machen durfte und musste, denn er sei eben nicht der gleiche Typ.
Entertainer Hape Kerkeling spricht sich im Kampf für Gleichberechtigung für eine langsamere Herangehensweise aus. Er weist dabei vor allem auf die erstarkende Position der AfD hin.21.07.2023 | 0:58 min
Kerkeling: "Möglichst viele mitnehmen"
Kerkeling erklärte, dass es aus seiner Sicht auch möglich bleiben müsse, dass ein heterosexueller Mann einen homosexuellen Mann spiele oder ein Mann eine Frau. "Das muss schon alles möglich bleiben."
Er finde es auch problematisch, dass in Deutschland lebende Ausländer mittlerweile nur noch akzentlos dargestellt werden dürften, weil man sich sonst dem Vorwurf der Diskriminierung aussetze.
Bei all diesen Änderungen sollte man "gemächlichen Schrittes" vorgehen und versuchen, möglichst viele Menschen mitzunehmen.
Sehen Sie hier die ganze "maybrit Illner Sendung" mit Hape Kerkeling:
Kerkeling: Gendern schafft Bewusstsein
Ein großes Streitthema in der Gesellschaft ist das Gendern. Angesprochen auf die geschlechtsneutrale Sprache erklärt Kerkeling im ZDF: "Ich finde auch vernünftig, dass wir das ausprobieren. Ob es dabei bleibt, wird man sehen."
Aus seiner Sicht sensibilisiert die Verwendung dafür, dass es über viele Jahre Diskriminierung von Frauen gegeben habe. Zudem schaffe es ein Bewusstsein dafür, dass es über viele Jahrzehnte einen systemischen Rassismus gab.
Er könne zugleich nur unterstreichen, was Friedrich Merz gesagt habe: "Wer deswegen AfD wählt, dem ist nicht zu helfen."
Queer-Aktivistin Leonie Plaar erklärte bei "maybrit illner", sie fordere keine Genderpflicht:
Queer-Aktivistin Leonie Plaar erklärt, sie fordere keine Genderpflicht, "noch zwinge ich das irgendwem auf."21.07.2023 | 1:01 min
Tekkal: Erfahrung zählt, nicht Betroffenheit
Düzen Tekkal, Autorin, Politikwissenschaftlerin, kurdisch-jesidischer Abstammung, betonte mit Blick auf die Problematik von Meinungsfreiheit und Cancel Culture, dass die Menschen nicht empfindlicher seien, sondern sich einfach nur der Diskurs erweitert habe. Nach Ansicht von Tekkal sei verbieten nicht der richtige Weg, man müsse es vorleben.
Die Politikwissenschaftlerin ist sich sicher:
Es zähle die Erfahrung, nicht die Betroffenheit.
Horst Schlämmer bei der "Goldenen Kamera" 2017
Quelle: ZDF
"Nicht jede Meinung ist gleich Cancel Culture"
Die Möglichkeit eines Shitstorms schwebe dabei immer wie ein Damoklesschwert über allem. Wichtig sei deshalb, ganz genau zuzuhören und die "ismen" zu bekämpfen, denn "nicht jede Meinung ist gleich Cancel Culture".
Düzen Tekkal forderte, dass über Probleme konkreter gesprochen werden müsse, um diese zu lösen, müsse man in Graustufen sprechen. Die Autorin machte deutlich:
Kerkeling: Sind auf dem falschen Weg
Hape Kerkeling sagte bei "maybritt illner": "Wenn man dieser Diskussion, die bis jetzt geführt wurde, zuhört, und nicht weiß, in welcher Gesellschaft wir heute leben, müsste man annehmen, dass wir auf dem besten Wege sind, so eine Art 'liberales Paradies' zu schaffen (...) - das Gegenteil ist aber der Fall."
Seiner Ansicht nach gehe es gerade in die falsche Richtung. Man müsse die Menschen mitnehmen.
Kerkeling gab auch zu bedenken, dass beim Beschreiten des sanften Wegs nicht vergessen werden sollte, dass die Gegenseite militant ist.
Weiter erklärt Kerkeling: "Das wir aufmerksamer werden, auch auf unsere Sprache achten und schauen, wo findet Diskriminierung statt, die wir vorher nicht wahrgenommen haben, das ist sicherlich ganz wertvoll."
Kerkeling beklagt "homophobe Stimmung"
Zugleich berichtet Kerkeling, dass er mit seinem Mann von Berlin nach Köln gezogen sei.
Der Schauspieler sagt weiter: "Dementsprechend haben wir uns dafür entschieden, Berlin schweren Herzens zu verlassen und nach Köln zurückzugehen, was wir auch bisher nicht bereut haben."
Kerkeling habe manchmal das Gefühl, dass "wir in einer ähnlichen Zeit leben, wie in der Weimarer Republik". Dort habe es Fortschritt gegeben. Doch:
Quelle: ZDF, dpa
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